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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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Vorwort

Die Jahre 1815 bis 1819, die dieser vorletzte Briefband um-
spannt, sind hauptsächlich durch die längeren Reisen nach Regens-
burg, Heidelberg, Frankfurt, Stuttgart und Löbichau gekennzeichnet,
durch die Jean Pauls schon etwas eingetrocknetes Leben neuen Auf-
schwung erhielt und sein Bekannten- und Freundeskreis und damit
auch sein Briefwechsel sich stark erweiterte. Da er stets allein reiste,
nur von seinem Hunde begleitet, wird der intensive Briefwechsel mit
der daheimgebliebenen Gattin zur ergiebigsten Quelle. Unter den
neugewonnenen Freunden steht Heinrich Voß an erster Stelle; Jean
Pauls Briefe an ihn sind uns nahezu vollständig, wenn auch nicht
immer im Original, erhalten, während die sehr zahlreichen und aus-
führlichen Briefe von Voß, die Jean Paul nach dem frühen Tode
des Freundes der Familie zurückgab, meist nur in stark gekürzten,
unzuverlässigen Drucken vorliegen. Die Freundschaft mit Sophie
Paulus in Heidelberg, eine späte Nachblüte der vorehelichen Lieb-
schaften, dauerte nur ein Jahr und führte zu keiner intensiven Kor-
respondenz, da Sophie eine schlechte Briefschreiberin war und Jean
Paul auf seine eifersüchtige Frau Rücksicht nehmen mußte. Der
Briefwechsel mit der sympathischen Frau von Ende wurde meist von
Karoline geführt. Das Verhältnis zu Emanuel, der sich in diesen
Jahren eine Familie gründet, wird womöglich noch inniger, während
das zu Otto sich merklich abkühlt. Der Briefwechsel mit Jacobi
schläft schon einige Jahre vor dessen Tode (1819) fast ganz ein.
Neben dem Hauptverleger Cotta tritt jetzt Reimer mehr und mehr
in den Vordergrund. Die Pensionsangelegenheit, die den Dichter
anfangs noch stark beschäftigt, findet schon nach einem Jahre einen
glücklichen Abschluß. Gegen Ende des Bandes beginnt der Brief-
wechsel mit dem in München studierenden Sohn und mit der nach
Berlin verreisten Gattin.

Vorwort

Die Jahre 1815 bis 1819, die dieſer vorletzte Briefband um-
ſpannt, ſind hauptſächlich durch die längeren Reiſen nach Regens-
burg, Heidelberg, Frankfurt, Stuttgart und Löbichau gekennzeichnet,
durch die Jean Pauls ſchon etwas eingetrocknetes Leben neuen Auf-
ſchwung erhielt und ſein Bekannten- und Freundeskreis und damit
auch ſein Briefwechſel ſich ſtark erweiterte. Da er ſtets allein reiſte,
nur von ſeinem Hunde begleitet, wird der intenſive Briefwechſel mit
der daheimgebliebenen Gattin zur ergiebigſten Quelle. Unter den
neugewonnenen Freunden ſteht Heinrich Voß an erſter Stelle; Jean
Pauls Briefe an ihn ſind uns nahezu vollſtändig, wenn auch nicht
immer im Original, erhalten, während die ſehr zahlreichen und aus-
führlichen Briefe von Voß, die Jean Paul nach dem frühen Tode
des Freundes der Familie zurückgab, meiſt nur in ſtark gekürzten,
unzuverläſſigen Drucken vorliegen. Die Freundſchaft mit Sophie
Paulus in Heidelberg, eine ſpäte Nachblüte der vorehelichen Lieb-
ſchaften, dauerte nur ein Jahr und führte zu keiner intenſiven Kor-
reſpondenz, da Sophie eine ſchlechte Briefſchreiberin war und Jean
Paul auf ſeine eiferſüchtige Frau Rückſicht nehmen mußte. Der
Briefwechſel mit der ſympathiſchen Frau von Ende wurde meiſt von
Karoline geführt. Das Verhältnis zu Emanuel, der ſich in dieſen
Jahren eine Familie gründet, wird womöglich noch inniger, während
das zu Otto ſich merklich abkühlt. Der Briefwechſel mit Jacobi
ſchläft ſchon einige Jahre vor deſſen Tode (1819) faſt ganz ein.
Neben dem Hauptverleger Cotta tritt jetzt Reimer mehr und mehr
in den Vordergrund. Die Penſionsangelegenheit, die den Dichter
anfangs noch ſtark beſchäftigt, findet ſchon nach einem Jahre einen
glücklichen Abſchluß. Gegen Ende des Bandes beginnt der Brief-
wechſel mit dem in München ſtudierenden Sohn und mit der nach
Berlin verreiſten Gattin.

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[V/0004] Vorwort Die Jahre 1815 bis 1819, die dieſer vorletzte Briefband um- ſpannt, ſind hauptſächlich durch die längeren Reiſen nach Regens- burg, Heidelberg, Frankfurt, Stuttgart und Löbichau gekennzeichnet, durch die Jean Pauls ſchon etwas eingetrocknetes Leben neuen Auf- ſchwung erhielt und ſein Bekannten- und Freundeskreis und damit auch ſein Briefwechſel ſich ſtark erweiterte. Da er ſtets allein reiſte, nur von ſeinem Hunde begleitet, wird der intenſive Briefwechſel mit der daheimgebliebenen Gattin zur ergiebigſten Quelle. Unter den neugewonnenen Freunden ſteht Heinrich Voß an erſter Stelle; Jean Pauls Briefe an ihn ſind uns nahezu vollſtändig, wenn auch nicht immer im Original, erhalten, während die ſehr zahlreichen und aus- führlichen Briefe von Voß, die Jean Paul nach dem frühen Tode des Freundes der Familie zurückgab, meiſt nur in ſtark gekürzten, unzuverläſſigen Drucken vorliegen. Die Freundſchaft mit Sophie Paulus in Heidelberg, eine ſpäte Nachblüte der vorehelichen Lieb- ſchaften, dauerte nur ein Jahr und führte zu keiner intenſiven Kor- reſpondenz, da Sophie eine ſchlechte Briefſchreiberin war und Jean Paul auf ſeine eiferſüchtige Frau Rückſicht nehmen mußte. Der Briefwechſel mit der ſympathiſchen Frau von Ende wurde meiſt von Karoline geführt. Das Verhältnis zu Emanuel, der ſich in dieſen Jahren eine Familie gründet, wird womöglich noch inniger, während das zu Otto ſich merklich abkühlt. Der Briefwechſel mit Jacobi ſchläft ſchon einige Jahre vor deſſen Tode (1819) faſt ganz ein. Neben dem Hauptverleger Cotta tritt jetzt Reimer mehr und mehr in den Vordergrund. Die Penſionsangelegenheit, die den Dichter anfangs noch ſtark beſchäftigt, findet ſchon nach einem Jahre einen glücklichen Abſchluß. Gegen Ende des Bandes beginnt der Brief- wechſel mit dem in München ſtudierenden Sohn und mit der nach Berlin verreiſten Gattin.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/4>, abgerufen am 29.03.2024.