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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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Luise (im Altfranzösischen Clotilde, so auch im Hesperus) ist
ein wichtiger Name. Das schönste Luisenstift ist das Zimmer einer
guten Mutter. -- Bleiben Sie immer dieser beiden Gaben würdig.



Jetzt bist du, liebe Kleine, ein Veilchen -- dann wirst du ein
Vergißmeinnicht -- dann eine Lilie -- dann eine Rose! Möge5
immer ein warmer Himmel über deinem Blühen stehen.

646. An Karoline Richter.

Täglich durch zulesen

1. Die Briefe von Cotta schicke sogleich; und alles unfrankiert.10
2. Bei Feuer sind die schwarzeingebundnen Exzerpten zuerst zu
retten; ferner im schwarzen Koffer de[i]n Geld- und Papier-
Kästchen.
3. Lasse alle meine Fenster verschlossen, wegen des Fliegen-An-
satzes; erst einen Tag vor meiner erlauchten Ankunft mache15
sie auf.
4. Lasse den Fenstervorhang anmachen.
5. Leihe kein Buch aus ohne es aufzuschreiben.
6. Lasse die Haare vom Kanape auf der vertieften Seite befestigen.
7. Lasse ja die beiden Thüren meiner Stube immer zugesperrt;20
auch darf das Eichhörnchen nicht hinein.
8. Den ersten Brief adressierst du bis auf weiteres an Schweigger.
9. Da ich bei Buchner auf 1 Monat den Kontrakt aufgehoben
habe: so mußt [du] jedes Buch, das du etwan holen lässest,
wochenweise bezahlen.25
10. Lasse den einen Fenstervorhang aufmachen.
11. Paquete erbrich und schicke mir die Briefe.
12. Notiere blos jeden Thaler, den du heraus nimmst, sammt dem
Datum, ohne weitere Angabe der Ausgabe.
13. Den Wein, der in meiner Abwesenheit ankommen wird, wirst30
du schon nach Ottos Regeln behandeln.
14. Die Zeitung in derselben Stunde fortzuschicken.
15. Die Kinder haben sich besonders vor dem leicht umfallenden
Repositorium zu hüten, worauf die Almanache liegen.

Luiſe (im Altfranzöſiſchen Clotilde, ſo auch im Hesperus) iſt
ein wichtiger Name. Das ſchönſte Luiſenſtift iſt das Zimmer einer
guten Mutter. — Bleiben Sie immer dieſer beiden Gaben würdig.



Jetzt biſt du, liebe Kleine, ein Veilchen — dann wirſt du ein
Vergißmeinnicht — dann eine Lilie — dann eine Roſe! Möge5
immer ein warmer Himmel über deinem Blühen ſtehen.

646. An Karoline Richter.

Täglich durch zuleſen

1. Die Briefe von Cotta ſchicke ſogleich; und alles unfrankiert.10
2. Bei Feuer ſind die ſchwarzeingebundnen Exzerpten zuerſt zu
retten; ferner im ſchwarzen Koffer de[i]n Geld- und Papier-
Käſtchen.
3. Laſſe alle meine Fenſter verſchloſſen, wegen des Fliegen-An-
ſatzes; erſt einen Tag vor meiner erlauchten Ankunft mache15
ſie auf.
4. Laſſe den Fenſtervorhang anmachen.
5. Leihe kein Buch aus ohne es aufzuſchreiben.
6. Laſſe die Haare vom Kanapé auf der vertieften Seite befeſtigen.
7. Laſſe ja die beiden Thüren meiner Stube immer zugeſperrt;20
auch darf das Eichhörnchen nicht hinein.
8. Den erſten Brief adreſſierſt du bis auf weiteres an Schweigger.
9. Da ich bei Buchner auf 1 Monat den Kontrakt aufgehoben
habe: ſo mußt [du] jedes Buch, das du etwan holen läſſeſt,
wochenweiſe bezahlen.25
10. Laſſe den einen Fenſtervorhang aufmachen.
11. Paquete erbrich und ſchicke mir die Briefe.
12. Notiere blos jeden Thaler, den du heraus nimmſt, ſammt dem
Datum, ohne weitere Angabe der Ausgabe.
13. Den Wein, der in meiner Abweſenheit ankommen wird, wirſt30
du ſchon nach Ottos Regeln behandeln.
14. Die Zeitung in derſelben Stunde fortzuſchicken.
15. Die Kinder haben ſich beſonders vor dem leicht umfallenden
Repoſitorium zu hüten, worauf die Almanache liegen.
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[267/0281] Luiſe (im Altfranzöſiſchen Clotilde, ſo auch im Hesperus) iſt ein wichtiger Name. Das ſchönſte Luiſenſtift iſt das Zimmer einer guten Mutter. — Bleiben Sie immer dieſer beiden Gaben würdig. Jetzt biſt du, liebe Kleine, ein Veilchen — dann wirſt du ein Vergißmeinnicht — dann eine Lilie — dann eine Roſe! Möge 5 immer ein warmer Himmel über deinem Blühen ſtehen. 646. An Karoline Richter. [Bayreuth, Ende Mai 1812] Täglich durch zuleſen 1. Die Briefe von Cotta ſchicke ſogleich; und alles unfrankiert. 10 2. Bei Feuer ſind die ſchwarzeingebundnen Exzerpten zuerſt zu retten; ferner im ſchwarzen Koffer de[i]n Geld- und Papier- Käſtchen. 3. Laſſe alle meine Fenſter verſchloſſen, wegen des Fliegen-An- ſatzes; erſt einen Tag vor meiner erlauchten Ankunft mache 15 ſie auf. 4. Laſſe den Fenſtervorhang anmachen. 5. Leihe kein Buch aus ohne es aufzuſchreiben. 6. Laſſe die Haare vom Kanapé auf der vertieften Seite befeſtigen. 7. Laſſe ja die beiden Thüren meiner Stube immer zugeſperrt; 20 auch darf das Eichhörnchen nicht hinein. 8. Den erſten Brief adreſſierſt du bis auf weiteres an Schweigger. 9. Da ich bei Buchner auf 1 Monat den Kontrakt aufgehoben habe: ſo mußt [du] jedes Buch, das du etwan holen läſſeſt, wochenweiſe bezahlen. 25 10. Laſſe den einen Fenſtervorhang aufmachen. 11. Paquete erbrich und ſchicke mir die Briefe. 12. Notiere blos jeden Thaler, den du heraus nimmſt, ſammt dem Datum, ohne weitere Angabe der Ausgabe. 13. Den Wein, der in meiner Abweſenheit ankommen wird, wirſt 30 du ſchon nach Ottos Regeln behandeln. 14. Die Zeitung in derſelben Stunde fortzuſchicken. 15. Die Kinder haben ſich beſonders vor dem leicht umfallenden Repoſitorium zu hüten, worauf die Almanache liegen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/281>, abgerufen am 19.04.2024.