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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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143. An Emanuel.

Guten Morgen! Lesen Sie doch von diesem unverschämten
Buche das Titel- und das letzte Blatt, und darauf das Übrige, das
zweifelhaft läßt, wie viel Lüge darin ist oder ob lauter. Geben5
Sie es dann Otto. -- Wahr[scheinlich] werd' ich ihn öffentlich
Lügen strafen müssen.

R.
*144. An Joh. David Mumenthaler in Langenthal.
10

Mit Freude sah ich wieder Ihr Frühlings-Grün und die Vergiß-
meinnicht, welche Sie darauf gesäet.

Gern erfüll' ich alle Ihre Wünsche.

Die grönländischen Prozesse (2 B[ände] bei Voß in Berlin) sind
mein erstes Werk, auf Universitäten gemacht im 18ten Jahr, blos15
voll Einfälle. -- Das zweite, die Auswahl aus des Teufels Papieren,
ist nicht mehr zu haben, weil der Verleger bankerut gemacht; ein
Theil davon ist in die Palingenesien aufgenommen; das Übrige
lass' ich auch noch drucken.

Heinse ist nicht der Verfasser der "Dya-na-Sore" (ein armer20
Soldat in Wien wars), noch "der Briefe aus Italien", aber der
von "Anastasia" ist er.

Meine kleinen Aufsätze könnt' ich Ihnen unmöglich alle auf-
zählen; auch sind manche in große Werke (z. B. Litteratur und
Völkerkunde von Archenholz) versteckt, folglich unkaufbar. Aber25
sie werden alle von mir gesammelt; und Sie haben dann das herum-
flatternde Gevögel in Einem Käfig.

Das zweite Blatt gehört in Ihr Stammbuch.

Verzeihen Sie meinem Zeitmangel, der bisher durch ein kleines
Wechselfieber noch größer wurde, die Kürze!30

Leben Sie wol, geliebter Mann!

Ihr
J. P. Fr. Richter
[Beilage]

Die Alten baueten ihre Tempel immer auf Anhöhen. -- Auf35
Euern Alpen, Ihr Schweizer! stehen die alten unsichtbaren Tempel

4 Jean Paul Briefe. VI.
143. An Emanuel.

Guten Morgen! Leſen Sie doch von dieſem unverſchämten
Buche das Titel- und das letzte Blatt, und darauf das Übrige, das
zweifelhaft läßt, wie viel Lüge darin iſt oder ob lauter. Geben5
Sie es dann Otto. — Wahr[ſcheinlich] werd’ ich ihn öffentlich
Lügen ſtrafen müſſen.

R.
*144. An Joh. David Mumenthaler in Langenthal.
10

Mit Freude ſah ich wieder Ihr Frühlings-Grün und die Vergiß-
meinnicht, welche Sie darauf geſäet.

Gern erfüll’ ich alle Ihre Wünſche.

Die grönländiſchen Prozeſſe (2 B[ände] bei Voß in Berlin) ſind
mein erſtes Werk, auf Univerſitäten gemacht im 18ten Jahr, blos15
voll Einfälle. — Das zweite, die Auswahl aus des Teufels Papieren,
iſt nicht mehr zu haben, weil der Verleger bankerut gemacht; ein
Theil davon iſt in die Palingeneſien aufgenommen; das Übrige
laſſ’ ich auch noch drucken.

Heinſe iſt nicht der Verfaſſer der „Dya-na-Sore“ (ein armer20
Soldat in Wien wars), noch „der Briefe aus Italien“, aber der
von „Anaſtaſia“ iſt er.

Meine kleinen Aufſätze könnt’ ich Ihnen unmöglich alle auf-
zählen; auch ſind manche in große Werke (z. B. Litteratur und
Völkerkunde von Archenholz) verſteckt, folglich unkaufbar. Aber25
ſie werden alle von mir geſammelt; und Sie haben dann das herum-
flatternde Gevögel in Einem Käfig.

Das zweite Blatt gehört in Ihr Stammbuch.

Verzeihen Sie meinem Zeitmangel, der bisher durch ein kleines
Wechſelfieber noch größer wurde, die Kürze!30

Leben Sie wol, geliebter Mann!

Ihr
J. P. Fr. Richter
[Beilage]

Die Alten baueten ihre Tempel immer auf Anhöhen. — Auf35
Euern Alpen, Ihr Schweizer! ſtehen die alten unſichtbaren Tempel

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[49/0058] 143. An Emanuel. [Bayreuth, 21. Aug. 1809] Guten Morgen! Leſen Sie doch von dieſem unverſchämten Buche das Titel- und das letzte Blatt, und darauf das Übrige, das zweifelhaft läßt, wie viel Lüge darin iſt oder ob lauter. Geben 5 Sie es dann Otto. — Wahr[ſcheinlich] werd’ ich ihn öffentlich Lügen ſtrafen müſſen. R. *144. An Joh. David Mumenthaler in Langenthal. Bayreuth d. 21 Aug. 1809 10 Mit Freude ſah ich wieder Ihr Frühlings-Grün und die Vergiß- meinnicht, welche Sie darauf geſäet. Gern erfüll’ ich alle Ihre Wünſche. Die grönländiſchen Prozeſſe (2 B[ände] bei Voß in Berlin) ſind mein erſtes Werk, auf Univerſitäten gemacht im 18ten Jahr, blos 15 voll Einfälle. — Das zweite, die Auswahl aus des Teufels Papieren, iſt nicht mehr zu haben, weil der Verleger bankerut gemacht; ein Theil davon iſt in die Palingeneſien aufgenommen; das Übrige laſſ’ ich auch noch drucken. Heinſe iſt nicht der Verfaſſer der „Dya-na-Sore“ (ein armer 20 Soldat in Wien wars), noch „der Briefe aus Italien“, aber der von „Anaſtaſia“ iſt er. Meine kleinen Aufſätze könnt’ ich Ihnen unmöglich alle auf- zählen; auch ſind manche in große Werke (z. B. Litteratur und Völkerkunde von Archenholz) verſteckt, folglich unkaufbar. Aber 25 ſie werden alle von mir geſammelt; und Sie haben dann das herum- flatternde Gevögel in Einem Käfig. Das zweite Blatt gehört in Ihr Stammbuch. Verzeihen Sie meinem Zeitmangel, der bisher durch ein kleines Wechſelfieber noch größer wurde, die Kürze! 30 Leben Sie wol, geliebter Mann! Ihr J. P. Fr. Richter Die Alten baueten ihre Tempel immer auf Anhöhen. — Auf 35 Euern Alpen, Ihr Schweizer! ſtehen die alten unſichtbaren Tempel 4 Jean Paul Briefe. VI.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/58>, abgerufen am 18.04.2024.