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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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du kannst doch wissen, daß du nach meinem Leben dort deines beschließen
und nachgenießen wirst. -- Der beste Empfang für dich wird bei uns
die Ordnung sein, woran das weibliche Geschlecht mit Freuden und Muße
zu schaffen anfängt. -- Auf deine Abend-Erzählungen, mir interessanter
als die besten bei Buchner, freu' ich mich unsäglich, da mich alle5
Gegenstände derselben so interessieren. -- Frage Scherzes halber nach
Matzdorf. -- Schwabacher will mir für den pr[eußischen] Thaler
statt 45 kr. nur 42 zahlen und so hättest du einen Verlust von 25 fl.
-- Hier hast du Otto's Rath, und hinter diesem meinen Gegenrath.

10

Die dumme Geldsache hat meinen Vormittag verzehrt und ich habe
wie gewöhnlich im Haushalten mein Schreiben und Gewinnen ver-
säumt, um einem elenden Verluste auszuweichen. Die Sache bleibt
jetzt so entschieden: du setzest alles in Gold um. In Sachsen ist das preu-
ßische Geld neuerlich auf 42 kr. herabgesetzt. Zur Erfüllung der ziemlich15
frechen Schwabachers Bitte, die eben so porto-frech von ihm hier
beigelegt wird, nimm dir keine Zeit, denn du hast keine. -- Komme an
mein Herz so froh, wie deines es verdient.

Grüße!
R.20
12. An Karoline Richter in Leipzig.

Meine Gute! Am Donnerstage wird der Kutscher -- den ich nach zwei-
fachem Handeln nicht wolfeiler als für 50 fl. bekommen konnte und der
für Geleite, Zoll etc. etc. und sein Essen zu zahlen hat -- dir dieses Blätt-25
chen bringen. Du wirst also doch über Altenburg fahren und von Hempel
mir die osterländischen Blätter von 1818 und 19 und die Betrachtungen
über das Abebuch mitbringen können. -- Die Generalin versprach mir
das gewisse Mitfahren ihrer Tochter. Ich und die Kinder haben schon
über das Aussteigen, Abpacken gesprochen, wie es mit Betty's Sitzen-30
bleiben oder sonst zu machen. -- Heute bekamen wir dein letztes Blatt.
Meines mußt du am Dienstage, dem Tag vor deiner Abreise, noch be-
kommen haben mit der zurück geschickten Anweisung auf die 500 rtl.,
weil Schwabacher den Thaler nur zu 1 fl. 42 kr. auszahlen will. Daß

du kannſt doch wiſſen, daß du nach meinem Leben dort deines beſchließen
und nachgenießen wirſt. — Der beſte Empfang für dich wird bei uns
die Ordnung ſein, woran das weibliche Geſchlecht mit Freuden und Muße
zu ſchaffen anfängt. — Auf deine Abend-Erzählungen, mir intereſſanter
als die beſten bei Buchner, freu’ ich mich unſäglich, da mich alle5
Gegenſtände derſelben ſo intereſſieren. — Frage Scherzes halber nach
Matzdorf. — Schwabacher will mir für den pr[eußiſchen] Thaler
ſtatt 45 kr. nur 42 zahlen und ſo hätteſt du einen Verluſt von 25 fl.
— Hier haſt du Otto’s Rath, und hinter dieſem meinen Gegenrath.

10

Die dumme Geldſache hat meinen Vormittag verzehrt und ich habe
wie gewöhnlich im Haushalten mein Schreiben und Gewinnen ver-
ſäumt, um einem elenden Verluſte auszuweichen. Die Sache bleibt
jetzt ſo entſchieden: du ſetzeſt alles in Gold um. In Sachſen iſt das preu-
ßiſche Geld neuerlich auf 42 kr. herabgeſetzt. Zur Erfüllung der ziemlich15
frechen Schwabachers Bitte, die eben ſo porto-frech von ihm hier
beigelegt wird, nimm dir keine Zeit, denn du haſt keine. — Komme an
mein Herz ſo froh, wie deines es verdient.

Grüße!
R.20
12. An Karoline Richter in Leipzig.

Meine Gute! Am Donnerſtage wird der Kutſcher — den ich nach zwei-
fachem Handeln nicht wolfeiler als für 50 fl. bekommen konnte und der
für Geleite, Zoll ꝛc. ꝛc. und ſein Eſſen zu zahlen hat — dir dieſes Blätt-25
chen bringen. Du wirſt alſo doch über Altenburg fahren und von Hempel
mir die oſterländiſchen Blätter von 1818 und 19 und die Betrachtungen
über das Abebuch mitbringen können. — Die Generalin verſprach mir
das gewiſſe Mitfahren ihrer Tochter. Ich und die Kinder haben ſchon
über das Ausſteigen, Abpacken geſprochen, wie es mit Betty’s Sitzen-30
bleiben oder ſonſt zu machen. — Heute bekamen wir dein letztes Blatt.
Meines mußt du am Dienſtage, dem Tag vor deiner Abreiſe, noch be-
kommen haben mit der zurück geſchickten Anweiſung auf die 500 rtl.,
weil Schwabacher den Thaler nur zu 1 fl. 42 kr. auszahlen will. Daß

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[9/0014] du kannſt doch wiſſen, daß du nach meinem Leben dort deines beſchließen und nachgenießen wirſt. — Der beſte Empfang für dich wird bei uns die Ordnung ſein, woran das weibliche Geſchlecht mit Freuden und Muße zu ſchaffen anfängt. — Auf deine Abend-Erzählungen, mir intereſſanter als die beſten bei Buchner, freu’ ich mich unſäglich, da mich alle 5 Gegenſtände derſelben ſo intereſſieren. — Frage Scherzes halber nach Matzdorf. — Schwabacher will mir für den pr[eußiſchen] Thaler ſtatt 45 kr. nur 42 zahlen und ſo hätteſt du einen Verluſt von 25 fl. — Hier haſt du Otto’s Rath, und hinter dieſem meinen Gegenrath. Nachmitt. um 3 Uhr 10 Die dumme Geldſache hat meinen Vormittag verzehrt und ich habe wie gewöhnlich im Haushalten mein Schreiben und Gewinnen ver- ſäumt, um einem elenden Verluſte auszuweichen. Die Sache bleibt jetzt ſo entſchieden: du ſetzeſt alles in Gold um. In Sachſen iſt das preu- ßiſche Geld neuerlich auf 42 kr. herabgeſetzt. Zur Erfüllung der ziemlich 15 frechen Schwabachers Bitte, die eben ſo porto-frech von ihm hier beigelegt wird, nimm dir keine Zeit, denn du haſt keine. — Komme an mein Herz ſo froh, wie deines es verdient. Grüße! R. 20 12. An Karoline Richter in Leipzig. Baireut d. 22ten [Jenn.] 〈Sonnabends〉 1820 Meine Gute! Am Donnerſtage wird der Kutſcher — den ich nach zwei- fachem Handeln nicht wolfeiler als für 50 fl. bekommen konnte und der für Geleite, Zoll ꝛc. ꝛc. und ſein Eſſen zu zahlen hat — dir dieſes Blätt- 25 chen bringen. Du wirſt alſo doch über Altenburg fahren und von Hempel mir die oſterländiſchen Blätter von 1818 und 19 und die Betrachtungen über das Abebuch mitbringen können. — Die Generalin verſprach mir das gewiſſe Mitfahren ihrer Tochter. Ich und die Kinder haben ſchon über das Ausſteigen, Abpacken geſprochen, wie es mit Betty’s Sitzen- 30 bleiben oder ſonſt zu machen. — Heute bekamen wir dein letztes Blatt. Meines mußt du am Dienſtage, dem Tag vor deiner Abreiſe, noch be- kommen haben mit der zurück geſchickten Anweiſung auf die 500 rtl., weil Schwabacher den Thaler nur zu 1 fl. 42 kr. auszahlen will. Daß

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/14>, abgerufen am 28.03.2024.