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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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Freimüthigkeit, wovon auch Ihnen als wagender Verleger ein
Theil Lob zukommt!

Schickt sich wol die Anzeige der Druckfehler des Damenkalenders
ins Morgenblatt? --

In der Mitte Januars will ich das Museum senden und Sie um5
400 fl. rh. bitten, wo möglich in einer Anweisung nach Leipzig in
Reichsthalerwerth.

Mit sonderbaren Gefühlen thut man jetzo die Wünsche für das
nächste Jahr, welches eine Welt entweder zerstören oder erbauen
muß. Bring' es Ihnen in der Nähe der Schlachtgewitter nur den10
warmen Befruchtregen! Geh' es Ihnen recht wol! Und bleiben
Sie in alter Liebe und Treue gegen die meinige.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
*821. An Kunz in Bamberg.15

Ihr wiederholter Wunsch, irgend eines meiner Geisteskinder in
Ihrer neu begründeten Verlagsanstalt versorgen zu wollen, rührt
mich wahrhaft -- wie ich Ihnen das schon mündlich bemerkte --
und ich möchte Ihnen gern vor allen Verlegern (dürft' ich blos20
meinem Herzen folgen) ein solches anvertrauen, der Sie ja nicht
nur mit Metall bezahlen, sondern -- was besser und wolthuender
-- so viel andere Kleinodien hinzufügen, daß diese jenes gern ver-
gessen ließen, wenn man könnte. -- --

Mit Ihnen handeln kann ich nun einmal nicht, was ich mit25
andern kann, die mich nichts angehen, und die für mich nichts als
Kaufleute sind. -- Und sollt' ich von Ihnen als Freund und Ge-
schäftsanfänger einst eine Klage für ein gezahltes Honorar, das
nicht im Verhältnis mit dem geträumten Buchabsatze gestanden,
hören müssen, -- eine Klage, wie ich sie schon hörte, -- ich ertrüg'30
es nicht!

Sie pochen auf meinen Namen, den Sie nun einmal mit Ge-
walt in Ihren Verlagskatalog bannen wollen; -- nun in Gottes
Namen denn! Wenden Sie sich an Hennings, vielleicht tritt er
Ihnen den Vorrath des Kampanerthals ab, und Ihr Wunsch35

Freimüthigkeit, wovon auch Ihnen als wagender Verleger ein
Theil Lob zukommt!

Schickt ſich wol die Anzeige der Druckfehler des Damenkalenders
ins Morgenblatt? —

In der Mitte Januars will ich das Museum ſenden und Sie um5
400 fl. rh. bitten, wo möglich in einer Anweiſung nach Leipzig in
Reichsthalerwerth.

Mit ſonderbaren Gefühlen thut man jetzo die Wünſche für das
nächſte Jahr, welches eine Welt entweder zerſtören oder erbauen
muß. Bring’ es Ihnen in der Nähe der Schlachtgewitter nur den10
warmen Befruchtregen! Geh’ es Ihnen recht wol! Und bleiben
Sie in alter Liebe und Treue gegen die meinige.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
*821. An Kunz in Bamberg.15

Ihr wiederholter Wunſch, irgend eines meiner Geiſteskinder in
Ihrer neu begründeten Verlagsanſtalt verſorgen zu wollen, rührt
mich wahrhaft — wie ich Ihnen das ſchon mündlich bemerkte —
und ich möchte Ihnen gern vor allen Verlegern (dürft’ ich blos20
meinem Herzen folgen) ein ſolches anvertrauen, der Sie ja nicht
nur mit Metall bezahlen, ſondern — was beſſer und wolthuender
— ſo viel andere Kleinodien hinzufügen, daß dieſe jenes gern ver-
geſſen ließen, wenn man könnte. — —

Mit Ihnen handeln kann ich nun einmal nicht, was ich mit25
andern kann, die mich nichts angehen, und die für mich nichts als
Kaufleute ſind. — Und ſollt’ ich von Ihnen als Freund und Ge-
ſchäftsanfänger einſt eine Klage für ein gezahltes Honorar, das
nicht im Verhältnis mit dem geträumten Buchabſatze geſtanden,
hören müſſen, — eine Klage, wie ich ſie ſchon hörte, — ich ertrüg’30
es nicht!

Sie pochen auf meinen Namen, den Sie nun einmal mit Ge-
walt in Ihren Verlagskatalog bannen wollen; — nun in Gottes
Namen denn! Wenden Sie ſich an Hennings, vielleicht tritt er
Ihnen den Vorrath des Kampanerthals ab, und Ihr Wunſch35

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[354/0370] Freimüthigkeit, wovon auch Ihnen als wagender Verleger ein Theil Lob zukommt! Schickt ſich wol die Anzeige der Druckfehler des Damenkalenders ins Morgenblatt? — In der Mitte Januars will ich das Museum ſenden und Sie um 5 400 fl. rh. bitten, wo möglich in einer Anweiſung nach Leipzig in Reichsthalerwerth. Mit ſonderbaren Gefühlen thut man jetzo die Wünſche für das nächſte Jahr, welches eine Welt entweder zerſtören oder erbauen muß. Bring’ es Ihnen in der Nähe der Schlachtgewitter nur den 10 warmen Befruchtregen! Geh’ es Ihnen recht wol! Und bleiben Sie in alter Liebe und Treue gegen die meinige. Ihr Jean Paul Fr. Richter *821. An Kunz in Bamberg. 15 [Bayreuth, Ende 1813 oder Anfang 1814] Ihr wiederholter Wunſch, irgend eines meiner Geiſteskinder in Ihrer neu begründeten Verlagsanſtalt verſorgen zu wollen, rührt mich wahrhaft — wie ich Ihnen das ſchon mündlich bemerkte — und ich möchte Ihnen gern vor allen Verlegern (dürft’ ich blos 20 meinem Herzen folgen) ein ſolches anvertrauen, der Sie ja nicht nur mit Metall bezahlen, ſondern — was beſſer und wolthuender — ſo viel andere Kleinodien hinzufügen, daß dieſe jenes gern ver- geſſen ließen, wenn man könnte. — — Mit Ihnen handeln kann ich nun einmal nicht, was ich mit 25 andern kann, die mich nichts angehen, und die für mich nichts als Kaufleute ſind. — Und ſollt’ ich von Ihnen als Freund und Ge- ſchäftsanfänger einſt eine Klage für ein gezahltes Honorar, das nicht im Verhältnis mit dem geträumten Buchabſatze geſtanden, hören müſſen, — eine Klage, wie ich ſie ſchon hörte, — ich ertrüg’ 30 es nicht! Sie pochen auf meinen Namen, den Sie nun einmal mit Ge- walt in Ihren Verlagskatalog bannen wollen; — nun in Gottes Namen denn! Wenden Sie ſich an Hennings, vielleicht tritt er Ihnen den Vorrath des Kampanerthals ab, und Ihr Wunſch 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/370>, abgerufen am 29.03.2024.