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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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mir vorher das Manuskript zuschicken, so werd' ich Ihnen aus
einer Ursache danken, die Sie schlechterdings nicht errathen
können, die ich Ihnen aber künftig sagen werde; denn an und für
sich bedarf es dieser Zusendung nicht, da Sie Deutsch schreiben wie
ein Deutscher und Französisch wie blos der kräftigere Franzose;5
und ich weiß, daß wenn es für mich einen Übersetzer ins Französische
gibt, (oder auch einen Rezensenten), daß Sie es sind.

Bernadotte*) ging nicht durch Bayreuth, also konnt' er meine
Bitte nicht erfüllen; aber auch bei dem Durchgange hätt' ers nicht
gekonnt; und ich hätte sie gar nicht thun sollen, da man jede Frei-10
heit im Kriege leichter erlangt als die von Einquartierung. --
Unter Maitre du greffe meint' ich einen Kammer-Registrator.

Ich war nie in Göttingen. Aber jetzt möcht' ich wol da sein
und Ihnen meinen Brief und mich selber bringen. Freilich wird
die schöne Überbringerin Ihnen mehr Vergnügen geben; aber15
der Überbringer würde ein größeres haben.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
[Adr.] A Monsieur Charl. Villers, homme de lettres, homme
et -- qui est plus -- Villers a Gottingue.
20
292. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Hier hast du den herrlichen Fouque
wieder, der mir immer mehr gefallen, je länger ich daran rezensiert.
Die Rezension -- welche jetzt abgeschrieben wird -- dürfte einiges25
Neue für Leser enthalten, die das Buch -- nicht gelesen; für andere
freilich nichts. -- In meiner Abwesenheit bezahlte C[aroline] die
Weinfracht; ich bin doch nicht stark betrogen worden?

N. S. Max bekam gestern ein schriftliches Lob, unter andern
auch darüber, daß er mitten unter den "heftigsten" Zahnschmerzen30
aufmerksam geblieben. Auch der Zeichenmeister lobt' ihn neulich
sehr gegen meine Frau.

*) Meinen Brief an Bernadotte können Sie drucken lassen, wenn der Brief
es verdient. Sie dürfen viel, weil Sie noch mehr können.
8 Jean Paul Briefe. VI.

mir vorher das Manuſkript zuſchicken, ſo werd’ ich Ihnen aus
einer Urſache danken, die Sie ſchlechterdings nicht errathen
können, die ich Ihnen aber künftig ſagen werde; denn an und für
ſich bedarf es dieſer Zuſendung nicht, da Sie Deutſch ſchreiben wie
ein Deutſcher und Franzöſiſch wie blos der kräftigere Franzoſe;5
und ich weiß, daß wenn es für mich einen Überſetzer ins Franzöſiſche
gibt, (oder auch einen Rezenſenten), daß Sie es ſind.

Bernadotte*) ging nicht durch Bayreuth, alſo konnt’ er meine
Bitte nicht erfüllen; aber auch bei dem Durchgange hätt’ ers nicht
gekonnt; und ich hätte ſie gar nicht thun ſollen, da man jede Frei-10
heit im Kriege leichter erlangt als die von Einquartierung. —
Unter Maitre du greffe meint’ ich einen Kammer-Regiſtrator.

Ich war nie in Göttingen. Aber jetzt möcht’ ich wol da ſein
und Ihnen meinen Brief und mich ſelber bringen. Freilich wird
die ſchöne Überbringerin Ihnen mehr Vergnügen geben; aber15
der Überbringer würde ein größeres haben.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
[Adr.] A Monsieur Charl. Villers, homme de lettres, homme
et — qui est plus — Villers à Gottingue.
20
292. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Hier haſt du den herrlichen Fouqué
wieder, der mir immer mehr gefallen, je länger ich daran rezenſiert.
Die Rezenſion — welche jetzt abgeſchrieben wird — dürfte einiges25
Neue für Leſer enthalten, die das Buch — nicht geleſen; für andere
freilich nichts. — In meiner Abweſenheit bezahlte C[aroline] die
Weinfracht; ich bin doch nicht ſtark betrogen worden?

N. S. Max bekam geſtern ein ſchriftliches Lob, unter andern
auch darüber, daß er mitten unter den „heftigſten“ Zahnſchmerzen30
aufmerkſam geblieben. Auch der Zeichenmeiſter lobt’ ihn neulich
ſehr gegen meine Frau.

*) Meinen Brief an Bernadotte können Sie drucken laſſen, wenn der Brief
es verdient. Sie dürfen viel, weil Sie noch mehr können.
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[113/0126] mir vorher das Manuſkript zuſchicken, ſo werd’ ich Ihnen aus einer Urſache danken, die Sie ſchlechterdings nicht errathen können, die ich Ihnen aber künftig ſagen werde; denn an und für ſich bedarf es dieſer Zuſendung nicht, da Sie Deutſch ſchreiben wie ein Deutſcher und Franzöſiſch wie blos der kräftigere Franzoſe; 5 und ich weiß, daß wenn es für mich einen Überſetzer ins Franzöſiſche gibt, (oder auch einen Rezenſenten), daß Sie es ſind. Bernadotte *) ging nicht durch Bayreuth, alſo konnt’ er meine Bitte nicht erfüllen; aber auch bei dem Durchgange hätt’ ers nicht gekonnt; und ich hätte ſie gar nicht thun ſollen, da man jede Frei- 10 heit im Kriege leichter erlangt als die von Einquartierung. — Unter Maitre du greffe meint’ ich einen Kammer-Regiſtrator. Ich war nie in Göttingen. Aber jetzt möcht’ ich wol da ſein und Ihnen meinen Brief und mich ſelber bringen. Freilich wird die ſchöne Überbringerin Ihnen mehr Vergnügen geben; aber 15 der Überbringer würde ein größeres haben. Ihr Jean Paul Fr. Richter [Adr.] A Monsieur Charl. Villers, homme de lettres, homme et — qui est plus — Villers à Gottingue. 20 292. An Otto. [Bayreuth, 20. Juni 1810] Guten Morgen, Alter! Hier haſt du den herrlichen Fouqué wieder, der mir immer mehr gefallen, je länger ich daran rezenſiert. Die Rezenſion — welche jetzt abgeſchrieben wird — dürfte einiges 25 Neue für Leſer enthalten, die das Buch — nicht geleſen; für andere freilich nichts. — In meiner Abweſenheit bezahlte C[aroline] die Weinfracht; ich bin doch nicht ſtark betrogen worden? N. S. Max bekam geſtern ein ſchriftliches Lob, unter andern auch darüber, daß er mitten unter den „heftigſten“ Zahnſchmerzen 30 aufmerkſam geblieben. Auch der Zeichenmeiſter lobt’ ihn neulich ſehr gegen meine Frau. *) Meinen Brief an Bernadotte können Sie drucken laſſen, wenn der Brief es verdient. Sie dürfen viel, weil Sie noch mehr können. 8 Jean Paul Briefe. VI.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/126>, abgerufen am 28.03.2024.