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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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ein englisches Federmesser mit gerader Klinge mit? -- Sprich doch nicht
von deiner Entbehrlichkeit! Nur durch deine Fürsorge Vorordnung ist
einige in Haushalten da und hier mehr im Küchenantheil. Aber für die
Erziehung der Töchter und für mein ganzes, ganzes Wesen gäb es ohne
dich nur Bedürfnis. Wärest du mir entbehrlich, so wär' ichs dir auch.5
Quäle mich nicht mehr mit deiner falschen Selbererniedrigung. -- Emma
ist am besten in der Küche; aber zur Ordnung, zur Übersicht, zum Ge-
schäftblick ist nur Odilia geschaffen. Und wie unentbehrlich war mir
diese geborne Krankenwärterin! -- Lasse von Reimer eine Antwort an
mich abholen.10

Bitte Henriette und Julius, die ich grüße, recht, daß sie dich nicht
wagen lassen.

Dieß ist nun mein letzter Brief nach Berlin. -- Wolkige Stunden,
zumal in der Nacht, werd ich haben, bis ich in dein treues Angesicht
wieder schaue. Mein einziger Trost ist die feste Zuversicht zu Gott, daß er15
mich, wie immer, mit Schmerzen verschonet, die mir zu groß wären; und
so wird er auch dich noch lange mit meinem Tode verschonen, denk' ich.

Dein
Richter
9. An Emanuel.20

Guten Morgen, mein Emanuel! Immer lag C[aroline]'s Brief
wartend da. -- Wir danken alle der lieblichen Gastgeberin, die uns
gestern zu Tische geladen und deren Gericht vortrefflich geblieben, ob-
gleich erst abends gegessen. -- Morgen nach allen Regeln bricht sich25
der Wintergrimm. Ich bessere mich täglich -- aber leider nur physisch.

10. An Emanuel.

Guten Abend, mein geliebter Emanuel! Hier meiner guten C[aroline]
Brief, die gestern Ihren und meinen bekommen hat und den mir Otto30
Freitags zurücksende. -- Schwabacher sagt, daß hier die preußischen
Thaler 3 kr. verlieren (nur 42 kr. gelten), so daß ich an den 500 rtl.
-- für seine Rechnung an Friedländer bezahlt -- gerade 25 fl. verliere.
Er räth mir oder ihr lieber zu Ld'or. -- Gute Nacht! (Mit meinen
Furunkeln bessert sichs; nur noch 2 stehen in Blüte.)35

ein engliſches Federmeſſer mit gerader Klinge mit? — Sprich doch nicht
von deiner Entbehrlichkeit! Nur durch deine Fürſorge 〈Vorordnung〉 iſt
einige in Haushalten da und hier mehr im Küchenantheil. Aber für die
Erziehung der Töchter und für mein ganzes, ganzes Weſen gäb es ohne
dich nur Bedürfnis. Wäreſt du mir entbehrlich, ſo wär’ ichs dir auch.5
Quäle mich nicht mehr mit deiner falſchen Selbererniedrigung. — Emma
iſt am beſten in der Küche; aber zur Ordnung, zur Überſicht, zum Ge-
ſchäftblick iſt nur Odilia geſchaffen. Und wie unentbehrlich war mir
dieſe geborne Krankenwärterin! — Laſſe von Reimer eine Antwort an
mich abholen.10

Bitte Henriette und Julius, die ich grüße, recht, daß ſie dich nicht
wagen laſſen.

Dieß iſt nun mein letzter Brief nach Berlin. — Wolkige Stunden,
zumal in der Nacht, werd ich haben, bis ich in dein treues Angeſicht
wieder ſchaue. Mein einziger Troſt iſt die feſte Zuverſicht zu Gott, daß er15
mich, wie immer, mit Schmerzen verſchonet, die mir zu groß wären; und
ſo wird er auch dich noch lange mit meinem Tode verſchonen, denk’ ich.

Dein
Richter
9. An Emanuel.20

Guten Morgen, mein Emanuel! Immer lag C[aroline]’s Brief
wartend da. — Wir danken alle der lieblichen Gaſtgeberin, die uns
geſtern zu Tiſche geladen und deren Gericht vortrefflich geblieben, ob-
gleich erſt abends gegeſſen. — Morgen nach allen Regeln bricht ſich25
der Wintergrimm. Ich beſſere mich täglich — aber leider nur phyſiſch.

10. An Emanuel.

Guten Abend, mein geliebter Emanuel! Hier meiner guten C[aroline]
Brief, die geſtern Ihren und meinen bekommen hat und den mir Otto30
Freitags zurückſende. — Schwabacher ſagt, daß hier die preußiſchen
Thaler 3 kr. verlieren (nur 42 kr. gelten), ſo daß ich an den 500 rtl.
— für ſeine Rechnung an Friedländer bezahlt — gerade 25 fl. verliere.
Er räth mir oder ihr lieber zu Ld’or. — Gute Nacht! (Mit meinen
Furunkeln beſſert ſichs; nur noch 2 ſtehen in Blüte.)35

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[7/0012] ein engliſches Federmeſſer mit gerader Klinge mit? — Sprich doch nicht von deiner Entbehrlichkeit! Nur durch deine Fürſorge 〈Vorordnung〉 iſt einige in Haushalten da und hier mehr im Küchenantheil. Aber für die Erziehung der Töchter und für mein ganzes, ganzes Weſen gäb es ohne dich nur Bedürfnis. Wäreſt du mir entbehrlich, ſo wär’ ichs dir auch. 5 Quäle mich nicht mehr mit deiner falſchen Selbererniedrigung. — Emma iſt am beſten in der Küche; aber zur Ordnung, zur Überſicht, zum Ge- ſchäftblick iſt nur Odilia geſchaffen. Und wie unentbehrlich war mir dieſe geborne Krankenwärterin! — Laſſe von Reimer eine Antwort an mich abholen. 10 Bitte Henriette und Julius, die ich grüße, recht, daß ſie dich nicht wagen laſſen. Dieß iſt nun mein letzter Brief nach Berlin. — Wolkige Stunden, zumal in der Nacht, werd ich haben, bis ich in dein treues Angeſicht wieder ſchaue. Mein einziger Troſt iſt die feſte Zuverſicht zu Gott, daß er 15 mich, wie immer, mit Schmerzen verſchonet, die mir zu groß wären; und ſo wird er auch dich noch lange mit meinem Tode verſchonen, denk’ ich. Dein Richter 9. An Emanuel. 20 [Bayreuth, 17. Jan. 1820] Guten Morgen, mein Emanuel! Immer lag C[aroline]’s Brief wartend da. — Wir danken alle der lieblichen Gaſtgeberin, die uns geſtern zu Tiſche geladen und deren Gericht vortrefflich geblieben, ob- gleich erſt abends gegeſſen. — Morgen nach allen Regeln bricht ſich 25 der Wintergrimm. Ich beſſere mich täglich — aber leider nur phyſiſch. 10. An Emanuel. [Bayreuth, 19. Jan. 1820. Mittwoch] Guten Abend, mein geliebter Emanuel! Hier meiner guten C[aroline] Brief, die geſtern Ihren und meinen bekommen hat und den mir Otto 30 Freitags zurückſende. — Schwabacher ſagt, daß hier die preußiſchen Thaler 3 kr. verlieren (nur 42 kr. gelten), ſo daß ich an den 500 rtl. — für ſeine Rechnung an Friedländer bezahlt — gerade 25 fl. verliere. Er räth mir oder ihr lieber zu Ld’or. — Gute Nacht! (Mit meinen Furunkeln beſſert ſichs; nur noch 2 ſtehen in Blüte.) 35

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/12>, abgerufen am 19.04.2024.