Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

senden, wenn ich ihn jezt sogleich aufzujagen wüste. Sie sollen ihn aber
erhalten. -- Wahrscheinlich wird durch die vielen Auxiliartruppen,
die ich am Hofe habe, etwas für mich bei dem König erstürmt. Dan
zög' ich vielleicht nach Halberstadt, guter Vater, wenn es ausser den
B's, die ich alle brauche, Berge, Bücher noch bitteres braunes Bier5
hätte, das mein Magen fodert, wenn er länger der Tagelöhner und[80]
Kossäthe des Kopfes bleiben sol. Ich bitte Sie um Nachricht, ob nicht
wenigstens 3, 4, 5 Meilen von Halberstadt recht bitteres Hopfenbier
zu finden ist.

Zu Pfingsten, wo der heilige Geist sonst herniederkam, komt er in10
seiner sinlichen Gestalt auch zu mir, nämlich in der einer Taube,
welche Caroline heisset; ich vereine da mich mit ihr auf so viele Jahr-
tausende als mir der Himmel zu sein verstattet. -- Fr. v. Berg, Ihre
warme Freundin, grüsset Sie herzlich. Sie lebt froh mit ihrer be-
glükten Tochter. --15

Leben Sie froh und frühlingsmässig im Frühling!

Jean Paul Fr. Richter
131. An Thieriot.

Lieber Verschollener! Ich bin auf Ihre Entschuldigungen Ihres20
Schweigens begierig. Die Leute, bei denen Sie waren, bedürfen auch
einiger; noch hab' ich den "Auszug aus Hippels, J. P.s etc. Werken"
nicht wiedergesehen, ich denke auch, Ahlefeldt lieh Ihnen den Fixlein
und Bernhardi das vorlezte Stük des Athenäums -- kein Mensch
hat etwas wiederbekommen. Geben Sie Ordre, daß ich mein Buch25
noch vor meinem Hochzeit- und Reisetag -- dem 27ten Mai -- erhalte.

Und mir geben Sie allerlei Nachrichten von Ihrem Treiben und
Glauben und Hoffen. -- Was bedeutet im Meskatalog das Buch:
"Das gelobte Land von J. P. Fr. Richter"? -- Haben Sie mein
Zeug gelesen?30

-- Ich arbeite kräftig und reich an meinem Notarius Bliz; die
Materie strömt mir entgegen.

In Meiningen und in der Ehe hab ich mehr Zeit, einen Brief zu
machen, sogar einen langen. Adio, mein Guter! Der Himmel sei in
Ihnen!

35
Richter

ſenden, wenn ich ihn jezt ſogleich aufzujagen wüſte. Sie ſollen ihn aber
erhalten. — Wahrſcheinlich wird durch die vielen Auxiliartruppen,
die ich am Hofe habe, etwas für mich bei dem König erſtürmt. Dan
zög’ ich vielleicht nach Halberstadt, guter Vater, wenn es auſſer den
B’s, die ich alle brauche, Berge, Bücher noch bitteres braunes Bier5
hätte, das mein Magen fodert, wenn er länger der Tagelöhner und[80]
Koſſäthe des Kopfes bleiben ſol. Ich bitte Sie um Nachricht, ob nicht
wenigſtens 3, 4, 5 Meilen von Halberstadt recht bitteres Hopfenbier
zu finden iſt.

Zu Pfingſten, wo der heilige Geiſt ſonſt herniederkam, komt er in10
ſeiner ſinlichen Geſtalt auch zu mir, nämlich in der einer Taube,
welche Caroline heiſſet; ich vereine da mich mit ihr auf ſo viele Jahr-
tauſende als mir der Himmel zu ſein verſtattet. — Fr. v. Berg, Ihre
warme Freundin, grüſſet Sie herzlich. Sie lebt froh mit ihrer be-
glükten Tochter. —15

Leben Sie froh und frühlingsmäſſig im Frühling!

Jean Paul Fr. Richter
131. An Thieriot.

Lieber Verſchollener! Ich bin auf Ihre Entſchuldigungen Ihres20
Schweigens begierig. Die Leute, bei denen Sie waren, bedürfen auch
einiger; noch hab’ ich den „Auszug aus Hippels, J. P.s ꝛc. Werken“
nicht wiedergeſehen, ich denke auch, Ahlefeldt lieh Ihnen den Fixlein
und Bernhardi das vorlezte Stük des Athenäums — kein Menſch
hat etwas wiederbekommen. Geben Sie Ordre, daß ich mein Buch25
noch vor meinem Hochzeit- und Reiſetag — dem 27ten Mai — erhalte.

Und mir geben Sie allerlei Nachrichten von Ihrem Treiben und
Glauben und Hoffen. — Was bedeutet im Meskatalog das Buch:
„Das gelobte Land von J. P. Fr. Richter“? — Haben Sie mein
Zeug geleſen?30

— Ich arbeite kräftig und reich an meinem Notarius Bliz; die
Materie ſtrömt mir entgegen.

In Meiningen und in der Ehe hab ich mehr Zeit, einen Brief zu
machen, ſogar einen langen. Adio, mein Guter! Der Himmel ſei in
Ihnen!

35
Richter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0077" n="71"/>
&#x017F;enden, wenn ich ihn jezt &#x017F;ogleich aufzujagen wü&#x017F;te. Sie &#x017F;ollen ihn aber<lb/>
erhalten. &#x2014; Wahr&#x017F;cheinlich wird durch die vielen Auxiliartruppen,<lb/>
die ich am Hofe habe, etwas für mich bei dem König er&#x017F;türmt. Dan<lb/>
zög&#x2019; ich vielleicht nach <hi rendition="#aq">Halberstadt,</hi> guter Vater, wenn es au&#x017F;&#x017F;er den<lb/>
B&#x2019;s, die ich alle brauche, <hi rendition="#b">B</hi>erge, <hi rendition="#b">B</hi>ücher noch <hi rendition="#b">b</hi>itteres <hi rendition="#b">b</hi>raunes <hi rendition="#b">B</hi>ier<lb n="5"/>
hätte, das mein Magen fodert, wenn er länger der Tagelöhner und<note place="right"><ref target="1922_Bd4_80">[80]</ref></note><lb/>
Ko&#x017F;&#x017F;äthe des Kopfes bleiben &#x017F;ol. Ich bitte Sie um Nachricht, ob nicht<lb/>
wenig&#x017F;tens 3, 4, 5 Meilen von <hi rendition="#aq">Halberstadt</hi> recht bitteres Hopfenbier<lb/>
zu finden i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Zu Pfing&#x017F;ten, wo der heilige Gei&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t herniederkam, komt er in<lb n="10"/>
&#x017F;einer &#x017F;inlichen Ge&#x017F;talt auch zu mir, nämlich in der einer <hi rendition="#g">Taube,</hi><lb/>
welche <hi rendition="#aq">Caroline</hi> hei&#x017F;&#x017F;et; ich vereine da mich mit ihr auf &#x017F;o viele Jahr-<lb/>
tau&#x017F;ende als mir der Himmel zu &#x017F;ein ver&#x017F;tattet. &#x2014; Fr. <hi rendition="#aq">v. Berg,</hi> Ihre<lb/>
warme Freundin, grü&#x017F;&#x017F;et Sie herzlich. Sie lebt froh mit ihrer be-<lb/>
glükten Tochter. &#x2014;<lb n="15"/>
</p>
        <p>Leben Sie froh und frühlingsmä&#x017F;&#x017F;ig im Frühling!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>131. An <hi rendition="#g">Thieriot.</hi></head><lb/>
        <byline>Eilig&#x017F;t</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Berlin</hi> d. 14. Mai 1801.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Lieber Ver&#x017F;chollener! Ich bin auf Ihre Ent&#x017F;chuldigungen Ihres<lb n="20"/>
Schweigens begierig. Die Leute, bei denen Sie waren, bedürfen auch<lb/>
einiger; noch hab&#x2019; ich den &#x201E;Auszug aus Hippels, <hi rendition="#aq">J. P.</hi>s &#xA75B;c. Werken&#x201C;<lb/>
nicht wiederge&#x017F;ehen, ich denke auch, <hi rendition="#aq">Ahlefeldt</hi> lieh Ihnen den Fixlein<lb/>
und <hi rendition="#aq">Bernhardi</hi> das vorlezte Stük des <hi rendition="#aq">Athenäums</hi> &#x2014; kein Men&#x017F;ch<lb/>
hat etwas wiederbekommen. Geben Sie Ordre, daß ich mein Buch<lb n="25"/>
noch vor meinem Hochzeit- und Rei&#x017F;etag &#x2014; dem 27<hi rendition="#sup">ten</hi> Mai &#x2014; erhalte.</p><lb/>
        <p>Und mir geben Sie allerlei Nachrichten von Ihrem Treiben und<lb/>
Glauben und Hoffen. &#x2014; Was bedeutet im Meskatalog das Buch:<lb/>
&#x201E;Das gelobte Land von J. P. Fr. Richter&#x201C;? &#x2014; Haben Sie mein<lb/>
Zeug gele&#x017F;en?<lb n="30"/>
</p>
        <p>&#x2014; Ich arbeite kräftig und reich an meinem Notarius Bliz; die<lb/>
Materie &#x017F;trömt mir entgegen.</p><lb/>
        <p>In <hi rendition="#aq">Meiningen</hi> und in der Ehe hab ich mehr Zeit, einen Brief zu<lb/>
machen, &#x017F;ogar einen langen. <hi rendition="#aq">Adio,</hi> mein Guter! Der Himmel &#x017F;ei in<lb/>
Ihnen!</p>
        <lb n="35"/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0077] ſenden, wenn ich ihn jezt ſogleich aufzujagen wüſte. Sie ſollen ihn aber erhalten. — Wahrſcheinlich wird durch die vielen Auxiliartruppen, die ich am Hofe habe, etwas für mich bei dem König erſtürmt. Dan zög’ ich vielleicht nach Halberstadt, guter Vater, wenn es auſſer den B’s, die ich alle brauche, Berge, Bücher noch bitteres braunes Bier 5 hätte, das mein Magen fodert, wenn er länger der Tagelöhner und Koſſäthe des Kopfes bleiben ſol. Ich bitte Sie um Nachricht, ob nicht wenigſtens 3, 4, 5 Meilen von Halberstadt recht bitteres Hopfenbier zu finden iſt. [80] Zu Pfingſten, wo der heilige Geiſt ſonſt herniederkam, komt er in 10 ſeiner ſinlichen Geſtalt auch zu mir, nämlich in der einer Taube, welche Caroline heiſſet; ich vereine da mich mit ihr auf ſo viele Jahr- tauſende als mir der Himmel zu ſein verſtattet. — Fr. v. Berg, Ihre warme Freundin, grüſſet Sie herzlich. Sie lebt froh mit ihrer be- glükten Tochter. — 15 Leben Sie froh und frühlingsmäſſig im Frühling! Jean Paul Fr. Richter 131. An Thieriot. EiligſtBerlin d. 14. Mai 1801. Lieber Verſchollener! Ich bin auf Ihre Entſchuldigungen Ihres 20 Schweigens begierig. Die Leute, bei denen Sie waren, bedürfen auch einiger; noch hab’ ich den „Auszug aus Hippels, J. P.s ꝛc. Werken“ nicht wiedergeſehen, ich denke auch, Ahlefeldt lieh Ihnen den Fixlein und Bernhardi das vorlezte Stük des Athenäums — kein Menſch hat etwas wiederbekommen. Geben Sie Ordre, daß ich mein Buch 25 noch vor meinem Hochzeit- und Reiſetag — dem 27ten Mai — erhalte. Und mir geben Sie allerlei Nachrichten von Ihrem Treiben und Glauben und Hoffen. — Was bedeutet im Meskatalog das Buch: „Das gelobte Land von J. P. Fr. Richter“? — Haben Sie mein Zeug geleſen? 30 — Ich arbeite kräftig und reich an meinem Notarius Bliz; die Materie ſtrömt mir entgegen. In Meiningen und in der Ehe hab ich mehr Zeit, einen Brief zu machen, ſogar einen langen. Adio, mein Guter! Der Himmel ſei in Ihnen! 35 Richter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/77
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/77>, abgerufen am 28.03.2024.