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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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542. An Justizkommissar Fischer in Bayreuth.
[Kopie]

Ihrem Wunsche gemäß werd' ich Ihnen den ganzen Miethzins
dieses Vierteljahrs zu Martini abtragen. -- Die Frau Finanz-
räthin hatte, wie Sie mir selber sagte, nur darum den Monat5
meines neuen Quartiers bezahlen wollen, weil sie es für theuerer
hielt. Da aber der Miethzins nur 150 fl. rh. und folglich für den
Monat blos 121/2 fl. beträgt: so versprach sie mir die Übernahme
des Oktoberzinses für Ihres, wahrscheinlich aus dem Billigkeits
Gefühl, daß ja sie, nicht ich das größere Logis genieße. -- Indeß10
beträgt der ganze Unterschied nur 1 fl. rh. und ich nehme Ihre
wiederholte Versicherung gern an, daß sie den Oktoberzins meines
neuen Logis bezahlen wolle. Treten über diese Kleinigkeit wieder
Weigerungen ein: so lass' ich gern willig das alte bis Martini
leer stehen. Ich bitte daher Ihre Frau Schwägerin um ein schrift-15
liches Ja oder Nein. -- Für diesen Monat ist zwar mit H. Assessor
Braun nichts ausgemacht; aber im Falle er aus zu großer Gefällig-
keit Geld ausschlüge, müßt' ich mich meiner Verbindlichkeit gegen
ihn auf eine andere Weise entledigen, welche, nur unter einem
andern Namen, meine Schuld an ihn abtrüge.20

Übrigens wär' es mir sehr angenehm -- so wie für Sie vielleicht
bequem -- wenn Sie heute eine Stunde bestimmen wollten, wo
es Ihnen gefällig wäre, das gereinigte Quartier zu besehen.

543. An Finanzräthin Dorothea Georg in Bayreuth.
[Konzept]25

Mit Vergnügen seh' ich Ihre wie meine Wünsche erfüllt. Nur
bemerk' ich noch, daß Sie das Geld nicht an H. A[ssessor Braun]
schicken können sondern an mich, weil er nur mit mir kontrahiert
hat und also nur von mir annehmen oder nicht annehmen kann;
in welchem letzt[eren] Falle ich das Geld zur Erwiederung seiner30
Gefälligkeit zu verwenden hätte.

Zum Glücke wurde Ihnen das Schwierigste in der Herstellung
der Zimmer im Frühjahr erspart, wo ich malen und tünchen ließ.
Mögen Ihre Tage in der neuen Wohnung so schön verfließen als
diese selber ist!35

15 Jean Paul Briefe. VI.
542. An Juſtizkommiſſar Fiſcher in Bayreuth.
[Kopie]

Ihrem Wunſche gemäß werd’ ich Ihnen den ganzen Miethzins
dieſes Vierteljahrs zu Martini abtragen. — Die Frau Finanz-
räthin hatte, wie Sie mir ſelber ſagte, nur darum den Monat5
meines neuen Quartiers bezahlen wollen, weil ſie es für theuerer
hielt. Da aber der Miethzins nur 150 fl. rh. und folglich für den
Monat blos 12½ fl. beträgt: ſo verſprach ſie mir die Übernahme
des Oktoberzinſes für Ihres, wahrſcheinlich aus dem Billigkeits
Gefühl, daß ja ſie, nicht ich das größere Logis genieße. — Indeß10
beträgt der ganze Unterſchied nur 1 fl. rh. und ich nehme Ihre
wiederholte Verſicherung gern an, daß ſie den Oktoberzins meines
neuen Logis bezahlen wolle. Treten über dieſe Kleinigkeit wieder
Weigerungen ein: ſo laſſ’ ich gern 〈willig〉 das alte bis Martini
leer ſtehen. Ich bitte daher Ihre Frau Schwägerin um ein ſchrift-15
liches Ja oder Nein. — Für dieſen Monat iſt zwar mit H. Aſſeſſor
Braun nichts ausgemacht; aber im Falle er aus zu großer Gefällig-
keit Geld ausſchlüge, müßt’ ich mich meiner Verbindlichkeit gegen
ihn auf eine andere Weiſe entledigen, welche, nur unter einem
andern Namen, meine Schuld an ihn abtrüge.20

Übrigens wär’ es mir ſehr angenehm — ſo wie für Sie vielleicht
bequem — wenn Sie heute eine Stunde beſtimmen wollten, wo
es Ihnen gefällig wäre, das gereinigte Quartier zu beſehen.

543. An Finanzräthin Dorothea Georg in Bayreuth.
[Konzept]25

Mit Vergnügen ſeh’ ich Ihre wie meine Wünſche erfüllt. Nur
bemerk’ ich noch, daß Sie das Geld nicht an H. A[ſſeſſor Braun]
ſchicken können ſondern an mich, weil er nur mit mir kontrahiert
hat und alſo nur von mir annehmen oder nicht annehmen kann;
in welchem letzt[eren] Falle ich das Geld zur Erwiederung ſeiner30
Gefälligkeit zu verwenden hätte.

Zum Glücke wurde Ihnen das Schwierigſte in der Herſtellung
der Zimmer im Frühjahr erſpart, wo ich malen und tünchen ließ.
Mögen Ihre Tage in der neuen Wohnung ſo ſchön verfließen als
dieſe ſelber iſt!35

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[225/0239] 542. An Juſtizkommiſſar Fiſcher in Bayreuth. Bayreuth d. 29 Sept. 1811 Ihrem Wunſche gemäß werd’ ich Ihnen den ganzen Miethzins dieſes Vierteljahrs zu Martini abtragen. — Die Frau Finanz- räthin hatte, wie Sie mir ſelber ſagte, nur darum den Monat 5 meines neuen Quartiers bezahlen wollen, weil ſie es für theuerer hielt. Da aber der Miethzins nur 150 fl. rh. und folglich für den Monat blos 12½ fl. beträgt: ſo verſprach ſie mir die Übernahme des Oktoberzinſes für Ihres, wahrſcheinlich aus dem Billigkeits Gefühl, daß ja ſie, nicht ich das größere Logis genieße. — Indeß 10 beträgt der ganze Unterſchied nur 1 fl. rh. und ich nehme Ihre wiederholte Verſicherung gern an, daß ſie den Oktoberzins meines neuen Logis bezahlen wolle. Treten über dieſe Kleinigkeit wieder Weigerungen ein: ſo laſſ’ ich gern 〈willig〉 das alte bis Martini leer ſtehen. Ich bitte daher Ihre Frau Schwägerin um ein ſchrift- 15 liches Ja oder Nein. — Für dieſen Monat iſt zwar mit H. Aſſeſſor Braun nichts ausgemacht; aber im Falle er aus zu großer Gefällig- keit Geld ausſchlüge, müßt’ ich mich meiner Verbindlichkeit gegen ihn auf eine andere Weiſe entledigen, welche, nur unter einem andern Namen, meine Schuld an ihn abtrüge. 20 Übrigens wär’ es mir ſehr angenehm — ſo wie für Sie vielleicht bequem — wenn Sie heute eine Stunde beſtimmen wollten, wo es Ihnen gefällig wäre, das gereinigte Quartier zu beſehen. 543. An Finanzräthin Dorothea Georg in Bayreuth. [Bayreuth, Ende Sept. 1811] 25 Mit Vergnügen ſeh’ ich Ihre wie meine Wünſche erfüllt. Nur bemerk’ ich noch, daß Sie das Geld nicht an H. A[ſſeſſor Braun] ſchicken können ſondern an mich, weil er nur mit mir kontrahiert hat und alſo nur von mir annehmen oder nicht annehmen kann; in welchem letzt[eren] Falle ich das Geld zur Erwiederung ſeiner 30 Gefälligkeit zu verwenden hätte. Zum Glücke wurde Ihnen das Schwierigſte in der Herſtellung der Zimmer im Frühjahr erſpart, wo ich malen und tünchen ließ. Mögen Ihre Tage in der neuen Wohnung ſo ſchön verfließen als dieſe ſelber iſt! 35 15 Jean Paul Briefe. VI.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/239>, abgerufen am 25.04.2024.