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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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836. An Kunz in Bamberg.

Hier folgt die schon im November vollendete Vorrede, welche
durch den trefflichen "Magnetiseur" nur noch einen kleinen Zusatz
(von Lob) erhielt. Ich habe vielleicht, um die Unparteilichkeit eines5
Vorredners wenigstens von Einer Seite zu behaupten, eher zu
wenig als zu viel gelobt. Ich freue mich sehr auf die Callot'sche
Nachkommenschaft.

Das Honorar für diese Kleinigkeit mögen Sie selber bestimmen,
und mir, wenn Sie noch ächte Weine haben, es etwan in diesen10
zu vertrinken schicken.

Die Auslassungen im Titel des Buchs ergänzen Sie in meiner
Vorrede gefällig.

Hennings Angaben über das Kampanerthal sind richtig. Aber eine
zweite vermehrte Auflage werd' ich erst in der Sammlung meiner15
opera omnia geben. Leider hab' ich zu oft in meiner frühern mer-
kantilischen Dummheit und Sorglosigkeit solche erbärmliche Be-
dingungen wie die einer bereicherten Ausgabe für 11/2 Ld. und
ohne Bestimmung der Stärke der Auflage machen können; daher
denn meine frühern Werke selten eine 2te Auflage erlebten. --20
Freunde versicherten mich, eine zweite Auflage des Kampanerthals
gesehen zu haben.

"Jeremias Henne" hab' ich mir zum Besehen bestellt, um den
Dieb meines Namens öffentlich zu hängen.*)

Ihr herrliches Leseinstitut will ich ganz allein halten, weil meine25
Wahl mit keiner fremden stimmen würde. Ich bitte Sie daher mir
auf meine Kosten zwei Kästchen machen zu lassen. In das erste,
sogleich mit Weber abgehende, packen Sie sechs Bücher aus dem
beigelegten Verzeichnisse; in das zweite, während ich aus dem
ersten lese, wieder sechs, so daß -- da 14 Tage Zwischenraum sind --30
ich allemal ein neues bekomme, wenn ich ihm das alte zurückgebe.
Kurz eine solche Bundes Lade, ein solches geistiges Flaschenfutter
muß immer für mich auf dem Wege sein. Ich bezahle Sie für
diese Schriftkästen im höhern Sinne, jedes Vierteljahr oder jeden

*) 35Eben bekam ich das Buch. Auf Lübecks Titelblatt steht mein Name nicht.
Eine Seite widerlegt Hinrichs Lüge.
836. An Kunz in Bamberg.

Hier folgt die ſchon im November vollendete Vorrede, welche
durch den trefflichen „Magnetiſeur“ nur noch einen kleinen Zuſatz
(von Lob) erhielt. Ich habe vielleicht, um die Unparteilichkeit eines5
Vorredners wenigſtens von Einer Seite zu behaupten, eher zu
wenig als zu viel gelobt. Ich freue mich ſehr auf die Callot’ſche
Nachkommenſchaft.

Das Honorar für dieſe Kleinigkeit mögen Sie ſelber beſtimmen,
und mir, wenn Sie noch ächte Weine haben, es etwan in dieſen10
zu vertrinken ſchicken.

Die Auslaſſungen im Titel des Buchs ergänzen Sie in meiner
Vorrede gefällig.

Hennings Angaben über das Kampanerthal ſind richtig. Aber eine
zweite vermehrte Auflage werd’ ich erſt in der Sammlung meiner15
opera omnia geben. Leider hab’ ich zu oft in meiner frühern mer-
kantiliſchen Dummheit und Sorgloſigkeit ſolche erbärmliche Be-
dingungen wie die einer bereicherten Ausgabe für 1½ Ld. und
ohne Beſtimmung der Stärke der Auflage machen können; daher
denn meine frühern Werke ſelten eine 2te Auflage erlebten. —20
Freunde verſicherten mich, eine zweite Auflage des Kampanerthals
geſehen zu haben.

„Jeremias Henne“ hab’ ich mir zum Beſehen beſtellt, um den
Dieb meines Namens öffentlich zu hängen.*)

Ihr herrliches Leſeinſtitut will ich ganz allein halten, weil meine25
Wahl mit keiner fremden ſtimmen würde. Ich bitte Sie daher mir
auf meine Koſten zwei Käſtchen machen zu laſſen. In das erſte,
ſogleich mit Weber abgehende, packen Sie ſechs Bücher aus dem
beigelegten Verzeichniſſe; in das zweite, während ich aus dem
erſten leſe, wieder ſechs, ſo daß — da 14 Tage Zwiſchenraum ſind —30
ich allemal ein neues bekomme, wenn ich ihm das alte zurückgebe.
Kurz eine ſolche Bundes Lade, ein ſolches geiſtiges Flaſchenfutter
muß immer für mich auf dem Wege ſein. Ich bezahle Sie für
dieſe Schriftkäſten im höhern Sinne, jedes Vierteljahr oder jeden

*) 35Eben bekam ich das Buch. Auf Lübecks Titelblatt ſteht mein Name nicht.
Eine Seite widerlegt Hinrichs Lüge.
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[361/0377] 836. An Kunz in Bamberg. Eiligſt nach dem Verſpäten.Baireuth d. 13. Febr. 1814 Hier folgt die ſchon im November vollendete Vorrede, welche durch den trefflichen „Magnetiſeur“ nur noch einen kleinen Zuſatz (von Lob) erhielt. Ich habe vielleicht, um die Unparteilichkeit eines 5 Vorredners wenigſtens von Einer Seite zu behaupten, eher zu wenig als zu viel gelobt. Ich freue mich ſehr auf die Callot’ſche Nachkommenſchaft. Das Honorar für dieſe Kleinigkeit mögen Sie ſelber beſtimmen, und mir, wenn Sie noch ächte Weine haben, es etwan in dieſen 10 zu vertrinken ſchicken. Die Auslaſſungen im Titel des Buchs ergänzen Sie in meiner Vorrede gefällig. Hennings Angaben über das Kampanerthal ſind richtig. Aber eine zweite vermehrte Auflage werd’ ich erſt in der Sammlung meiner 15 opera omnia geben. Leider hab’ ich zu oft in meiner frühern mer- kantiliſchen Dummheit und Sorgloſigkeit ſolche erbärmliche Be- dingungen wie die einer bereicherten Ausgabe für 1½ Ld. und ohne Beſtimmung der Stärke der Auflage machen können; daher denn meine frühern Werke ſelten eine 2te Auflage erlebten. — 20 Freunde verſicherten mich, eine zweite Auflage des Kampanerthals geſehen zu haben. „Jeremias Henne“ hab’ ich mir zum Beſehen beſtellt, um den Dieb meines Namens öffentlich zu hängen. *) Ihr herrliches Leſeinſtitut will ich ganz allein halten, weil meine 25 Wahl mit keiner fremden ſtimmen würde. Ich bitte Sie daher mir auf meine Koſten zwei Käſtchen machen zu laſſen. In das erſte, ſogleich mit Weber abgehende, packen Sie ſechs Bücher aus dem beigelegten Verzeichniſſe; in das zweite, während ich aus dem erſten leſe, wieder ſechs, ſo daß — da 14 Tage Zwiſchenraum ſind — 30 ich allemal ein neues bekomme, wenn ich ihm das alte zurückgebe. Kurz eine ſolche Bundes Lade, ein ſolches geiſtiges Flaſchenfutter muß immer für mich auf dem Wege ſein. Ich bezahle Sie für dieſe Schriftkäſten im höhern Sinne, jedes Vierteljahr oder jeden *) Eben bekam ich das Buch. Auf Lübecks Titelblatt ſteht mein Name nicht. Eine Seite widerlegt Hinrichs Lüge.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/377>, abgerufen am 29.03.2024.