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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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ihn selber bringen und kam zu nichts und nicht aus dem Hause.
So oft ich auch an Sie denke, so machts das Himmelblaue des
Sandes [?] neben mir, daß ichs doch noch öfter thun muß. Näch-
stens gedenk' ich Ihnen mit "veritablem" Dintensatze aufzuwarten.
-- Sehen Sie doch morgen dieses Briefchen wieder an, um mehr5
über die Dinte zu erstaunen.

N. S. Eben indem ich stippte, gewann sogleich ohne einen Morgen
die Dinte; daher ich die Nachschrift ungestippt stehen lasse.

Zum Glücke bin ich heute erst über das Feuer erschrocken; gestern
erfuhren wir nichts.10

507. An Kandidat Knippenberg in Bayreuth.

Der Präsident Jakobi schrieb mir heute:

"Ich habe deinen Auftrag wegen Knippenberg sogleich besorgt,
und zur Antwort erhalten: Knippenberg müße zu allererst sich15
das Indigenat verschaffen; erst nachdem er dieses erhalten, könnten
weitere Schritte geschehen. Niethammer meint, da Knipp. so
viele gute Zeugnisse und bedeutende Fürsprecher für sich hätte, be-
sonders auch den Kammerpräsidenten von Doerenberg, so würde
er leicht das Indigenat erhalten. Dann aber sei der Weg zum20
Ziele noch immer weit und schwierig. Vielleicht kommt Niethammer
in Kürze nach Bayreuth; dann wird er selbst mit dir über die Sache
sprechen."

In einem vor einigen Tagen abgegangnen Briefe an Niet-
hammer
selber erinnerte ich diesen wieder daran und dabei an den25
zweiten Umstand, daß Sie bei Fellenberg 72 Schullehrer gebildet.
Der Himmel segne meine Wünsche für Sie.

Richter
508. An Cotta in Stuttgart.
30

Wie werden wir es machen, lieber guter Cotta? Ihr Schweigen
in allen Ihren vorvorigen Briefen in Rücksicht des Damenkalenders
ließ mich, zumal bei dem jetzigen Antiklimax des Buchhandels auf
ein Aussetzen des erstern schließen; -- und ich habe daher nichts

14 Jean Paul Briefe. VI.

ihn ſelber bringen und kam zu nichts und nicht aus dem Hauſe.
So oft ich auch an Sie denke, ſo machts das Himmelblaue des
Sandes [?] neben mir, daß ichs doch noch öfter thun muß. Näch-
ſtens gedenk’ ich Ihnen mit „veritablem“ Dintenſatze aufzuwarten.
— Sehen Sie doch morgen dieſes Briefchen wieder an, um mehr5
über die Dinte zu erſtaunen.

N. S. Eben indem ich ſtippte, gewann ſogleich ohne einen Morgen
die Dinte; daher ich die Nachſchrift ungeſtippt ſtehen laſſe.

Zum Glücke bin ich heute erſt über das Feuer erſchrocken; geſtern
erfuhren wir nichts.10

507. An Kandidat Knippenberg in Bayreuth.

Der Präſident Jakobi ſchrieb mir heute:

„Ich habe deinen Auftrag wegen Knippenberg ſogleich beſorgt,
und zur Antwort erhalten: Knippenberg müße zu allererſt ſich15
das Indigenat verſchaffen; erſt nachdem er dieſes erhalten, könnten
weitere Schritte geſchehen. Niethammer meint, da Knipp. ſo
viele gute Zeugniſſe und bedeutende Fürſprecher für ſich hätte, be-
ſonders auch den Kammerpräſidenten von Doerenberg, ſo würde
er leicht das Indigenat erhalten. Dann aber ſei der Weg zum20
Ziele noch immer weit und ſchwierig. Vielleicht kommt Niethammer
in Kürze nach Bayreuth; dann wird er ſelbſt mit dir über die Sache
ſprechen.“

In einem vor einigen Tagen abgegangnen Briefe an Niet-
hammer
ſelber erinnerte ich dieſen wieder daran und dabei an den25
zweiten Umſtand, daß Sie bei Fellenberg 72 Schullehrer gebildet.
Der Himmel ſegne meine Wünſche für Sie.

Richter
508. An Cotta in Stuttgart.
30

Wie werden wir es machen, lieber guter Cotta? Ihr Schweigen
in allen Ihren vorvorigen Briefen in Rückſicht des Damenkalenders
ließ mich, zumal bei dem jetzigen Antiklimax des Buchhandels auf
ein Ausſetzen des erſtern ſchließen; — und ich habe daher nichts

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[209/0222] ihn ſelber bringen und kam zu nichts und nicht aus dem Hauſe. So oft ich auch an Sie denke, ſo machts das Himmelblaue des Sandes [?] neben mir, daß ichs doch noch öfter thun muß. Näch- ſtens gedenk’ ich Ihnen mit „veritablem“ Dintenſatze aufzuwarten. — Sehen Sie doch morgen dieſes Briefchen wieder an, um mehr 5 über die Dinte zu erſtaunen. N. S. Eben indem ich ſtippte, gewann ſogleich ohne einen Morgen die Dinte; daher ich die Nachſchrift ungeſtippt ſtehen laſſe. Zum Glücke bin ich heute erſt über das Feuer erſchrocken; geſtern erfuhren wir nichts. 10 507. An Kandidat Knippenberg in Bayreuth. [Bayreuth, Mitte Juli 1811] Der Präſident Jakobi ſchrieb mir heute: „Ich habe deinen Auftrag wegen Knippenberg ſogleich beſorgt, und zur Antwort erhalten: Knippenberg müße zu allererſt ſich 15 das Indigenat verſchaffen; erſt nachdem er dieſes erhalten, könnten weitere Schritte geſchehen. Niethammer meint, da Knipp. ſo viele gute Zeugniſſe und bedeutende Fürſprecher für ſich hätte, be- ſonders auch den Kammerpräſidenten von Doerenberg, ſo würde er leicht das Indigenat erhalten. Dann aber ſei der Weg zum 20 Ziele noch immer weit und ſchwierig. Vielleicht kommt Niethammer in Kürze nach Bayreuth; dann wird er ſelbſt mit dir über die Sache ſprechen.“ In einem vor einigen Tagen abgegangnen Briefe an Niet- hammer ſelber erinnerte ich dieſen wieder daran und dabei an den 25 zweiten Umſtand, daß Sie bei Fellenberg 72 Schullehrer gebildet. Der Himmel ſegne meine Wünſche für Sie. Richter 508. An Cotta in Stuttgart. Bayreuth d. 15. Jul. 1811 30 Wie werden wir es machen, lieber guter Cotta? Ihr Schweigen in allen Ihren vorvorigen Briefen in Rückſicht des Damenkalenders ließ mich, zumal bei dem jetzigen Antiklimax des Buchhandels auf ein Ausſetzen des erſtern ſchließen; — und ich habe daher nichts 14 Jean Paul Briefe. VI.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/222>, abgerufen am 20.04.2024.