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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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immer südlicher entweder einmal nach Bamberg, Erlang etc. Rathen
Sie mir doch eine Wohnstadt.

-- Mein Bruder Adam hat um alte Hosen geschrieben; ich bitte
Sie, seine anzusehen, wenn er damit vorbeigeht, damit ich mich
darnach richte. -- Sie haben uns beiden viel zu antworten. Otto sol5
bald meine Bitten erfüllen. Leben Sie wohl Lieber. --

Eiligst.

R.

Ich grüße Sie herzlich.
Caroline.10
Ich nicht ohne Kuß.
Luise.


Ich lies den Brief wieder von der Post holen, weil mir Schwendler
-- der sie sehr grüsset, die gute Hofräthin in Schwarz ach und ich auch15
-- den herlichen Rath gab, diese zu bitten, daß sie von Kulmbach aus,
einen Boten -- der der Hize und des Biers wegen immer in der Nacht
fahren müste -- mit Kulmbach[er] oder Bayr[euther] Bier hieher
schicken möchte. Emanuel, nur einen Nachtboten mit einem Karren
stat der Post! Von wo aus*), womit, wofür, wie theuer -- das ist eins.20
Ich bitte Sie und die Hofräthin; machts aus und schikt ohne Post.

299. An Jacobi.

Heinrich! Die Freude ausgenommen, welche mir im Oktober meine
Frau auf ihren Armen und an, nicht mehr unter, ihrem Herzen ent-25
gegentragen wird, weis ich keine grössere in diesem Jahre als die,[185]
daß ich deinen Brief gefunden, Geliebtester. Lasset uns über das
Schweigen schweigen. Aber wo sol ich die Rede anheben? Was hab
ich dir seit einem Jahre nicht innerlich gesagt, aber äusserlich nicht?
Gott weis, was ich vergessen habe.30

Ich bekenne geradezu meinen vorigen Argwohn, daß irgend ein
Buch von mir dich etwa von mir gerissen; -- und doch war ich jeden
Monat daran, dich zu fragen und am meisten nach der Lesung deines
Meta-Kants, den ich im Tiefsin an und in der athletischen Dikzion,

*) von Bayreuth oder Culmbach35

immer ſüdlicher entweder einmal nach Bamberg, Erlang ꝛc. Rathen
Sie mir doch eine Wohnſtadt.

— Mein Bruder Adam hat um alte Hoſen geſchrieben; ich bitte
Sie, ſeine anzuſehen, wenn er damit vorbeigeht, damit ich mich
darnach richte. — Sie haben uns beiden viel zu antworten. Otto ſol5
bald meine Bitten erfüllen. Leben Sie wohl Lieber. —

Eiligſt.

R.

Ich grüße Sie herzlich.
Caroline.10
Ich nicht ohne Kuß.
Luiſe.


Ich lies den Brief wieder von der Poſt holen, weil mir Schwendler
— der ſie ſehr grüſſet, die gute Hofräthin in Schwarz ach und ich auch15
— den herlichen Rath gab, dieſe zu bitten, daß ſie von Kulmbach aus,
einen Boten — der der Hize und des Biers wegen immer in der Nacht
fahren müſte — mit Kulmbach[er] oder Bayr[euther] Bier hieher
ſchicken möchte. Emanuel, nur einen Nachtboten mit einem Karren
ſtat der Poſt! Von wo aus*), womit, wofür, wie theuer — das iſt eins.20
Ich bitte Sie und die Hofräthin; machts aus und ſchikt ohne Poſt.

299. An Jacobi.

Heinrich! Die Freude ausgenommen, welche mir im Oktober meine
Frau auf ihren Armen und an, nicht mehr unter, ihrem Herzen ent-25
gegentragen wird, weis ich keine gröſſere in dieſem Jahre als die,[185]
daß ich deinen Brief gefunden, Geliebteſter. Laſſet uns über das
Schweigen ſchweigen. Aber wo ſol ich die Rede anheben? Was hab
ich dir ſeit einem Jahre nicht innerlich geſagt, aber äuſſerlich nicht?
Gott weis, was ich vergeſſen habe.30

Ich bekenne geradezu meinen vorigen Argwohn, daß irgend ein
Buch von mir dich etwa von mir geriſſen; — und doch war ich jeden
Monat daran, dich zu fragen und am meiſten nach der Leſung deines
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[165/0172] immer ſüdlicher entweder einmal nach Bamberg, Erlang ꝛc. Rathen Sie mir doch eine Wohnſtadt. — Mein Bruder Adam hat um alte Hoſen geſchrieben; ich bitte Sie, ſeine anzuſehen, wenn er damit vorbeigeht, damit ich mich darnach richte. — Sie haben uns beiden viel zu antworten. Otto ſol 5 bald meine Bitten erfüllen. Leben Sie wohl Lieber. — Eiligſt. R. Ich grüße Sie herzlich. Caroline. 10 Ich nicht ohne Kuß. Luiſe. d. 30. Jul. Ich lies den Brief wieder von der Poſt holen, weil mir Schwendler — der ſie ſehr grüſſet, die gute Hofräthin in Schwarz ach und ich auch 15 — den herlichen Rath gab, dieſe zu bitten, daß ſie von Kulmbach aus, einen Boten — der der Hize und des Biers wegen immer in der Nacht fahren müſte — mit Kulmbach[er] oder Bayr[euther] Bier hieher ſchicken möchte. Emanuel, nur einen Nachtboten mit einem Karren ſtat der Poſt! Von wo aus *), womit, wofür, wie theuer — das iſt eins. 20 Ich bitte Sie und die Hofräthin; machts aus und ſchikt ohne Poſt. 299. An Jacobi. Meiningen d. 13 Aug. 1802. Heinrich! Die Freude ausgenommen, welche mir im Oktober meine Frau auf ihren Armen und an, nicht mehr unter, ihrem Herzen ent- 25 gegentragen wird, weis ich keine gröſſere in dieſem Jahre als die, daß ich deinen Brief gefunden, Geliebteſter. Laſſet uns über das Schweigen ſchweigen. Aber wo ſol ich die Rede anheben? Was hab ich dir ſeit einem Jahre nicht innerlich geſagt, aber äuſſerlich nicht? Gott weis, was ich vergeſſen habe. 30 [185]Ich bekenne geradezu meinen vorigen Argwohn, daß irgend ein Buch von mir dich etwa von mir geriſſen; — und doch war ich jeden Monat daran, dich zu fragen und am meiſten nach der Leſung deines Meta-Kants, den ich im Tiefſin an und in der athletiſchen Dikzion, *) von Bayreuth oder Culmbach 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/172>, abgerufen am 28.03.2024.