Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite
292. In Johannes Büels Stammbuch.

Ich fahre in unserem Gespräche vor der Thüre des Gasthofs zur
Schelle fort: Der Kampf für die Freiheit ist noch [!] eine. Wie das
Sehnen nach Unsterblichkeit der Beweis und schon der Anfang der-
selben ist: so ist Sehnen nach Freiheit selber Freiheit. Daher wird aus5
dem Golgatha der Alpen einmal ein Thabor werden; und dasselbe
Erdbeben, das in der Natur die Berge verschlingt, erschaft sie auch.

Es geh' Ihnen überal wohl, sogar in der Ferne[178]
Ihrer Höhen; und nur dadurch höre Ihre Hofnung
auf, daß sie -- erfült wird.
10

Jean Paul Fr. Richter
293. An Böttiger.

Es bleibe denn bei unserer Abreise gegen 6 Uhr, zu der ich Sie holen
werde. Hier ist mit Dank einiges zurük. Gleim gab mir ein Gedicht15
über mich für den Merkur, das meine Frau für den Sezer kopieren
wird. -- Liegen einige Zeitungen oder noch besser einige Bände der
Bibliothek der schönen Wissenschaften um Sie, so möcht' ich Sie wohl
bitten, sie in die Hand meiner Kühnhold zu legen.

R.
294. An Böttiger.20

Guten Morgen! Hier folgt Ihr Darlehn ohne Zinsen zurük, 1 Buch
ausgenommen. Der Himmel gebe, daß Sie mir wieder etwas geben
nur bis auf Montag (Dienstags bin ich und die Plage fort), was
Sie in diesem Jahr von der Berliner Monatsschrift, Eunomia,25
u. s. w. haben. Recht sehr bitt' ich Sie, dem alten Wieland meinen
3. Titan zu leihen, damit ich sein Urtheil höre. Verzeihung und
Dank!



295. An Christian Otto.
30

Endlich komt dein kurzer Brief, zu dem du in so langer Zeit nicht
die kurze fandest. Aber jezt sol wenig gezankt werden, erst bei Be-
antwortung deines Briefs. Gott weis, was ich seitdem dir zu erzählen

292. In Johannes Büels Stammbuch.

Ich fahre in unſerem Geſpräche vor der Thüre des Gaſthofs zur
Schelle fort: Der Kampf für die Freiheit iſt noch [!] eine. Wie das
Sehnen nach Unſterblichkeit der Beweis und ſchon der Anfang der-
ſelben iſt: ſo iſt Sehnen nach Freiheit ſelber Freiheit. Daher wird aus5
dem Golgatha der Alpen einmal ein Thabor werden; und daſſelbe
Erdbeben, das in der Natur die Berge verſchlingt, erſchaft ſie auch.

Es geh’ Ihnen überal wohl, ſogar in der Ferne[178]
Ihrer Höhen; und nur dadurch höre Ihre Hofnung
auf, daß ſie — erfült wird.
10

Jean Paul Fr. Richter
293. An Böttiger.

Es bleibe denn bei unſerer Abreiſe gegen 6 Uhr, zu der ich Sie holen
werde. Hier iſt mit Dank einiges zurük. Gleim gab mir ein Gedicht15
über mich für den Merkur, das meine Frau für den Sezer kopieren
wird. — Liegen einige Zeitungen oder noch beſſer einige Bände der
Bibliothek der ſchönen Wiſſenſchaften um Sie, ſo möcht’ ich Sie wohl
bitten, ſie in die Hand meiner Kühnhold zu legen.

R.
294. An Böttiger.20

Guten Morgen! Hier folgt Ihr Darlehn ohne Zinſen zurük, 1 Buch
ausgenommen. Der Himmel gebe, daß Sie mir wieder etwas geben
nur bis auf Montag (Dienſtags bin ich und die Plage fort), was
Sie in dieſem Jahr von der Berliner Monatsſchrift, Eunomia,25
u. ſ. w. haben. Recht ſehr bitt’ ich Sie, dem alten Wieland meinen
3. Titan zu leihen, damit ich ſein Urtheil höre. Verzeihung und
Dank!



295. An Chriſtian Otto.
30

Endlich komt dein kurzer Brief, zu dem du in ſo langer Zeit nicht
die kurze fandeſt. Aber jezt ſol wenig gezankt werden, erſt bei Be-
antwortung deines Briefs. Gott weis, was ich ſeitdem dir zu erzählen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0166" n="159"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>292. In <hi rendition="#g">Johannes Büels Stammbuch.</hi></head><lb/>
        <p>Ich fahre in un&#x017F;erem Ge&#x017F;präche vor der Thüre des Ga&#x017F;thofs zur<lb/>
Schelle fort: Der Kampf für die Freiheit i&#x017F;t noch [!] eine. Wie das<lb/>
Sehnen nach Un&#x017F;terblichkeit der Beweis und &#x017F;chon der Anfang der-<lb/>
&#x017F;elben i&#x017F;t: &#x017F;o i&#x017F;t Sehnen nach Freiheit &#x017F;elber Freiheit. Daher wird aus<lb n="5"/>
dem <hi rendition="#g">Golgatha</hi> der Alpen einmal ein <hi rendition="#g">Thabor</hi> werden; und da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
Erdbeben, das in der Natur die Berge ver&#x017F;chlingt, er&#x017F;chaft &#x017F;ie auch.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et">Es geh&#x2019; Ihnen überal wohl, &#x017F;ogar in der Ferne<note place="right"><ref target="1922_Bd4_178">[178]</ref></note><lb/>
Ihrer Höhen; und nur dadurch höre Ihre Hofnung<lb/>
auf, daß &#x017F;ie &#x2014; erfült wird.</hi> <lb n="10"/>
        </p>
        <closer>
          <dateline><hi rendition="#aq #left">Gotha</hi> d. 4. Jul. 1802.</dateline>
          <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>293. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, Juli 1802]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Es bleibe denn bei un&#x017F;erer Abrei&#x017F;e gegen 6 Uhr, zu der ich Sie holen<lb/>
werde. Hier i&#x017F;t mit Dank einiges zurük. <hi rendition="#aq">Gleim</hi> gab mir ein Gedicht<lb n="15"/>
über mich für den Merkur, das meine Frau für den Sezer kopieren<lb/>
wird. &#x2014; Liegen einige Zeitungen oder noch be&#x017F;&#x017F;er einige Bände der<lb/>
Bibliothek der &#x017F;chönen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften um Sie, &#x017F;o möcht&#x2019; ich Sie wohl<lb/>
bitten, &#x017F;ie in die Hand meiner <hi rendition="#aq">Kühnhold</hi> zu legen.</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>294. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi><lb n="20"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, etwa 10. Juli 1802. Sonnabend]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Hier folgt Ihr Darlehn ohne Zin&#x017F;en zurük, 1 Buch<lb/>
ausgenommen. Der Himmel gebe, daß Sie mir wieder etwas geben<lb/>
nur bis auf Montag (Dien&#x017F;tags bin ich und die Plage fort), was<lb/>
Sie in die&#x017F;em Jahr von der Berliner Monats&#x017F;chrift, Eunomia,<lb n="25"/>
u. &#x017F;. w. haben. Recht &#x017F;ehr bitt&#x2019; ich Sie, dem alten Wieland meinen<lb/>
3. Titan zu leihen, damit ich &#x017F;ein Urtheil höre. Verzeihung und<lb/>
Dank!</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>295. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">M[einingen]</hi> d. 15 Jul. [1802]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>Endlich komt dein kurzer Brief, zu dem du in &#x017F;o langer Zeit nicht<lb/>
die kurze fande&#x017F;t. Aber jezt &#x017F;ol wenig gezankt werden, er&#x017F;t bei Be-<lb/>
antwortung deines Briefs. Gott weis, was ich &#x017F;eitdem dir zu erzählen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0166] 292. In Johannes Büels Stammbuch. Ich fahre in unſerem Geſpräche vor der Thüre des Gaſthofs zur Schelle fort: Der Kampf für die Freiheit iſt noch [!] eine. Wie das Sehnen nach Unſterblichkeit der Beweis und ſchon der Anfang der- ſelben iſt: ſo iſt Sehnen nach Freiheit ſelber Freiheit. Daher wird aus 5 dem Golgatha der Alpen einmal ein Thabor werden; und daſſelbe Erdbeben, das in der Natur die Berge verſchlingt, erſchaft ſie auch. Es geh’ Ihnen überal wohl, ſogar in der Ferne Ihrer Höhen; und nur dadurch höre Ihre Hofnung auf, daß ſie — erfült wird. 10 Gotha d. 4. Jul. 1802. Jean Paul Fr. Richter 293. An Böttiger. [Weimar, Juli 1802] Es bleibe denn bei unſerer Abreiſe gegen 6 Uhr, zu der ich Sie holen werde. Hier iſt mit Dank einiges zurük. Gleim gab mir ein Gedicht 15 über mich für den Merkur, das meine Frau für den Sezer kopieren wird. — Liegen einige Zeitungen oder noch beſſer einige Bände der Bibliothek der ſchönen Wiſſenſchaften um Sie, ſo möcht’ ich Sie wohl bitten, ſie in die Hand meiner Kühnhold zu legen. R. 294. An Böttiger. 20 [Weimar, etwa 10. Juli 1802. Sonnabend] Guten Morgen! Hier folgt Ihr Darlehn ohne Zinſen zurük, 1 Buch ausgenommen. Der Himmel gebe, daß Sie mir wieder etwas geben nur bis auf Montag (Dienſtags bin ich und die Plage fort), was Sie in dieſem Jahr von der Berliner Monatsſchrift, Eunomia, 25 u. ſ. w. haben. Recht ſehr bitt’ ich Sie, dem alten Wieland meinen 3. Titan zu leihen, damit ich ſein Urtheil höre. Verzeihung und Dank! 295. An Chriſtian Otto. M[einingen] d. 15 Jul. [1802] 30 Endlich komt dein kurzer Brief, zu dem du in ſo langer Zeit nicht die kurze fandeſt. Aber jezt ſol wenig gezankt werden, erſt bei Be- antwortung deines Briefs. Gott weis, was ich ſeitdem dir zu erzählen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/166
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/166>, abgerufen am 19.04.2024.