Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite
807. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Man erschrickt ordentlich über Ihr aus-
gegossenes Füllhorn. Wahrlich es ist viel zu viel. Mein Emanuel!
wie sehr lieben Sie mich und meine Kinder! Es gibt nur einen,5
der diese Liebe ganz vergelten kann, und der ist über Ihnen, aber
eben darum auch in Ihnen. --

Heute kommen Sie doch ein wenig.

808. An Otto.
10

Mein Alter! Bist du nicht im Stande, mir heute abends einen
Hasen fein anatomieren zu helfen? Ich Prosektor habe keinen
Konsektor weiter dazu als unsern Emanuel.

809. An Otto.
15

Guten Morgen, Alter! Das Ausziehen in meinen Sitz der
Seeligen hinderte mich, den armen Preußen so viel zu schicken als
ich gestern an die noch ärmern Russen an Brantwein und Taback
und Semmeln vertheilte.

810. An Kunz in Bamberg.20

Ich danke Ihnen für alles Überschickte; auch das letzte offne
Monitorium hab' ich erhalten. Die Entschuldigung meines Zögerns
ist das Ihrige, und am Ende die ganze Kriegszeit, welche Ihnen
doch nicht erlaubt, früher als in der Oster Messe mit Ihren Werken25
zu erscheinen. Nur bitt' ich Sie noch, eh' ich die in Form einer
Rezension entworfne Vorrede vollende, mir den Aufsatz über den
Magnetismus zu senden. Ich muß vollständig-wahr sein können;
besonders da mir Hoffmanns Ansichten aus der neu-poetischen
Schule nicht immer zusagen. Der in meiner entworfnen Vorrede30
gebrauchte Titel "Kunst-Novellen" wäre vielleicht der passendste
für das Buch. In jedem Falle melden Sie mir den bestimmt vom
Verfasser gewählten Titel.

807. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Man erſchrickt ordentlich über Ihr aus-
gegoſſenes Füllhorn. Wahrlich es iſt viel zu viel. Mein Emanuel!
wie ſehr lieben Sie mich und meine Kinder! Es gibt nur einen,5
der dieſe Liebe ganz vergelten kann, und der iſt über Ihnen, aber
eben darum auch in Ihnen. —

Heute kommen Sie doch ein wenig.

808. An Otto.
10

Mein Alter! Biſt du nicht im Stande, mir heute abends einen
Haſen fein anatomieren zu helfen? Ich Proſektor habe keinen
Konſektor weiter dazu als unſern Emanuel.

809. An Otto.
15

Guten Morgen, Alter! Das Ausziehen in meinen Sitz der
Seeligen hinderte mich, den armen Preußen ſo viel zu ſchicken als
ich geſtern an die noch ärmern Ruſſen an Brantwein und Taback
und Semmeln vertheilte.

810. An Kunz in Bamberg.20

Ich danke Ihnen für alles Überſchickte; auch das letzte offne
Monitorium hab’ ich erhalten. Die Entſchuldigung meines Zögerns
iſt das Ihrige, und am Ende die ganze Kriegszeit, welche Ihnen
doch nicht erlaubt, früher als in der Oſter Meſſe mit Ihren Werken25
zu erſcheinen. Nur bitt’ ich Sie noch, eh’ ich die in Form einer
Rezenſion entworfne Vorrede vollende, mir den Aufſatz über den
Magnetiſmus zu ſenden. Ich muß vollſtändig-wahr ſein können;
beſonders da mir Hoffmanns Anſichten aus der neu-poetiſchen
Schule nicht immer zuſagen. Der in meiner entworfnen Vorrede30
gebrauchte Titel „Kunſt-Novellen“ wäre vielleicht der paſſendſte
für das Buch. In jedem Falle melden Sie mir den beſtimmt vom
Verfaſſer gewählten Titel.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0366" n="350"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>807. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 9. Nov. 1813]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Man er&#x017F;chrickt ordentlich über Ihr aus-<lb/>
gego&#x017F;&#x017F;enes Füllhorn. Wahrlich es i&#x017F;t viel zu viel. Mein <hi rendition="#aq">Emanuel</hi>!<lb/>
wie &#x017F;ehr lieben Sie mich und meine Kinder! Es gibt nur einen,<lb n="5"/>
der die&#x017F;e Liebe ganz vergelten kann, und der i&#x017F;t über Ihnen, aber<lb/>
eben darum auch in Ihnen. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Heute kommen Sie doch ein wenig.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>808. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 9. Nov. 1813]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Mein Alter! Bi&#x017F;t du nicht im Stande, mir heute abends einen<lb/>
Ha&#x017F;en fein anatomieren zu helfen? Ich Pro&#x017F;ektor habe keinen<lb/>
Kon&#x017F;ektor weiter dazu als un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Emanuel.</hi></p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>809. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Nov. 1813?]</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Das Ausziehen in meinen Sitz der<lb/>
Seeligen hinderte mich, den armen Preußen &#x017F;o viel zu &#x017F;chicken als<lb/>
ich ge&#x017F;tern an die noch ärmern Ru&#x017F;&#x017F;en an Brantwein und Taback<lb/>
und Semmeln vertheilte.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>810. An <hi rendition="#g">Kunz in Bamberg.</hi><lb n="20"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireuth d. 16. Nov.</hi> 1813</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich danke Ihnen für alles Über&#x017F;chickte; auch das letzte offne<lb/>
Monitorium hab&#x2019; ich erhalten. Die Ent&#x017F;chuldigung meines Zögerns<lb/>
i&#x017F;t das Ihrige, und am Ende die ganze Kriegszeit, welche Ihnen<lb/>
doch nicht erlaubt, früher als in der O&#x017F;ter Me&#x017F;&#x017F;e mit Ihren Werken<lb n="25"/>
zu er&#x017F;cheinen. Nur bitt&#x2019; ich Sie noch, eh&#x2019; ich die in Form einer<lb/>
Rezen&#x017F;ion entworfne Vorrede vollende, mir den Auf&#x017F;atz über den<lb/>
Magneti&#x017F;mus zu &#x017F;enden. Ich muß voll&#x017F;tändig-wahr &#x017F;ein können;<lb/>
be&#x017F;onders da mir <hi rendition="#aq">Hoffmanns</hi> An&#x017F;ichten aus der neu-poeti&#x017F;chen<lb/>
Schule nicht immer zu&#x017F;agen. Der in meiner entworfnen Vorrede<lb n="30"/>
gebrauchte Titel &#x201E;Kun&#x017F;t-Novellen&#x201C; wäre vielleicht der pa&#x017F;&#x017F;end&#x017F;te<lb/>
für das Buch. In jedem Falle melden Sie mir den be&#x017F;timmt vom<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;er gewählten Titel.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0366] 807. An Emanuel. [Bayreuth, 9. Nov. 1813] Guten Morgen, Alter! Man erſchrickt ordentlich über Ihr aus- gegoſſenes Füllhorn. Wahrlich es iſt viel zu viel. Mein Emanuel! wie ſehr lieben Sie mich und meine Kinder! Es gibt nur einen, 5 der dieſe Liebe ganz vergelten kann, und der iſt über Ihnen, aber eben darum auch in Ihnen. — Heute kommen Sie doch ein wenig. 808. An Otto. [Bayreuth, 9. Nov. 1813] 10 Mein Alter! Biſt du nicht im Stande, mir heute abends einen Haſen fein anatomieren zu helfen? Ich Proſektor habe keinen Konſektor weiter dazu als unſern Emanuel. 809. An Otto. [Bayreuth, Nov. 1813?] 15 Guten Morgen, Alter! Das Ausziehen in meinen Sitz der Seeligen hinderte mich, den armen Preußen ſo viel zu ſchicken als ich geſtern an die noch ärmern Ruſſen an Brantwein und Taback und Semmeln vertheilte. 810. An Kunz in Bamberg. 20 Baireuth d. 16. Nov. 1813 Ich danke Ihnen für alles Überſchickte; auch das letzte offne Monitorium hab’ ich erhalten. Die Entſchuldigung meines Zögerns iſt das Ihrige, und am Ende die ganze Kriegszeit, welche Ihnen doch nicht erlaubt, früher als in der Oſter Meſſe mit Ihren Werken 25 zu erſcheinen. Nur bitt’ ich Sie noch, eh’ ich die in Form einer Rezenſion entworfne Vorrede vollende, mir den Aufſatz über den Magnetiſmus zu ſenden. Ich muß vollſtändig-wahr ſein können; beſonders da mir Hoffmanns Anſichten aus der neu-poetiſchen Schule nicht immer zuſagen. Der in meiner entworfnen Vorrede 30 gebrauchte Titel „Kunſt-Novellen“ wäre vielleicht der paſſendſte für das Buch. In jedem Falle melden Sie mir den beſtimmt vom Verfaſſer gewählten Titel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/366
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/366>, abgerufen am 29.03.2024.