Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

ein spätes ist. Mögen Ihro Durchlaucht es meinen bisherigen Ver-
änderungen nachsehen und mögen mit dem Buche zugleich seine
Mängel sich verkleinert haben! --

[Spaltenumbruch]
[Spaltenumbruch]
Ihro Durchlaucht
Unterthänigster
5
Jean Paul Fr. Richter
*157. An Ludwig Roentgen in Esens.

Es sei also das Du, womit wir ja alle geboren und begraben werden!10
Wer kan zu einem Sterbenden Dieselben sagen? -- Deine Liebe für
den moralischen Geist meiner Werke, die deinen eignen bekent, hat
[96]mir wohlgethan. Im Lande, wo der heilige Geist der Moralität und
der schöne der Musen herscht, verschwindet das Ich und es giebt kein
persönliches Lob mehr, sondern wir beten alle nur den unendlichen15
Weltgeist an, der durch alle Herzen leuchtet und sie gleichsam an
einem durchgehenden Strahl an einander reiht.

In dein Andachtsbuch glaub' ich gehören die humoristischen Auf-
säze, denen da die Mitteltinte des Uebergangs fehlt, weniger.

-- Erleichtere dem Leser die Uebersicht und Folge durch Ueber-20
schriften und systematische oder durch historische oder andere Ver-
bindung.

Wenn ich eine Vorrede dazu machte: so wär' ich der Lobredner
meines Lobredners, also mein eigner; und das kan ich nicht.

Antworte mir wieder! -- Sei glüklich durch und für dein Weib25
und Sie sei es eben so und nichts störe Euren Frühling!

Jean Paul Fr. Richter
158. An Geheimrat Mayer.
[Kopie]

Ein Eheman dankt einem Vater viel bestimter und mehr als ein30
Liebhaber, weil der Vater weniger für diesen als jenen arbeitet.
Wenn die Ehe [die Liebe] nicht vermindert, so erhöht sie sie un-
endlich. Möge Ihr Verdienst zuweilen zur Freude werden -- Ihre
Ihrigen.

ein ſpätes iſt. Mögen Ihro Durchlaucht es meinen bisherigen Ver-
änderungen nachſehen und mögen mit dem Buche zugleich ſeine
Mängel ſich verkleinert haben! —

[Spaltenumbruch]
[Spaltenumbruch]
Ihro Durchlaucht
Unterthänigſter
5
Jean Paul Fr. Richter
*157. An Ludwig Roentgen in Eſens.

Es ſei alſo das Du, womit wir ja alle geboren und begraben werden!10
Wer kan zu einem Sterbenden Dieſelben ſagen? — Deine Liebe für
den moraliſchen Geiſt meiner Werke, die deinen eignen bekent, hat
[96]mir wohlgethan. Im Lande, wo der heilige Geiſt der Moralität und
der ſchöne der Muſen herſcht, verſchwindet das Ich und es giebt kein
perſönliches Lob mehr, ſondern wir beten alle nur den unendlichen15
Weltgeiſt an, der durch alle Herzen leuchtet und ſie gleichſam an
einem durchgehenden Strahl an einander reiht.

In dein Andachtsbuch glaub’ ich gehören die humoriſtiſchen Auf-
ſäze, denen da die Mitteltinte des Uebergangs fehlt, weniger.

— Erleichtere dem Leſer die Ueberſicht und Folge durch Ueber-20
ſchriften und ſyſtematiſche oder durch hiſtoriſche oder andere Ver-
bindung.

Wenn ich eine Vorrede dazu machte: ſo wär’ ich der Lobredner
meines Lobredners, alſo mein eigner; und das kan ich nicht.

Antworte mir wieder! — Sei glüklich durch und für dein Weib25
und Sie ſei es eben ſo und nichts ſtöre Euren Frühling!

Jean Paul Fr. Richter
158. An Geheimrat Mayer.
[Kopie]

Ein Eheman dankt einem Vater viel beſtimter und mehr als ein30
Liebhaber, weil der Vater weniger für dieſen als jenen arbeitet.
Wenn die Ehe [die Liebe] nicht vermindert, ſo erhöht ſie ſie un-
endlich. Möge Ihr Verdienſt zuweilen zur Freude werden — Ihre
Ihrigen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0090" n="84"/>
ein &#x017F;pätes i&#x017F;t. Mögen Ihro Durchlaucht es meinen bisherigen Ver-<lb/>
änderungen nach&#x017F;ehen und mögen mit dem Buche zugleich &#x017F;eine<lb/>
Mängel &#x017F;ich verkleinert haben! &#x2014;</p><lb/>
        <closer>
          <cb/>
          <dateline> <hi rendition="#left"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi><lb/>
d. 1. July 1801.</hi> </dateline><lb/>
          <cb/>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihro Durchlaucht<lb/>
Unterthänig&#x017F;ter</hi> <lb n="5"/> <hi rendition="#et">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*157. An <hi rendition="#g">Ludwig Roentgen in E&#x017F;ens.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 1 July 1801.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Es &#x017F;ei al&#x017F;o das Du, womit wir ja alle geboren und begraben werden!<lb n="10"/>
Wer kan zu einem Sterbenden Die&#x017F;elben &#x017F;agen? &#x2014; Deine Liebe für<lb/>
den morali&#x017F;chen Gei&#x017F;t meiner Werke, die deinen eignen bekent, hat<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_96">[96]</ref></note>mir wohlgethan. Im Lande, wo der heilige Gei&#x017F;t der Moralität und<lb/>
der &#x017F;chöne der Mu&#x017F;en her&#x017F;cht, ver&#x017F;chwindet das Ich und es giebt kein<lb/>
per&#x017F;önliches Lob mehr, &#x017F;ondern wir beten alle nur den unendlichen<lb n="15"/>
Weltgei&#x017F;t an, der durch alle Herzen leuchtet und &#x017F;ie gleich&#x017F;am an<lb/>
einem durchgehenden Strahl an einander reiht.</p><lb/>
        <p>In dein Andachtsbuch glaub&#x2019; ich gehören die humori&#x017F;ti&#x017F;chen Auf-<lb/>
&#x017F;äze, denen da die Mitteltinte des Uebergangs fehlt, weniger.</p><lb/>
        <p>&#x2014; Erleichtere dem Le&#x017F;er die Ueber&#x017F;icht und Folge durch Ueber-<lb n="20"/>
&#x017F;chriften und &#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;che oder durch hi&#x017F;tori&#x017F;che oder andere Ver-<lb/>
bindung.</p><lb/>
        <p>Wenn ich eine Vorrede dazu machte: &#x017F;o wär&#x2019; ich der Lobredner<lb/>
meines Lobredners, al&#x017F;o mein eigner; und das kan ich nicht.</p><lb/>
        <p>Antworte mir wieder! &#x2014; Sei glüklich durch und für dein Weib<lb n="25"/>
und Sie &#x017F;ei es eben &#x017F;o und nichts &#x017F;töre Euren Frühling!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>158. An <hi rendition="#g">Geheimrat Mayer.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 6. Juli 1801]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ein Eheman dankt einem Vater viel be&#x017F;timter und mehr als ein<lb n="30"/>
Liebhaber, weil der Vater weniger für die&#x017F;en als jenen arbeitet.<lb/>
Wenn die Ehe [die Liebe] nicht vermindert, &#x017F;o erhöht &#x017F;ie &#x017F;ie un-<lb/>
endlich. Möge Ihr Verdien&#x017F;t zuweilen zur Freude werden &#x2014; Ihre<lb/>
Ihrigen.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0090] ein ſpätes iſt. Mögen Ihro Durchlaucht es meinen bisherigen Ver- änderungen nachſehen und mögen mit dem Buche zugleich ſeine Mängel ſich verkleinert haben! — Meiningen d. 1. July 1801. Ihro Durchlaucht Unterthänigſter 5 Jean Paul Fr. Richter *157. An Ludwig Roentgen in Eſens. Meiningen d. 1 July 1801. Es ſei alſo das Du, womit wir ja alle geboren und begraben werden! 10 Wer kan zu einem Sterbenden Dieſelben ſagen? — Deine Liebe für den moraliſchen Geiſt meiner Werke, die deinen eignen bekent, hat mir wohlgethan. Im Lande, wo der heilige Geiſt der Moralität und der ſchöne der Muſen herſcht, verſchwindet das Ich und es giebt kein perſönliches Lob mehr, ſondern wir beten alle nur den unendlichen 15 Weltgeiſt an, der durch alle Herzen leuchtet und ſie gleichſam an einem durchgehenden Strahl an einander reiht. [96] In dein Andachtsbuch glaub’ ich gehören die humoriſtiſchen Auf- ſäze, denen da die Mitteltinte des Uebergangs fehlt, weniger. — Erleichtere dem Leſer die Ueberſicht und Folge durch Ueber- 20 ſchriften und ſyſtematiſche oder durch hiſtoriſche oder andere Ver- bindung. Wenn ich eine Vorrede dazu machte: ſo wär’ ich der Lobredner meines Lobredners, alſo mein eigner; und das kan ich nicht. Antworte mir wieder! — Sei glüklich durch und für dein Weib 25 und Sie ſei es eben ſo und nichts ſtöre Euren Frühling! Jean Paul Fr. Richter 158. An Geheimrat Mayer. [Meiningen, 6. Juli 1801] Ein Eheman dankt einem Vater viel beſtimter und mehr als ein 30 Liebhaber, weil der Vater weniger für dieſen als jenen arbeitet. Wenn die Ehe [die Liebe] nicht vermindert, ſo erhöht ſie ſie un- endlich. Möge Ihr Verdienſt zuweilen zur Freude werden — Ihre Ihrigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/90
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/90>, abgerufen am 28.03.2024.