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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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Ich liebe Sie, Gute, recht süs-erinnernd. Messen Sie nicht nach
dem frühern Mislingen meine Wünsche ab, alles zu thun was Sie
von mir verlangen!

Leben Sie recht froh, gute liebe Amöne! Und schreiben Sie viel,
aber nicht blos an die ganze Welt!5

R.
202. An Arnoldine Wolf in Schmalkalden.
[Kopie]

Angenehm, auf dem Parnas Epaulets anzutreffen und unter den
Musen einen Gepanzerten. Möge immer ein warmer Himmel über10
allen Freudenblüten stehen!

203. An Ahlefeldt.

Lieber Freund! Du wirst mein leztes nahes Blat erhalten haben.
Ich habe das Klenkische Volumen -- für 2 rtl. Porto -- und ihren15
unfrankierten nachgeschikten Rest auch in Händen. Höre, sei so gut
und schreibe doch "Bücher" darauf, zweitens schicke mir solche theuere
Artikel zuweilen mit Buchhändler-Gelegenheit und sage der Kl., daß
sie mir nicht ihre Briefe, so wie sie sie aufjagt, theuer in den Beutel[126]
als Raubthiere schikt. Wär' ich nur bei 1 Menschen in diesem Fal:20
so verschmerzte er sich leicht; aber so immer der Raub der Postwagen
und Pferde von so vielen Radien her zu sein, das macht zulezt mat.
Nim es also nicht übel.

Übrigens werd' ich für die schönen Briefe thun was ich nur ver-
mag, insofern ich einen Buchhändler -- aber wahrscheinlich nicht für25
die nächste Messe, wozu es viel zu spät ist -- auftreibe. Die Vorrede
schreib' ich dan gern. Einige Sachen müssen noch weg. -- Grüsse
recht sehr diese Genia.

Jezt hab' ich dir etwas zu sagen, was du gewis billigen wirst und
was ich zu derselben Zeit auch 2 andern Freunden sagen mus, mit30
denen ich ganz in demselben Falle bin.

Da die Rükgabe dessen, was ich dir gegeben, auf eine unbestimt
lange Zeit verschieben so viel ist -- zumal für meine Verhältnisse --
als ewig verschieben; und da die Rükgabe eines Geldes, das die Freund-
schaft nur der Freundschaft lieh, heiliger verlangt wird als jede andere:35

Ich liebe Sie, Gute, recht ſüs-erinnernd. Meſſen Sie nicht nach
dem frühern Mislingen meine Wünſche ab, alles zu thun was Sie
von mir verlangen!

Leben Sie recht froh, gute liebe Amöne! Und ſchreiben Sie viel,
aber nicht blos an die ganze Welt!5

R.
202. An Arnoldine Wolf in Schmalkalden.
[Kopie]

Angenehm, auf dem Parnas Epaulets anzutreffen und unter den
Muſen einen Gepanzerten. Möge immer ein warmer Himmel über10
allen Freudenblüten ſtehen!

203. An Ahlefeldt.

Lieber Freund! Du wirſt mein leztes nahes Blat erhalten haben.
Ich habe das Klenkische Volumen — für 2 rtl. Porto — und ihren15
unfrankierten nachgeſchikten Reſt auch in Händen. Höre, ſei ſo gut
und ſchreibe doch „Bücher“ darauf, zweitens ſchicke mir ſolche theuere
Artikel zuweilen mit Buchhändler-Gelegenheit und ſage der Kl., daß
ſie mir nicht ihre Briefe, ſo wie ſie ſie aufjagt, theuer in den Beutel[126]
als Raubthiere ſchikt. Wär’ ich nur bei 1 Menſchen in dieſem Fal:20
ſo verſchmerzte er ſich leicht; aber ſo immer der Raub der Poſtwagen
und Pferde von ſo vielen Radien her zu ſein, das macht zulezt mat.
Nim es alſo nicht übel.

Übrigens werd’ ich für die ſchönen Briefe thun was ich nur ver-
mag, inſofern ich einen Buchhändler — aber wahrſcheinlich nicht für25
die nächſte Meſſe, wozu es viel zu ſpät iſt — auftreibe. Die Vorrede
ſchreib’ ich dan gern. Einige Sachen müſſen noch weg. — Grüſſe
recht ſehr dieſe Genia.

Jezt hab’ ich dir etwas zu ſagen, was du gewis billigen wirſt und
was ich zu derſelben Zeit auch 2 andern Freunden ſagen mus, mit30
denen ich ganz in demſelben Falle bin.

Da die Rükgabe deſſen, was ich dir gegeben, auf eine unbeſtimt
lange Zeit verſchieben ſo viel iſt — zumal für meine Verhältniſſe —
als ewig verſchieben; und da die Rükgabe eines Geldes, das die Freund-
ſchaft nur der Freundſchaft lieh, heiliger verlangt wird als jede andere:35

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[111/0117] Ich liebe Sie, Gute, recht ſüs-erinnernd. Meſſen Sie nicht nach dem frühern Mislingen meine Wünſche ab, alles zu thun was Sie von mir verlangen! Leben Sie recht froh, gute liebe Amöne! Und ſchreiben Sie viel, aber nicht blos an die ganze Welt! 5 R. 202. An Arnoldine Wolf in Schmalkalden. [Meiningen, 20. (?) Okt. 1801] Angenehm, auf dem Parnas Epaulets anzutreffen und unter den Muſen einen Gepanzerten. Möge immer ein warmer Himmel über 10 allen Freudenblüten ſtehen! 203. An Ahlefeldt. M[einingen] d. 30. Okt. 1801. Lieber Freund! Du wirſt mein leztes nahes Blat erhalten haben. Ich habe das Klenkische Volumen — für 2 rtl. Porto — und ihren 15 unfrankierten nachgeſchikten Reſt auch in Händen. Höre, ſei ſo gut und ſchreibe doch „Bücher“ darauf, zweitens ſchicke mir ſolche theuere Artikel zuweilen mit Buchhändler-Gelegenheit und ſage der Kl., daß ſie mir nicht ihre Briefe, ſo wie ſie ſie aufjagt, theuer in den Beutel als Raubthiere ſchikt. Wär’ ich nur bei 1 Menſchen in dieſem Fal: 20 ſo verſchmerzte er ſich leicht; aber ſo immer der Raub der Poſtwagen und Pferde von ſo vielen Radien her zu ſein, das macht zulezt mat. Nim es alſo nicht übel. [126] Übrigens werd’ ich für die ſchönen Briefe thun was ich nur ver- mag, inſofern ich einen Buchhändler — aber wahrſcheinlich nicht für 25 die nächſte Meſſe, wozu es viel zu ſpät iſt — auftreibe. Die Vorrede ſchreib’ ich dan gern. Einige Sachen müſſen noch weg. — Grüſſe recht ſehr dieſe Genia. Jezt hab’ ich dir etwas zu ſagen, was du gewis billigen wirſt und was ich zu derſelben Zeit auch 2 andern Freunden ſagen mus, mit 30 denen ich ganz in demſelben Falle bin. Da die Rükgabe deſſen, was ich dir gegeben, auf eine unbeſtimt lange Zeit verſchieben ſo viel iſt — zumal für meine Verhältniſſe — als ewig verſchieben; und da die Rükgabe eines Geldes, das die Freund- ſchaft nur der Freundſchaft lieh, heiliger verlangt wird als jede andere: 35

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/117>, abgerufen am 23.04.2024.