Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite

statistische und ähnliche Werke überlassen Sie besser meiner Feder;
Ihre tunkt hier mit dem umgekehrten Ende ein und fegt närrisch
weiter. -- Da Sie durch nichts -- und kaum dadurch -- zu bekehren
sind als durch Beispiel: so sag' ich hier aus Mangel meines lebendigen
zu Ihnen auch kein moralisches: Lebe wol, sondern nur ein freund-5
schaftliches: Leben Dieselben wol!

Richter
56. An Präsident von Schuckmann in Ansbach.

Der Himmel gebe Ihnen in Anspach bessere Gesellschaft als die10
[Stadt] hat, die Sie verlor. Warum muß es in Deutschland keine
andere geistreich-gesellige Gesellschaft geben als die, die der Buch-
binder eingebunden schickt, nicht der Schneider eingekleidet? Und
warum muß Ihre Abwesenheit gerade in meine Gegenwart fallen?-- Marggräfliche Hemmketten, bergauf durchreissen.15

56a. An Gottlieb Richter in Sparneck.

Lieber Bruder! Nimm nur niemals mein Schweigen für Kälte
oder für Vernachlässigung deiner oder für Verlust deiner Briefe,
sondern bloß für Mangel an Brief-Zeit. Dieses mal kam nun noch20
die Krankheit meiner 3 Kinder dazu, wovon das jüngste schon ein
Füßchen wenn nicht im Grabe doch auf dem Gottesacker hatte.
Jetzt steht alles gut. Meine Minna wurde schon vor 2 Monaten
geboren, nur aber erst nach 5 Wochen getauft, daher die falsche
Zeitungs-Anzeige.25

Eben hab' ich an Schuckmann für dich geschrieben. Otto meint
aber, du würdest dich in Erlang mit 700 fl. schlechter stehen als in
Sparneck mit 300. Vogel kann nichts dabei thun; wol aber Tornesi
und Bomhardt, die ich gelegentlich sprechen will.

Du solltest in Holland leben, oder in Rom, wo man für das dritte30
Kind (jus trium liberorum) ein douceur vom Staate bekam; du
würdest ein Millionär.

Vielleicht thu' ich bald auf einer Fahrt nach Hof drei Seiten-
schritte zu dir, um deinen gelehrten Heinrich, der wirklich für seine

ſtatiſtiſche und ähnliche Werke überlaſſen Sie beſſer meiner Feder;
Ihre tunkt hier mit dem umgekehrten Ende ein und fegt närriſch
weiter. — Da Sie durch nichts — und kaum dadurch — zu bekehren
ſind als durch Beiſpiel: ſo ſag’ ich hier aus Mangel meines lebendigen
zu Ihnen auch kein moraliſches: Lebe wol, ſondern nur ein freund-5
ſchaftliches: Leben Dieſelben wol!

Richter
56. An Präſident von Schuckmann in Ansbach.

Der Himmel gebe Ihnen in Anſpach beſſere Geſellſchaft als die10
[Stadt] hat, die Sie verlor. Warum muß es in Deutſchland keine
andere geiſtreich-geſellige Geſellſchaft geben als die, die der Buch-
binder eingebunden ſchickt, nicht der Schneider eingekleidet? Und
warum muß Ihre Abweſenheit gerade in meine Gegenwart fallen?— Marggräfliche Hemmketten, bergauf durchreiſſen.15

56a. An Gottlieb Richter in Sparneck.

Lieber Bruder! Nimm nur niemals mein Schweigen für Kälte
oder für Vernachläſſigung deiner oder für Verluſt deiner Briefe,
ſondern bloß für Mangel an Brief-Zeit. Dieſes mal kam nun noch20
die Krankheit meiner 3 Kinder dazu, wovon das jüngſte ſchon ein
Füßchen wenn nicht im Grabe doch auf dem Gottesacker hatte.
Jetzt ſteht alles gut. Meine Minna wurde ſchon vor 2 Monaten
geboren, nur aber erſt nach 5 Wochen getauft, daher die falſche
Zeitungs-Anzeige.25

Eben hab’ ich an Schuckmann für dich geſchrieben. Otto meint
aber, du würdeſt dich in Erlang mit 700 fl. ſchlechter ſtehen als in
Sparneck mit 300. Vogel kann nichts dabei thun; wol aber Tornesi
und Bomhardt, die ich gelegentlich ſprechen will.

Du ſollteſt in Holland leben, oder in Rom, wo man für das dritte30
Kind (jus trium liberorum) ein douceur vom Staate bekam; du
würdeſt ein Millionär.

Vielleicht thu’ ich bald auf einer Fahrt nach Hof drei Seiten-
ſchritte zu dir, um deinen gelehrten Heinrich, der wirklich für ſeine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0033" n="21"/>
&#x017F;tati&#x017F;ti&#x017F;che und ähnliche Werke überla&#x017F;&#x017F;en Sie be&#x017F;&#x017F;er meiner Feder;<lb/>
Ihre tunkt hier mit dem umgekehrten Ende ein und fegt närri&#x017F;ch<lb/>
weiter. &#x2014; Da Sie durch nichts &#x2014; und kaum dadurch &#x2014; zu bekehren<lb/>
&#x017F;ind als durch Bei&#x017F;piel: &#x017F;o &#x017F;ag&#x2019; ich hier aus Mangel meines lebendigen<lb/>
zu Ihnen auch kein morali&#x017F;ches: Lebe wol, &#x017F;ondern nur ein freund-<lb n="5"/>
&#x017F;chaftliches: Leben Die&#x017F;elben wol!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>56. An <hi rendition="#g">Prä&#x017F;ident von Schuckmann in Ansbach.</hi></head><lb/>
        <byline>[Kopie]</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 20. Jan. 1805]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Der Himmel gebe Ihnen in An&#x017F;pach be&#x017F;&#x017F;ere Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft als die<lb n="10"/>
[Stadt] hat, die Sie verlor. Warum muß es in Deut&#x017F;chland keine<lb/>
andere gei&#x017F;treich-ge&#x017F;ellige Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft geben als die, die der Buch-<lb/>
binder eingebunden &#x017F;chickt, nicht der Schneider eingekleidet? Und<lb/>
warum muß Ihre Abwe&#x017F;enheit gerade in meine Gegenwart fallen?&#x2014; Marggräfliche Hemmketten, bergauf durchrei&#x017F;&#x017F;en.<lb n="15"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>56<hi rendition="#aq">a.</hi> An <hi rendition="#g">Gottlieb Richter in Sparneck.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 20 Jenn. 1805.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Lieber Bruder! Nimm nur niemals mein Schweigen für Kälte<lb/>
oder für Vernachlä&#x017F;&#x017F;igung deiner oder für Verlu&#x017F;t deiner Briefe,<lb/>
&#x017F;ondern bloß für Mangel an Brief-Zeit. Die&#x017F;es mal kam nun noch<lb n="20"/>
die Krankheit meiner 3 Kinder dazu, wovon das jüng&#x017F;te &#x017F;chon ein<lb/>
Füßchen wenn nicht im Grabe doch auf dem Gottesacker hatte.<lb/>
Jetzt &#x017F;teht alles gut. Meine <hi rendition="#aq">Minna</hi> wurde &#x017F;chon vor 2 Monaten<lb/>
geboren, nur aber er&#x017F;t nach 5 Wochen getauft, daher die fal&#x017F;che<lb/>
Zeitungs-Anzeige.<lb n="25"/>
</p>
        <p>Eben hab&#x2019; ich an <hi rendition="#aq">Schuckmann</hi> für dich ge&#x017F;chrieben. <hi rendition="#aq">Otto</hi> meint<lb/>
aber, du würde&#x017F;t dich in <hi rendition="#aq">Erlang</hi> mit 700 fl. &#x017F;chlechter &#x017F;tehen als in<lb/><hi rendition="#aq">Sparneck</hi> mit 300. <hi rendition="#aq">Vogel</hi> kann nichts dabei thun; wol aber <hi rendition="#aq">Tornesi</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Bomhardt,</hi> die ich gelegentlich &#x017F;prechen will.</p><lb/>
        <p>Du &#x017F;ollte&#x017F;t in Holland leben, oder in Rom, wo man für das dritte<lb n="30"/>
Kind (<hi rendition="#aq">jus trium liberorum</hi>) ein <hi rendition="#aq">douceur</hi> vom Staate bekam; du<lb/>
würde&#x017F;t ein Millionär.</p><lb/>
        <p>Vielleicht thu&#x2019; ich bald auf einer Fahrt nach <hi rendition="#aq">Hof</hi> drei Seiten-<lb/>
&#x017F;chritte zu dir, um deinen gelehrten <hi rendition="#aq">Heinrich,</hi> der wirklich für &#x017F;eine<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0033] ſtatiſtiſche und ähnliche Werke überlaſſen Sie beſſer meiner Feder; Ihre tunkt hier mit dem umgekehrten Ende ein und fegt närriſch weiter. — Da Sie durch nichts — und kaum dadurch — zu bekehren ſind als durch Beiſpiel: ſo ſag’ ich hier aus Mangel meines lebendigen zu Ihnen auch kein moraliſches: Lebe wol, ſondern nur ein freund- 5 ſchaftliches: Leben Dieſelben wol! Richter 56. An Präſident von Schuckmann in Ansbach. [Kopie][Bayreuth, 20. Jan. 1805] Der Himmel gebe Ihnen in Anſpach beſſere Geſellſchaft als die 10 [Stadt] hat, die Sie verlor. Warum muß es in Deutſchland keine andere geiſtreich-geſellige Geſellſchaft geben als die, die der Buch- binder eingebunden ſchickt, nicht der Schneider eingekleidet? Und warum muß Ihre Abweſenheit gerade in meine Gegenwart fallen?— Marggräfliche Hemmketten, bergauf durchreiſſen. 15 56a. An Gottlieb Richter in Sparneck. Bayreuth d. 20 Jenn. 1805. Lieber Bruder! Nimm nur niemals mein Schweigen für Kälte oder für Vernachläſſigung deiner oder für Verluſt deiner Briefe, ſondern bloß für Mangel an Brief-Zeit. Dieſes mal kam nun noch 20 die Krankheit meiner 3 Kinder dazu, wovon das jüngſte ſchon ein Füßchen wenn nicht im Grabe doch auf dem Gottesacker hatte. Jetzt ſteht alles gut. Meine Minna wurde ſchon vor 2 Monaten geboren, nur aber erſt nach 5 Wochen getauft, daher die falſche Zeitungs-Anzeige. 25 Eben hab’ ich an Schuckmann für dich geſchrieben. Otto meint aber, du würdeſt dich in Erlang mit 700 fl. ſchlechter ſtehen als in Sparneck mit 300. Vogel kann nichts dabei thun; wol aber Tornesi und Bomhardt, die ich gelegentlich ſprechen will. Du ſollteſt in Holland leben, oder in Rom, wo man für das dritte 30 Kind (jus trium liberorum) ein douceur vom Staate bekam; du würdeſt ein Millionär. Vielleicht thu’ ich bald auf einer Fahrt nach Hof drei Seiten- ſchritte zu dir, um deinen gelehrten Heinrich, der wirklich für ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/33
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/33>, abgerufen am 25.04.2024.