lauter Wünschen schönerer Tage als du im vorigen Jahre gehabt; und ich will sie mit keinen Wolken verfinstern, die am Ende auch immer über mir so kalt-finster stehen bleiben. Gebe dir und mir Gott nicht die Liebe (denn diese ist da) sondern die besonnene Handelns Kraft dazu, ohne welche jene nur wider sich selber wirkt.5 Es gehe dir besser, gutes Weib! Du erräthst wie sehr ich mich nach deinen Briefen sehne. Nimm mit der Wahl des Andenkens vorlieb. Die vortreffliche Frau des Prof. Hegels hab ich wählen und kaufen lassen.
Dein10 Richter
Meine gute Emma! Schreibe mir recht bald und sage mir, was ich dir mitbringen soll, und sei recht ordentlich!
Mein guter Max! Schreibe mir auch recht bald. Für dich hab' ich schon etwas eingekauft. Sei der Mutter recht gehorsam!15
Meine Odilia! Schreibe mir auch und sage, was du gern möchtest, und sei recht sanft!
Jacobi hätte so gern dich und die Kinder gesehen. Meinen Emanuel und Otto hab' ich ihm recht geschildert und ihn voll Wunsch gemacht.20
650. An Otto.
Nürnberg d. 12. Jun. 1812 [Freitag]
Guten Abend, lieber Alter! Ich will endlich aus meiner stillen Einsamkeit in deine hinein schreiben. -- Wäre schönes Wetter und die schöne Natur näher: so fehlte mir bei meinen guten Hausleuten25 und bei so vielen Nürnberger Lesern nicht viel von Erlangen. -- Über Jacobi wirst du am liebsten hören wollen. So oft wir auch beisammen waren, so haben wir doch kaum auszureden angefangen; und die ewigen Gespräche über Philosophie -- welche aber seltener Streitigkeiten als Mittheilungen und weitere Auseinanderwicklungen30 waren -- ließen mir zu vielen Fragen über sein Leben, seine frühern Bekanntschaften gar keinen Raum. Er sucht wirklich mit reinem warmen Eifer unausgesetzt nur die Wahrheit. Sein Buch über
lauter Wünſchen ſchönerer Tage als du im vorigen Jahre gehabt; und ich will ſie mit keinen Wolken verfinſtern, die am Ende auch immer über mir ſo kalt-finſter ſtehen bleiben. Gebe dir und mir Gott nicht die Liebe (denn dieſe iſt da) ſondern die beſonnene Handelns Kraft dazu, ohne welche jene nur wider ſich ſelber wirkt.5 Es gehe dir beſſer, gutes Weib! Du erräthſt wie ſehr ich mich nach deinen Briefen ſehne. Nimm mit der Wahl des Andenkens vorlieb. Die vortreffliche Frau des Prof. Hegels hab ich wählen und kaufen laſſen.
Dein10 Richter
Meine gute Emma! Schreibe mir recht bald und ſage mir, was ich dir mitbringen ſoll, und ſei recht ordentlich!
Mein guter Max! Schreibe mir auch recht bald. Für dich hab’ ich ſchon etwas eingekauft. Sei der Mutter recht gehorſam!15
Meine Odilia! Schreibe mir auch und ſage, was du gern möchteſt, und ſei recht ſanft!
Jacobi hätte ſo gern dich und die Kinder geſehen. Meinen Emanuel und Otto hab’ ich ihm recht geſchildert und ihn voll Wunſch gemacht.20
650. An Otto.
Nürnberg d. 12. Jun. 1812 [Freitag]
Guten Abend, lieber Alter! Ich will endlich aus meiner ſtillen Einſamkeit in deine hinein ſchreiben. — Wäre ſchönes Wetter und die ſchöne Natur näher: ſo fehlte mir bei meinen guten Hausleuten25 und bei ſo vielen Nürnberger Leſern nicht viel von Erlangen. — Über Jacobi wirſt du am liebſten hören wollen. So oft wir auch beiſammen waren, ſo haben wir doch kaum auszureden angefangen; und die ewigen Geſpräche über Philoſophie — welche aber ſeltener Streitigkeiten als Mittheilungen und weitere Auseinanderwicklungen30 waren — ließen mir zu vielen Fragen über ſein Leben, ſeine frühern Bekanntſchaften gar keinen Raum. Er ſucht wirklich mit reinem warmen Eifer unausgeſetzt nur die Wahrheit. Sein Buch über
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und ich will ſie mit keinen Wolken verfinſtern, die am Ende auch
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Gott nicht die Liebe (denn dieſe iſt da) ſondern die beſonnene
Handelns Kraft dazu, ohne welche jene nur wider ſich ſelber wirkt. 5
Es gehe dir beſſer, gutes Weib! Du erräthſt wie ſehr ich mich
nach deinen Briefen ſehne. Nimm mit der Wahl des Andenkens
vorlieb. Die vortreffliche Frau des Prof. Hegels hab ich wählen
und kaufen laſſen.
Dein 10
Richter
Meine gute Emma! Schreibe mir recht bald und ſage mir, was
ich dir mitbringen ſoll, und ſei recht ordentlich!
Mein guter Max! Schreibe mir auch recht bald. Für dich hab’
ich ſchon etwas eingekauft. Sei der Mutter recht gehorſam! 15
Meine Odilia! Schreibe mir auch und ſage, was du gern möchteſt,
und ſei recht ſanft!
Jacobi hätte ſo gern dich und die Kinder geſehen. Meinen
Emanuel und Otto hab’ ich ihm recht geſchildert und ihn voll
Wunſch gemacht. 20
650. An Otto.
Nürnberg d. 12. Jun. 1812 [Freitag]
Guten Abend, lieber Alter! Ich will endlich aus meiner ſtillen
Einſamkeit in deine hinein ſchreiben. — Wäre ſchönes Wetter und
die ſchöne Natur näher: ſo fehlte mir bei meinen guten Hausleuten 25
und bei ſo vielen Nürnberger Leſern nicht viel von Erlangen. —
Über Jacobi wirſt du am liebſten hören wollen. So oft wir auch
beiſammen waren, ſo haben wir doch kaum auszureden angefangen;
und die ewigen Geſpräche über Philoſophie — welche aber ſeltener
Streitigkeiten als Mittheilungen und weitere Auseinanderwicklungen 30
waren — ließen mir zu vielen Fragen über ſein Leben, ſeine frühern
Bekanntſchaften gar keinen Raum. Er ſucht wirklich mit reinem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/285>, abgerufen am 29.03.2024.
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