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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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-- Sind Sie nicht zu Hause, so werden Sie blos diesen Zettel in
Ihrem Schalter finden, in den ich mich einmal zu stecken wünschte,
damit Sie mich, wenn Sie gerade ankämen, heraus zögen in die
Stube.

773. An Cotta.5

Hier, mein hochgeschätztester Cotta, der Aufsatz für den Damen-
kalender, mit welchem ich nicht blos Dichtung geben will, sondern
auch Trost. Bewahren Sie ihn ja vor Druckfehlern; er ver-
dient es.10

Vielleicht geb' ich Ende des Monats eine Anweisung auf Sie
an Münch hier, wenn Friede wird, an welchen ich darum glaube,
weil er unwahrscheinlich ist. Denn jetzo trift nichts ein als das
Unerwartete. Der Krieg aber triebe mich nach Heidelberg oder
in irgendeine Freistadt auf einige Zeit.15

[Spaltenumbruch] Leben Sie wol!
[Spaltenumbruch] Ihr
Jean Paul Fr. Richter

Ich bitte Sie sehr um richtige Abgabe der Einlage.

774. An Otto.20

Guten Morgen, lieber Otto! Hier die verbesserte Auflage des
"Magnetismus", die du aber nur gelegentlich durchzulesen hast, so
wie die neue der "ersten Pflanzen, Thiere", die Wagner noch hat. --
Freilich hast du Recht gegen den Ausdruck "die Sonne ohne Ge-
stalt"; es ist aber nur ein Schreibfehler und heißt Stimme ohne25
Gestalt; daher nachher der Heiligenschein sich zum Regenbogen aus-
dehnt. Lieber will ich 10 Höllen als 1 Himmel malen so wie erleben.
Dieses poetische Phantasieren treib ich allemal unter dem musika-
lischen am Klavier.

775. An Paul und Eva Thieriot in Zürich.30

Ich habe nicht den Muth, zu schreiben den heutigen oder dritten,
weil ich nur weiß, wann ich anfange, aber nicht wann ich endige.

— Sind Sie nicht zu Hauſe, ſo werden Sie blos dieſen Zettel in
Ihrem Schalter finden, in den ich mich einmal zu ſtecken wünſchte,
damit Sie mich, wenn Sie gerade ankämen, heraus zögen in die
Stube.

773. An Cotta.5

Hier, mein hochgeſchätzteſter Cotta, der Aufſatz für den Damen-
kalender, mit welchem ich nicht blos Dichtung geben will, ſondern
auch Troſt. Bewahren Sie ihn ja vor Druckfehlern; er ver-
dient es.10

Vielleicht geb’ ich Ende des Monats eine Anweiſung auf Sie
an Münch hier, wenn Friede wird, an welchen ich darum glaube,
weil er unwahrſcheinlich iſt. Denn jetzo trift nichts ein als das
Unerwartete. Der Krieg aber triebe mich nach Heidelberg oder
in irgendeine Freiſtadt auf einige Zeit.15

[Spaltenumbruch] Leben Sie wol!
[Spaltenumbruch] Ihr
Jean Paul Fr. Richter

Ich bitte Sie ſehr um richtige Abgabe der Einlage.

774. An Otto.20

Guten Morgen, lieber Otto! Hier die verbeſſerte Auflage des
„Magnetiſmus“, die du aber nur gelegentlich durchzuleſen haſt, ſo
wie die neue der „erſten Pflanzen, Thiere“, die Wagner noch hat. —
Freilich haſt du Recht gegen den Ausdruck „die Sonne ohne Ge-
ſtalt“; es iſt aber nur ein Schreibfehler und heißt Stimme ohne25
Geſtalt; daher nachher der Heiligenſchein ſich zum Regenbogen aus-
dehnt. Lieber will ich 10 Höllen als 1 Himmel malen ſo wie erleben.
Dieſes poetiſche Phantaſieren treib ich allemal unter dem muſika-
liſchen am Klavier.

775. An Paul und Eva Thieriot in Zürich.30

Ich habe nicht den Muth, zu ſchreiben den heutigen oder dritten,
weil ich nur weiß, wann ich anfange, aber nicht wann ich endige.

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[332/0348] — Sind Sie nicht zu Hauſe, ſo werden Sie blos dieſen Zettel in Ihrem Schalter finden, in den ich mich einmal zu ſtecken wünſchte, damit Sie mich, wenn Sie gerade ankämen, heraus zögen in die Stube. 773. An Cotta. 5 Baireuth d. 9. Jul. 1813 Hier, mein hochgeſchätzteſter Cotta, der Aufſatz für den Damen- kalender, mit welchem ich nicht blos Dichtung geben will, ſondern auch Troſt. Bewahren Sie ihn ja vor Druckfehlern; er ver- dient es. 10 Vielleicht geb’ ich Ende des Monats eine Anweiſung auf Sie an Münch hier, wenn Friede wird, an welchen ich darum glaube, weil er unwahrſcheinlich iſt. Denn jetzo trift nichts ein als das Unerwartete. Der Krieg aber triebe mich nach Heidelberg oder in irgendeine Freiſtadt auf einige Zeit. 15 Leben Sie wol! Ihr Jean Paul Fr. Richter Ich bitte Sie ſehr um richtige Abgabe der Einlage. 774. An Otto. 20 [Bayreuth, 10. Juli 1813] Guten Morgen, lieber Otto! Hier die verbeſſerte Auflage des „Magnetiſmus“, die du aber nur gelegentlich durchzuleſen haſt, ſo wie die neue der „erſten Pflanzen, Thiere“, die Wagner noch hat. — Freilich haſt du Recht gegen den Ausdruck „die Sonne ohne Ge- ſtalt“; es iſt aber nur ein Schreibfehler und heißt Stimme ohne 25 Geſtalt; daher nachher der Heiligenſchein ſich zum Regenbogen aus- dehnt. Lieber will ich 10 Höllen als 1 Himmel malen ſo wie erleben. Dieſes poetiſche Phantaſieren treib ich allemal unter dem muſika- liſchen am Klavier. 775. An Paul und Eva Thieriot in Zürich. 30 Baireuth d. [3.] Jul. 1813 Ich habe nicht den Muth, zu ſchreiben den heutigen oder dritten, weil ich nur weiß, wann ich anfange, aber nicht wann ich endige.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/348>, abgerufen am 19.04.2024.