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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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263. An Emanuel.

Nur 1/2 Wort! -- Ich wolte Hohenbaum hätte eine Louise ge-
habt. -- Vielen Dank für den Sechseimer Seelentrank; gestern fieng
ich mein Wässern wie andere Wiesen an. Pro Centner Fracht 1 rtl. --5
ist das von Koburg oder Bayreuth? -- Adio Carissimo! -- Den
einen Brief an Sie öfnete ich wegen der Aufschrift.

Die Zurüksendung der Briefe kostet mich etwas Ehrliches.

Otto sol uns doch das Blat des Vaters schicken, worin der Tod
der Schwester beschrieben ist.10




-- Aber daß du auch so schnell fort mußtest! Ich sitze hier in Abrahä und Sarä
Schooß, bin aber doch toll, daß man mich sitzen läßt Verständiges, wie Sie sehen,
wird heute nicht viel geschrieben -- ich bin erst seit vorgestern Abend da -- kam15
über Weimar von Herders, denen ich erzählte, ich würde Sie hier finden -- u. s. w.
was zu seiner Zeit supplirt werden soll, wie die obigen Lakunen denn Richter, der
mir gegenübersitzt läßt mich nicht schreiben vor lachen. Wegen Paris paß ich noch
immer auf Antwort, von der Begleitung aber bin ich frei.

Die Nach Sendung dieses Postskripts kostet mich etwas Ehrliches.20

Thieriot.

Deine Zeilen am Richterschen Brief hab' ich sowie diesen, noch nicht wieder
aus Leipzig. Schreib aber eher wieder!

264. An Henriette Schwendler.
[Kopie]25

Leichter ein Glüksgut als einen Willen aufzuopfern. Möge nicht
durch Wolken die heisse Quelle der Liebe erkälten! -- Das Herz hätte
die Liebe und sich verloren.

265. An Karoline Herder.
30

Ich habe Ihnen so viel zu sagen und zu antworten; und ich wolt',[163]
ich könt' es in Ihrem -- Garten thun. Unendlich schmacht' ich nach
einem blumigen Stük alter Zeit; und ein Zank in der Tischnähe wäre
mir lieber als ein Friede in der Meilenweite. -- Thieriot ist noch hier
und unser Tisch-Nachbar. Er und sein Spiel gefiel dem Herzog weit35
mehr als der trozig-schlaffe Kanne, der zu nichts weniger als einem

10 Jean Paul Briefe. IV.
263. An Emanuel.

Nur ½ Wort! — Ich wolte Hohenbaum hätte eine Louise ge-
habt. — Vielen Dank für den Sechseimer Seelentrank; geſtern fieng
ich mein Wäſſern wie andere Wieſen an. Pro Centner Fracht 1 rtl. —5
iſt das von Koburg oder Bayreuth? — Adio Carissimo! — Den
einen Brief an Sie öfnete ich wegen der Aufſchrift.

Die Zurükſendung der Briefe koſtet mich etwas Ehrliches.

Otto ſol uns doch das Blat des Vaters ſchicken, worin der Tod
der Schweſter beſchrieben iſt.10




— Aber daß du auch ſo ſchnell fort mußteſt! Ich ſitze hier in Abrahä und Sarä
Schooß, bin aber doch toll, daß man mich ſitzen läßt Verſtändiges, wie Sie ſehen,
wird heute nicht viel geſchrieben — ich bin erſt ſeit vorgeſtern Abend da — kam15
über Weimar von Herders, denen ich erzählte, ich würde Sie hier finden — u. ſ. w.
was zu ſeiner Zeit ſupplirt werden ſoll, wie die obigen Lakunen denn Richter, der
mir gegenüberſitzt läßt mich nicht ſchreiben vor lachen. Wegen Paris paß ich noch
immer auf Antwort, von der Begleitung aber bin ich frei.

Die Nach Sendung dieſes Poſtſkripts koſtet mich etwas Ehrliches.20

Thieriot.

Deine Zeilen am Richterſchen Brief hab’ ich ſowie dieſen, noch nicht wieder
aus Leipzig. Schreib aber eher wieder!

264. An Henriette Schwendler.
[Kopie]25

Leichter ein Glüksgut als einen Willen aufzuopfern. Möge nicht
durch Wolken die heiſſe Quelle der Liebe erkälten! — Das Herz hätte
die Liebe und ſich verloren.

265. An Karoline Herder.
30

Ich habe Ihnen ſo viel zu ſagen und zu antworten; und ich wolt’,[163]
ich könt’ es in Ihrem — Garten thun. Unendlich ſchmacht’ ich nach
einem blumigen Stük alter Zeit; und ein Zank in der Tiſchnähe wäre
mir lieber als ein Friede in der Meilenweite. — Thieriot iſt noch hier
und unſer Tiſch-Nachbar. Er und ſein Spiel gefiel dem Herzog weit35
mehr als der trozig-ſchlaffe Kanne, der zu nichts weniger als einem

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[145/0152] 263. An Emanuel. [Unter einem Brief Karolinens v. 11. April 1802] Nur ½ Wort! — Ich wolte Hohenbaum hätte eine Louise ge- habt. — Vielen Dank für den Sechseimer Seelentrank; geſtern fieng ich mein Wäſſern wie andere Wieſen an. Pro Centner Fracht 1 rtl. — 5 iſt das von Koburg oder Bayreuth? — Adio Carissimo! — Den einen Brief an Sie öfnete ich wegen der Aufſchrift. Die Zurükſendung der Briefe koſtet mich etwas Ehrliches. Otto ſol uns doch das Blat des Vaters ſchicken, worin der Tod der Schweſter beſchrieben iſt. 10 Meiningen 11. Apr. 02. — Aber daß du auch ſo ſchnell fort mußteſt! Ich ſitze hier in Abrahä und Sarä Schooß, bin aber doch toll, daß man mich ſitzen läßt Verſtändiges, wie Sie ſehen, wird heute nicht viel geſchrieben — ich bin erſt ſeit vorgeſtern Abend da — kam 15 über Weimar von Herders, denen ich erzählte, ich würde Sie hier finden — u. ſ. w. was zu ſeiner Zeit ſupplirt werden ſoll, wie die obigen Lakunen denn Richter, der mir gegenüberſitzt läßt mich nicht ſchreiben vor lachen. Wegen Paris paß ich noch immer auf Antwort, von der Begleitung aber bin ich frei. Die Nach Sendung dieſes Poſtſkripts koſtet mich etwas Ehrliches. 20 Thieriot. Deine Zeilen am Richterſchen Brief hab’ ich ſowie dieſen, noch nicht wieder aus Leipzig. Schreib aber eher wieder! 264. An Henriette Schwendler. [Meiningen, 16. April 1802] 25 Leichter ein Glüksgut als einen Willen aufzuopfern. Möge nicht durch Wolken die heiſſe Quelle der Liebe erkälten! — Das Herz hätte die Liebe und ſich verloren. 265. An Karoline Herder. M[einingen] d. 22. Apr. 1802. 30 Ich habe Ihnen ſo viel zu ſagen und zu antworten; und ich wolt’, ich könt’ es in Ihrem — Garten thun. Unendlich ſchmacht’ ich nach einem blumigen Stük alter Zeit; und ein Zank in der Tiſchnähe wäre mir lieber als ein Friede in der Meilenweite. — Thieriot iſt noch hier und unſer Tiſch-Nachbar. Er und ſein Spiel gefiel dem Herzog weit 35 mehr als der trozig-ſchlaffe Kanne, der zu nichts weniger als einem [163] 10 Jean Paul Briefe. IV.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/152>, abgerufen am 29.03.2024.