Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.verwandten. Warlich [ich] wil lieber den stärksten Keulenschlag des 80. An Joh. Georg Herold. [Kopie][Hof, 22. März 1795. Sonntag]10Sie haben mich durch Ihr Geschenk ganz aus der Bustagstrauer 80 a. An Amöne Herold.[285] [Hof, März 1795?]Sie bezahlen Dinge, die durch einen gemeinschaftlichen Genus20 R.35 verwandten. Warlich [ich] wil lieber den ſtärkſten Keulenſchlag des 80. An Joh. Georg Herold. [Kopie][Hof, 22. März 1795. Sonntag]10Sie haben mich durch Ihr Geſchenk ganz aus der Bustagstrauer 80 a. An Amöne Herold.[285] [Hof, März 1795?]Sie bezahlen Dinge, die durch einen gemeinſchaftlichen Genus20 R.35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0072" n="63"/> verwandten. Warlich [ich] wil lieber den ſtärkſten Keulenſchlag des<lb/> Schikſals als das Geprickel abgeſchoſſener Nadelbriefe dulden, das<lb/> Schikſal ſchieſſet und erlegt Mädgen wie wir kleine Vögel (damit ſie<lb/> nicht zerriſſen werden) nur mit Vogeldunſt — Der Frühling nehme<lb/> bald den drückenden Winter von der Seele und Gegend und ſtelle dich<lb n="5"/> vor eine lange Blumenwaldung hin, deren Blumen in Einem fort<lb/> gehen bis an den Horizont, und aus den hohen Blütenhalmen müſſe ſich<lb/> im Mai ein Krauskopf auskrabbeln und herausheben — der deines ꝛc.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>80. An <hi rendition="#g">Joh. Georg Herold.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 22. März 1795. Sonntag]</hi> </dateline> <lb n="10"/> <p>Sie haben mich durch Ihr Geſchenk ganz aus der Bustagstrauer<lb/> herausgeworfen und ich danke, daß Sie meinen Torſo in einer Magen<lb/> Flügeldecke, für die ich Ihrem Geſchmak eben ſo verbindlich bin als<lb/> Ihrer Freigebigkeit, in mein neues Jahr einführen. Wäre nicht die<lb/> Pflicht die höhere Auffoderung: ſo würde mich ſchon dieſe Güte ver-<lb n="15"/> binden, ſie an meinen geliebten Elevinnen in irgend einem Grade zu<lb/> verdienen.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>80 <hi rendition="#aq">a.</hi> An <hi rendition="#g">Amöne Herold.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd2_285">[285]</ref></note></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, März 1795?]</hi> </dateline><lb/> <p>Sie bezahlen Dinge, die durch einen gemeinſchaftlichen Genus<lb n="20"/> keinen Werth verlieren, zu gütig mit ſolchen, die nur einen einzigen<lb/> erlauben. Ich danke Ihnen eben ſo ſehr als mich die Nachricht betrübte.<lb/> Eines weis ich <hi rendition="#g">gewis,</hi> daß O[tto] nicht kalt <hi rendition="#g">war</hi> ſondern Ihnen nur<lb/><hi rendition="#g">vorkam</hi> in einer Minute, wo Sie gerade den Grad Ihrer Wärme in<lb/> jedem Worte ſuchten. Thun Sie es nie, <hi rendition="#g">ſchreiben</hi> Sie nie <hi rendition="#g">auf der<lb n="25"/> Stelle</hi> hart — ich habe mich allemal gefreuet, wenn ichs unterlies —<lb/> und am allerwenigſten <hi rendition="#g">ihm,</hi> der keinem Menſchen eine harte Antwort<lb/> giebt. Kan und mus er denn nicht 100 Urſachen des Abſchlagens<lb/> haben, die Sie ſelber billigen würden und die ſich nicht auf Kälte be-<lb/> ziehen? — In ſeine kränkliche Bruſt gräbt ſich eine ſolche Eisſpize zu<lb n="30"/> tief ein. Kälter nicht, aber wärmer kan er ſein, nach meiner Bemerkung,<lb/> daß man den Gegenſtand ſeiner Achtung alzeit wärmer liebt, wenn<lb/> ihm gerade andere erſt gehuldigt haben. — Nehmen Sie gerade zu in<lb/> einem 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Billet das äuſſerlich zurük, was Sie ſchon innerlich zurük-<lb/> nehmen. Schlafen Sie wol.</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine #right">R.<lb n="35"/> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [63/0072]
verwandten. Warlich [ich] wil lieber den ſtärkſten Keulenſchlag des
Schikſals als das Geprickel abgeſchoſſener Nadelbriefe dulden, das
Schikſal ſchieſſet und erlegt Mädgen wie wir kleine Vögel (damit ſie
nicht zerriſſen werden) nur mit Vogeldunſt — Der Frühling nehme
bald den drückenden Winter von der Seele und Gegend und ſtelle dich 5
vor eine lange Blumenwaldung hin, deren Blumen in Einem fort
gehen bis an den Horizont, und aus den hohen Blütenhalmen müſſe ſich
im Mai ein Krauskopf auskrabbeln und herausheben — der deines ꝛc.
80. An Joh. Georg Herold.
[Hof, 22. März 1795. Sonntag] 10
Sie haben mich durch Ihr Geſchenk ganz aus der Bustagstrauer
herausgeworfen und ich danke, daß Sie meinen Torſo in einer Magen
Flügeldecke, für die ich Ihrem Geſchmak eben ſo verbindlich bin als
Ihrer Freigebigkeit, in mein neues Jahr einführen. Wäre nicht die
Pflicht die höhere Auffoderung: ſo würde mich ſchon dieſe Güte ver- 15
binden, ſie an meinen geliebten Elevinnen in irgend einem Grade zu
verdienen.
80 a. An Amöne Herold.
[Hof, März 1795?]
Sie bezahlen Dinge, die durch einen gemeinſchaftlichen Genus 20
keinen Werth verlieren, zu gütig mit ſolchen, die nur einen einzigen
erlauben. Ich danke Ihnen eben ſo ſehr als mich die Nachricht betrübte.
Eines weis ich gewis, daß O[tto] nicht kalt war ſondern Ihnen nur
vorkam in einer Minute, wo Sie gerade den Grad Ihrer Wärme in
jedem Worte ſuchten. Thun Sie es nie, ſchreiben Sie nie auf der 25
Stelle hart — ich habe mich allemal gefreuet, wenn ichs unterlies —
und am allerwenigſten ihm, der keinem Menſchen eine harte Antwort
giebt. Kan und mus er denn nicht 100 Urſachen des Abſchlagens
haben, die Sie ſelber billigen würden und die ſich nicht auf Kälte be-
ziehen? — In ſeine kränkliche Bruſt gräbt ſich eine ſolche Eisſpize zu 30
tief ein. Kälter nicht, aber wärmer kan er ſein, nach meiner Bemerkung,
daß man den Gegenſtand ſeiner Achtung alzeit wärmer liebt, wenn
ihm gerade andere erſt gehuldigt haben. — Nehmen Sie gerade zu in
einem 2ten Billet das äuſſerlich zurük, was Sie ſchon innerlich zurük-
nehmen. Schlafen Sie wol.
R. 35
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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