Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite

sion nicht mehr an ihn, sondern an den hohen Geber selber zu wenden
habe, an den Großherzog. Ich bitte Sie um einen Wink zur Wahl
der Form in dieser Sache; und lassen Sie Sich zu einem Newton
dieser kaufmännischen Apokalypsis herab für mich.

Einen wiederholten Dank an Ihre königliche Hoheit leg' ich5
Ihnen nicht in den Mund, so sehr er auch dadurch gewänne. Er
versteht sich gegen einen Fürsten von selber, welcher, wenn er blos
auf dem Parnasse lebte und nicht auch auf dem Throne, einen
Fürsten verdiente, der beglückte und aufhälfe wie er.

Möge Ihnen, verehrtester Herr Graf, da Sie als Minister10
selber ein Theil der Geschichte werden, doch noch Muße bleiben,
ein Herr und Darsteller der ganzen zu sein! Und möge sich Ihre
Hoffnung aufrecht erhalten in einer schwanger-schweren Zeit, worin
Eine Stunde ein Jahrhundert gebiert, und Ein Schlachtfeld einen
ganzen Erdtheil düngt! -- Mit inniger Verehrung des Geistes und15
des Herzens

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
692. An Emanuel.
20

Guten Morgen, Alter! Für diese Predigt würd' ich den H. Wer-
keltag
wol ab-, aber nicht einsetzen. Ein Schulmeister hält aus
dem Stegreif eine bessere, worin keine solche häßliche Kälte, Leere,
Unbestimmtheit, Unpopularität und Weitschweifigkeit wäre. Wenn
Sie still durch Döhlau gehen, so erbauen Sie gewis von hinten25
mehr die Bauern als Werkeltag von vornen. Die Schuld liegt
aber nicht am Thema und an einem so herrlichen Texte.

693. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! In allem Besten der Alte! Ständen Sie30
doch bei der Freude, die in den Gesichtern der Kinder glänzt. Es
wäre doch einiger Dank und Lohn für Sie. -- Die Eltern können
nichts thun als mitfreuen und mitdanken. -- Kommen Sie doch
endlich einmal! Ich bin zu einsam.

ſion nicht mehr an ihn, ſondern an den hohen Geber ſelber zu wenden
habe, an den Großherzog. Ich bitte Sie um einen Wink zur Wahl
der Form in dieſer Sache; und laſſen Sie Sich zu einem Newton
dieſer kaufmänniſchen Apokalypſis herab für mich.

Einen wiederholten Dank an Ihre königliche Hoheit leg’ ich5
Ihnen nicht in den Mund, ſo ſehr er auch dadurch gewänne. Er
verſteht ſich gegen einen Fürſten von ſelber, welcher, wenn er blos
auf dem Parnaſſe lebte und nicht auch auf dem Throne, einen
Fürſten verdiente, der beglückte und aufhälfe wie er.

Möge Ihnen, verehrteſter Herr Graf, da Sie als Miniſter10
ſelber ein Theil der Geſchichte werden, doch noch Muße bleiben,
ein Herr und Darſteller der ganzen zu ſein! Und möge ſich Ihre
Hoffnung aufrecht erhalten in einer ſchwanger-ſchweren Zeit, worin
Eine Stunde ein Jahrhundert gebiert, und Ein Schlachtfeld einen
ganzen Erdtheil düngt! — Mit inniger Verehrung des Geiſtes und15
des Herzens

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
692. An Emanuel.
20

Guten Morgen, Alter! Für dieſe Predigt würd’ ich den H. Wer-
keltag
wol ab-, aber nicht einſetzen. Ein Schulmeiſter hält aus
dem Stegreif eine beſſere, worin keine ſolche häßliche Kälte, Leere,
Unbeſtimmtheit, Unpopularität und Weitſchweifigkeit wäre. Wenn
Sie ſtill durch Döhlau gehen, ſo erbauen Sie gewis von hinten25
mehr die Bauern als Werkeltag von vornen. Die Schuld liegt
aber nicht am Thema und an einem ſo herrlichen Texte.

693. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! In allem Beſten der Alte! Ständen Sie30
doch bei der Freude, die in den Geſichtern der Kinder glänzt. Es
wäre doch einiger Dank und Lohn für Sie. — Die Eltern können
nichts thun als mitfreuen und mitdanken. — Kommen Sie doch
endlich einmal! Ich bin zu einſam.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0313" n="299"/>
&#x017F;ion nicht mehr an ihn, &#x017F;ondern an den hohen Geber &#x017F;elber zu wenden<lb/>
habe, an den Großherzog. Ich bitte Sie um einen Wink zur Wahl<lb/>
der <hi rendition="#g">Form</hi> in die&#x017F;er Sache; und la&#x017F;&#x017F;en Sie Sich zu einem Newton<lb/>
die&#x017F;er kaufmänni&#x017F;chen Apokalyp&#x017F;is herab für mich.</p><lb/>
        <p>Einen wiederholten Dank an Ihre königliche Hoheit leg&#x2019; ich<lb n="5"/>
Ihnen nicht in den Mund, &#x017F;o &#x017F;ehr er auch dadurch gewänne. Er<lb/>
ver&#x017F;teht &#x017F;ich gegen einen Für&#x017F;ten von &#x017F;elber, welcher, wenn er blos<lb/>
auf dem Parna&#x017F;&#x017F;e lebte und nicht auch auf dem Throne, einen<lb/>
Für&#x017F;ten verdiente, der beglückte und aufhälfe wie er.</p><lb/>
        <p>Möge Ihnen, verehrte&#x017F;ter Herr Graf, da Sie als Mini&#x017F;ter<lb n="10"/>
&#x017F;elber ein Theil der Ge&#x017F;chichte werden, doch noch Muße bleiben,<lb/>
ein Herr und Dar&#x017F;teller der ganzen zu &#x017F;ein! Und möge &#x017F;ich Ihre<lb/>
Hoffnung aufrecht erhalten in einer &#x017F;chwanger-&#x017F;chweren Zeit, worin<lb/>
Eine Stunde ein Jahrhundert gebiert, und Ein Schlachtfeld einen<lb/>
ganzen Erdtheil düngt! &#x2014; Mit inniger Verehrung des Gei&#x017F;tes und<lb n="15"/>
des Herzens</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>692. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 6. Nov. 1812]</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Für die&#x017F;e Predigt würd&#x2019; ich den H. <hi rendition="#aq">Wer-<lb/>
keltag</hi> wol ab-, aber nicht ein&#x017F;etzen. Ein Schulmei&#x017F;ter hält aus<lb/>
dem Stegreif eine be&#x017F;&#x017F;ere, worin keine &#x017F;olche häßliche Kälte, Leere,<lb/>
Unbe&#x017F;timmtheit, Unpopularität und Weit&#x017F;chweifigkeit wäre. Wenn<lb/>
Sie &#x017F;till durch Döhlau gehen, &#x017F;o erbauen Sie gewis von hinten<lb n="25"/>
mehr die Bauern als <hi rendition="#aq">Werkeltag</hi> von vornen. Die Schuld liegt<lb/>
aber nicht am Thema und an einem &#x017F;o herrlichen Texte.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>693. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 9. Nov. 1812]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! In allem Be&#x017F;ten der Alte! Ständen Sie<lb n="30"/>
doch bei der Freude, die in den Ge&#x017F;ichtern der Kinder glänzt. Es<lb/>
wäre doch einiger Dank und Lohn für Sie. &#x2014; Die Eltern können<lb/>
nichts thun als mitfreuen und mitdanken. &#x2014; Kommen Sie doch<lb/>
endlich einmal! Ich bin zu ein&#x017F;am.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0313] ſion nicht mehr an ihn, ſondern an den hohen Geber ſelber zu wenden habe, an den Großherzog. Ich bitte Sie um einen Wink zur Wahl der Form in dieſer Sache; und laſſen Sie Sich zu einem Newton dieſer kaufmänniſchen Apokalypſis herab für mich. Einen wiederholten Dank an Ihre königliche Hoheit leg’ ich 5 Ihnen nicht in den Mund, ſo ſehr er auch dadurch gewänne. Er verſteht ſich gegen einen Fürſten von ſelber, welcher, wenn er blos auf dem Parnaſſe lebte und nicht auch auf dem Throne, einen Fürſten verdiente, der beglückte und aufhälfe wie er. Möge Ihnen, verehrteſter Herr Graf, da Sie als Miniſter 10 ſelber ein Theil der Geſchichte werden, doch noch Muße bleiben, ein Herr und Darſteller der ganzen zu ſein! Und möge ſich Ihre Hoffnung aufrecht erhalten in einer ſchwanger-ſchweren Zeit, worin Eine Stunde ein Jahrhundert gebiert, und Ein Schlachtfeld einen ganzen Erdtheil düngt! — Mit inniger Verehrung des Geiſtes und 15 des Herzens Ihr Jean Paul Fr. Richter 692. An Emanuel. [Bayreuth, 6. Nov. 1812] 20 Guten Morgen, Alter! Für dieſe Predigt würd’ ich den H. Wer- keltag wol ab-, aber nicht einſetzen. Ein Schulmeiſter hält aus dem Stegreif eine beſſere, worin keine ſolche häßliche Kälte, Leere, Unbeſtimmtheit, Unpopularität und Weitſchweifigkeit wäre. Wenn Sie ſtill durch Döhlau gehen, ſo erbauen Sie gewis von hinten 25 mehr die Bauern als Werkeltag von vornen. Die Schuld liegt aber nicht am Thema und an einem ſo herrlichen Texte. 693. An Emanuel. [Bayreuth, 9. Nov. 1812] Guten Morgen, Alter! In allem Beſten der Alte! Ständen Sie 30 doch bei der Freude, die in den Geſichtern der Kinder glänzt. Es wäre doch einiger Dank und Lohn für Sie. — Die Eltern können nichts thun als mitfreuen und mitdanken. — Kommen Sie doch endlich einmal! Ich bin zu einſam.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/313
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/313>, abgerufen am 24.04.2024.