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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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offnen Briefe an H. St[aats] R[ath] v. Stegeman[n] (den ich Sie
zu versiegeln bitte) antreffen. Der Aufschub der Auszahlung ist
eigentlich mehr für als gegen meine Wünsche. Denn ich bekomme
dadurch Gelegenheit, an den Kaiser von Rußland, welchem ich das
Werkchen Mars und Phoebus Thronwechsel übersende, eine Bitte5
zu thun, durch welche ich vielleicht mehr gewinne als durch die
Pension. Gleichwol bitt' ich Sie um Ihre Verwendung bei H.
v. Stegemann, welcher auf seinen Wegen mir zu Hülfe kommen
möge.

Glücklicher als andere Schriftsteller hab' ich mich durch die10
raubende Zeit geschrieben und jährlich mehr eingenommen als aus-
gegeben. Auch politisch kam ich glücklich durch, da meine Daemme-
rungen
mich leicht hätten in die eines Davoust'schen Kerkers leuchten
können.

Beiliegendes im Dezember geschriebenes Werkchen darf ich Sie15
schon zu lesen bitten, da es sich durch das allen meinen andern
Werken fehlende Verdienst empfiehlt, das kürzeste zu sein.

H. Langermann, der mir unersetzliche, sei herzlich gegrüßt. So
sehr ich mich auf seinen langen Brief freue, so freu' ich mich doch
noch mehr auf sein Buch.20

Meinen herzlichsten Gruß an Ihre theuere Gattin! Leben Sie
froh in dem geretteten und rettenden Preußen!

Ihr
treuer Sohn
Jean Paul Fr. Richter
25
862. An Kunz in Bamberg.

Sie hätten meine lesehungrigen funkelnden Augen sehen sollen, als
das Göttertischchen voll Bücher vor mir gedeckt stand. Ich bitte
mir sogleich ein zweites aus, und wieder nach der schönen Regel,30
daß Sie mir gerade bestimmt nach der aufgeschriebenen Reihe zu-
schicken.

Das Lesegeld wünscht' ich von Ihnen für jede Lieferung eines
Kästchens angesetzt. Sie könnten jenes dann nach Verhältnis des

offnen Briefe an H. St[aats] R[ath] v. Stegeman[n] (den ich Sie
zu verſiegeln bitte) antreffen. Der Aufſchub der Auszahlung iſt
eigentlich mehr für als gegen meine Wünſche. Denn ich bekomme
dadurch Gelegenheit, an den Kaiſer von Rußland, welchem ich das
Werkchen Mars und Phoebus Thronwechsel überſende, eine Bitte5
zu thun, durch welche ich vielleicht mehr gewinne als durch die
Penſion. Gleichwol bitt’ ich Sie um Ihre Verwendung bei H.
v. Stegemann, welcher auf ſeinen Wegen mir zu Hülfe kommen
möge.

Glücklicher als andere Schriftſteller hab’ ich mich durch die10
raubende Zeit geſchrieben und jährlich mehr eingenommen als aus-
gegeben. Auch politiſch kam ich glücklich durch, da meine Daemme-
rungen
mich leicht hätten in die eines Davoust’ſchen Kerkers leuchten
können.

Beiliegendes im Dezember geſchriebenes Werkchen darf ich Sie15
ſchon zu leſen bitten, da es ſich durch das allen meinen andern
Werken fehlende Verdienſt empfiehlt, das kürzeſte zu ſein.

H. Langermann, der mir unerſetzliche, ſei herzlich gegrüßt. So
ſehr ich mich auf ſeinen langen Brief freue, ſo freu’ ich mich doch
noch mehr auf ſein Buch.20

Meinen herzlichſten Gruß an Ihre theuere Gattin! Leben Sie
froh in dem geretteten und rettenden Preußen!

Ihr
treuer Sohn
Jean Paul Fr. Richter
25
862. An Kunz in Bamberg.

Sie hätten meine leſehungrigen funkelnden Augen ſehen ſollen, als
das Göttertiſchchen voll Bücher vor mir gedeckt ſtand. Ich bitte
mir ſogleich ein zweites aus, und wieder nach der ſchönen Regel,30
daß Sie mir gerade beſtimmt nach der aufgeſchriebenen Reihe zu-
ſchicken.

Das Leſegeld wünſcht’ ich von Ihnen für jede Lieferung eines
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[372/0388] offnen Briefe an H. St[aats] R[ath] v. Stegeman[n] (den ich Sie zu verſiegeln bitte) antreffen. Der Aufſchub der Auszahlung iſt eigentlich mehr für als gegen meine Wünſche. Denn ich bekomme dadurch Gelegenheit, an den Kaiſer von Rußland, welchem ich das Werkchen Mars und Phoebus Thronwechsel überſende, eine Bitte 5 zu thun, durch welche ich vielleicht mehr gewinne als durch die Penſion. Gleichwol bitt’ ich Sie um Ihre Verwendung bei H. v. Stegemann, welcher auf ſeinen Wegen mir zu Hülfe kommen möge. Glücklicher als andere Schriftſteller hab’ ich mich durch die 10 raubende Zeit geſchrieben und jährlich mehr eingenommen als aus- gegeben. Auch politiſch kam ich glücklich durch, da meine Daemme- rungen mich leicht hätten in die eines Davoust’ſchen Kerkers leuchten können. Beiliegendes im Dezember geſchriebenes Werkchen darf ich Sie 15 ſchon zu leſen bitten, da es ſich durch das allen meinen andern Werken fehlende Verdienſt empfiehlt, das kürzeſte zu ſein. H. Langermann, der mir unerſetzliche, ſei herzlich gegrüßt. So ſehr ich mich auf ſeinen langen Brief freue, ſo freu’ ich mich doch noch mehr auf ſein Buch. 20 Meinen herzlichſten Gruß an Ihre theuere Gattin! Leben Sie froh in dem geretteten und rettenden Preußen! Ihr treuer Sohn Jean Paul Fr. Richter 25 862. An Kunz in Bamberg. Baireuth d. 17. Apr. 1814 Sie hätten meine leſehungrigen funkelnden Augen ſehen ſollen, als das Göttertiſchchen voll Bücher vor mir gedeckt ſtand. Ich bitte mir ſogleich ein zweites aus, und wieder nach der ſchönen Regel, 30 daß Sie mir gerade beſtimmt nach der aufgeſchriebenen Reihe zu- ſchicken. Das Leſegeld wünſcht’ ich von Ihnen für jede Lieferung eines Käſtchens angeſetzt. Sie könnten jenes dann nach Verhältnis des

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/388>, abgerufen am 23.04.2024.