Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite
406. An Emanuel.

Guten Morgen, Emanuel! Gestern kamen an meine Frau (aus
Altenburg) von der Ehrenberg und von Brockhaus Briefe, daß
Minna körperlich viel besser geworden, außer dem Bette sei, Klavier5
spiele, singe; daß ihr aber doch oft (jedoch zuweilen 1/2 Tag aus-
genommen) fixe Ideen (z. B. von der Untreue ihres ihr so lieben
Geliebten etc. etc.) zusetzen. Die Ludwig soll eine treffliche Frau sein.
Alle diese angenehme Gesellschaft -- und der Umstand, daß Minna
sich schon gebessert, da sie vom Schreiben an C[aroline] gehört --10
machen wahrscheinlich, daß sie sich sobald nicht losreißt; was ich
auch bei diesem "Mordwetter" nicht wünsche. -- Hier steht auf der
Seite 398 der L[iteratur] Zeitung meine sehr alte Meinung über
die Semmeln.

407. An Emanuel.15

Guten Morgen, Emanuel! Hier ist der schön geschriebne Brief
Ludwigs, der ein Dutzbruder Wangenheims und ein Hausfreund
Thümmels ist. -- Ich willige gern ein. -- Emma ist sehr heiter.
C[aroline] schrieb mir einen sehr schönen Brief. Sie grüßt Sie20
und Ottos. Sie lobt beide Ludwigs und Brockh[aus] sehr. -- Anfangs
kannte Minna sie nicht, erst nach langem "Nachfragen und Befühlen".

408. An Karoline Richter in Altenburg.

Liebe! Die Kinder sind heiter und gesund -- Odilie ist immer25
bei mir -- nur Max machte mir gestern durch eine sehr komplizierte
Lüge einen harten Schmerz, der ihn aber auch, ohne besondere
Körperstrafe, von jeder soll geheilet haben. Odilie hat niemals
seit deinem Wegsein heftig geweint, geschweige getrotzt und ist
überhaupt köstlich.30

-- Alles geht in guter Ordnung, weil du wirklich alles in dieser
zurück gelassen; und das Nachkaufen und Herausgeben macht mir
keine Mühe. Anna macht Essen, Kaffee, Arbeit und Frühstück und
Fürsorge für Kinder vortrefflich; daher du ihr ein kleines Geschenk
mitbringen mußt. Sie bleibt sogar kürzer aus als sonst. Nur fehlt35

406. An Emanuel.

Guten Morgen, Emanuel! Geſtern kamen an meine Frau (aus
Altenburg) von der Ehrenberg und von Brockhaus Briefe, daß
Minna körperlich viel beſſer geworden, außer dem Bette ſei, Klavier5
ſpiele, ſinge; daß ihr aber doch oft (jedoch zuweilen ½ Tag aus-
genommen) fixe Ideen (z. B. von der Untreue ihres ihr ſo lieben
Geliebten ꝛc. ꝛc.) zuſetzen. Die Ludwig ſoll eine treffliche Frau ſein.
Alle dieſe angenehme Geſellſchaft — und der Umſtand, daß Minna
ſich ſchon gebeſſert, da ſie vom Schreiben an C[aroline] gehört —10
machen wahrſcheinlich, daß ſie ſich ſobald nicht losreißt; was ich
auch bei dieſem „Mordwetter“ nicht wünſche. — Hier ſteht auf der
Seite 398 der L[iteratur] Zeitung meine ſehr alte Meinung über
die Semmeln.

407. An Emanuel.15

Guten Morgen, Emanuel! Hier iſt der ſchön geſchriebne Brief
Ludwigs, der ein Dutzbruder Wangenheims und ein Hausfreund
Thümmels iſt. — Ich willige gern ein. — Emma iſt ſehr heiter.
C[aroline] ſchrieb mir einen ſehr ſchönen Brief. Sie grüßt Sie20
und Ottos. Sie lobt beide Ludwigs und Brockh[aus] ſehr. — Anfangs
kannte Minna ſie nicht, erſt nach langem „Nachfragen und Befühlen“.

408. An Karoline Richter in Altenburg.

Liebe! Die Kinder ſind heiter und geſund — Odilie iſt immer25
bei mir — nur Max machte mir geſtern durch eine ſehr komplizierte
Lüge einen harten Schmerz, der ihn aber auch, ohne beſondere
Körperſtrafe, von jeder ſoll geheilet haben. Odilie hat niemals
ſeit deinem Wegſein heftig geweint, geſchweige getrotzt und iſt
überhaupt köſtlich.30

— Alles geht in guter Ordnung, weil du wirklich alles in dieſer
zurück gelaſſen; und das Nachkaufen und Herausgeben macht mir
keine Mühe. Anna macht Eſſen, Kaffee, Arbeit und Frühſtück und
Fürſorge für Kinder vortrefflich; daher du ihr ein kleines Geſchenk
mitbringen mußt. Sie bleibt ſogar kürzer aus als ſonſt. Nur fehlt35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0171" n="158"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>406. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 14. Dez. 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Ge&#x017F;tern kamen an meine Frau (aus<lb/><hi rendition="#aq">Altenburg</hi>) von der <hi rendition="#aq">Ehrenberg</hi> und von <hi rendition="#aq">Brockhaus</hi> Briefe, daß<lb/><hi rendition="#aq">Minna</hi> körperlich viel be&#x017F;&#x017F;er geworden, außer dem Bette &#x017F;ei, Klavier<lb n="5"/>
&#x017F;piele, &#x017F;inge; daß ihr aber doch oft (jedoch zuweilen ½ Tag aus-<lb/>
genommen) fixe Ideen (z. B. von der Untreue ihres ihr &#x017F;o lieben<lb/>
Geliebten &#xA75B;c. &#xA75B;c.) zu&#x017F;etzen. Die <hi rendition="#aq">Ludwig</hi> &#x017F;oll eine treffliche Frau &#x017F;ein.<lb/>
Alle die&#x017F;e angenehme Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x2014; und der Um&#x017F;tand, daß <hi rendition="#aq">Minna</hi><lb/>
&#x017F;ich &#x017F;chon gebe&#x017F;&#x017F;ert, da &#x017F;ie vom Schreiben an <hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> gehört &#x2014;<lb n="10"/>
machen wahr&#x017F;cheinlich, daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;obald nicht losreißt; was ich<lb/>
auch bei die&#x017F;em &#x201E;Mordwetter&#x201C; nicht wün&#x017F;che. &#x2014; Hier &#x017F;teht auf der<lb/>
Seite 398 der <hi rendition="#aq">L[iteratur] Zeitung</hi> meine &#x017F;ehr alte Meinung über<lb/>
die Semmeln.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>407. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="15"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. Dez. 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Emanuel! Hier i&#x017F;t der &#x017F;chön ge&#x017F;chriebne Brief<lb/><hi rendition="#aq">Ludwigs,</hi> der ein Dutzbruder <hi rendition="#aq">Wangenheims</hi> und ein Hausfreund<lb/><hi rendition="#aq">Thümmels</hi> i&#x017F;t. &#x2014; Ich willige gern ein. &#x2014; <hi rendition="#aq">Emma</hi> i&#x017F;t &#x017F;ehr heiter.<lb/><hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> &#x017F;chrieb mir einen &#x017F;ehr &#x017F;chönen Brief. Sie grüßt Sie<lb n="20"/>
und <hi rendition="#aq">Ottos.</hi> Sie lobt beide Ludwigs und Brockh[aus] &#x017F;ehr. &#x2014; Anfangs<lb/>
kannte <hi rendition="#aq">Minna</hi> &#x017F;ie nicht, er&#x017F;t nach langem &#x201E;Nachfragen und Befühlen&#x201C;.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <div n="2">
          <head>408. An <hi rendition="#g">Karoline Richter in Altenburg.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 15. Dec.</hi> 1810</hi> </dateline><lb/>
          <p>Liebe! Die Kinder &#x017F;ind heiter und ge&#x017F;und &#x2014; <hi rendition="#aq">Odilie</hi> i&#x017F;t immer<lb n="25"/>
bei mir &#x2014; nur Max machte mir ge&#x017F;tern durch eine &#x017F;ehr komplizierte<lb/>
Lüge einen harten Schmerz, der ihn aber auch, ohne be&#x017F;ondere<lb/>
Körper&#x017F;trafe, von jeder &#x017F;oll geheilet haben. <hi rendition="#aq">Odilie</hi> hat niemals<lb/>
&#x017F;eit deinem Weg&#x017F;ein heftig geweint, ge&#x017F;chweige getrotzt und i&#x017F;t<lb/>
überhaupt kö&#x017F;tlich.<lb n="30"/>
</p>
          <p>&#x2014; Alles geht in guter Ordnung, weil du wirklich alles in die&#x017F;er<lb/>
zurück gela&#x017F;&#x017F;en; und das Nachkaufen und Herausgeben macht mir<lb/>
keine Mühe. Anna macht E&#x017F;&#x017F;en, Kaffee, Arbeit und Früh&#x017F;tück und<lb/>
Für&#x017F;orge für Kinder vortrefflich; daher du ihr ein kleines Ge&#x017F;chenk<lb/>
mitbringen mußt. Sie bleibt &#x017F;ogar kürzer aus als &#x017F;on&#x017F;t. Nur fehlt<lb n="35"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0171] 406. An Emanuel. [Bayreuth, 14. Dez. 1810] Guten Morgen, Emanuel! Geſtern kamen an meine Frau (aus Altenburg) von der Ehrenberg und von Brockhaus Briefe, daß Minna körperlich viel beſſer geworden, außer dem Bette ſei, Klavier 5 ſpiele, ſinge; daß ihr aber doch oft (jedoch zuweilen ½ Tag aus- genommen) fixe Ideen (z. B. von der Untreue ihres ihr ſo lieben Geliebten ꝛc. ꝛc.) zuſetzen. Die Ludwig ſoll eine treffliche Frau ſein. Alle dieſe angenehme Geſellſchaft — und der Umſtand, daß Minna ſich ſchon gebeſſert, da ſie vom Schreiben an C[aroline] gehört — 10 machen wahrſcheinlich, daß ſie ſich ſobald nicht losreißt; was ich auch bei dieſem „Mordwetter“ nicht wünſche. — Hier ſteht auf der Seite 398 der L[iteratur] Zeitung meine ſehr alte Meinung über die Semmeln. 407. An Emanuel. 15 [Bayreuth, 15. Dez. 1810] Guten Morgen, Emanuel! Hier iſt der ſchön geſchriebne Brief Ludwigs, der ein Dutzbruder Wangenheims und ein Hausfreund Thümmels iſt. — Ich willige gern ein. — Emma iſt ſehr heiter. C[aroline] ſchrieb mir einen ſehr ſchönen Brief. Sie grüßt Sie 20 und Ottos. Sie lobt beide Ludwigs und Brockh[aus] ſehr. — Anfangs kannte Minna ſie nicht, erſt nach langem „Nachfragen und Befühlen“. 408. An Karoline Richter in Altenburg. Bayreuth d. 15. Dec. 1810 Liebe! Die Kinder ſind heiter und geſund — Odilie iſt immer 25 bei mir — nur Max machte mir geſtern durch eine ſehr komplizierte Lüge einen harten Schmerz, der ihn aber auch, ohne beſondere Körperſtrafe, von jeder ſoll geheilet haben. Odilie hat niemals ſeit deinem Wegſein heftig geweint, geſchweige getrotzt und iſt überhaupt köſtlich. 30 — Alles geht in guter Ordnung, weil du wirklich alles in dieſer zurück gelaſſen; und das Nachkaufen und Herausgeben macht mir keine Mühe. Anna macht Eſſen, Kaffee, Arbeit und Frühſtück und Fürſorge für Kinder vortrefflich; daher du ihr ein kleines Geſchenk mitbringen mußt. Sie bleibt ſogar kürzer aus als ſonſt. Nur fehlt 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/171
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/171>, abgerufen am 28.03.2024.