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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

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362. An Christian Otto.

Ich sende die Briefe vermehrt zurük durch die Ostheim[ischen]. --
Magst du mir nicht die L[itteratur] Zeitung schicken?

363. An Corona Schröter in Weimar.5

Ich gäbe, sanfte Freundin, viel darum -- nur Ihre Arien nicht --,
wenn heute gerade Ihr Geburtstag oder doch der der Zeit, nämlich der
Neujahrstag wäre. Was würd' ich Ihrer sanften Seele nicht alles
wünschen? Sie könten mich noch dazu nicht unterbrechen, wenn ich10
anfienge und fortführe und sagte: "das Leben geb' Ihnen im sanften
"Echo schöner Tage alle die holden Laute wieder, die Ihre Stimme
"einmal wie Blumenguirlanden um den meinigen zog! -- Möge
"keine Glocke in der Harmonika Ihrer Tage zerbrechen! Mögen Sie
"Ihre Zufriedenheit nie ausserhalb Ihres Herzens suchen, da es nur15
"Einen Himmel ohne Wolken giebt, den in unserer Brust! Und möge
"um Ihre Seele immer eine sein, die ihr gleicht!" --

Aber ich wil lieber diesen Wunsch jährlich 365mal als nur 1 mal an
Ihrem Geburtstag, thun -- und er ist schon gethan.

Der, den ich für mich selber thue, ist daß Ihre liebe Hand, die20
meinetwegen die Bleifeder genommen, auch einmal für mich die
Schreibfeder nehme und mir ein Blätgen schicke. -- Leben Sie wohl,
das Geschik sei Ihnen immer so günstig wie die 2 Schwestern, an
deren Händen Sie gehen, Erato und Polyhymnia! --

Jean Paul Fr. Richter25
[225]364. An Christian Otto.

Mein Bruder holet heut einige Papier-Ladungen: wilst du keine?
Nicht wahr, das feine, wovon du mir geliehen, heisset Harfen- und
das gewöhnliche Adler-Papier? -- Schicke mir die Portraits.30

365. An Geheimrätin von Koppenfels in Weimar.
[Kopie]

Ich unterschiebe meiner Phantasie die Bildergallerien stat des
Rosenparterres. -- Engel am Garten, nicht wie am ersten, um fort-

362. An Chriſtian Otto.

Ich ſende die Briefe vermehrt zurük durch die Oſtheim[iſchen]. —
Magſt du mir nicht die L[itteratur] Zeitung ſchicken?

363. An Corona Schröter in Weimar.5

Ich gäbe, ſanfte Freundin, viel darum — nur Ihre Arien nicht —,
wenn heute gerade Ihr Geburtstag oder doch der der Zeit, nämlich der
Neujahrstag wäre. Was würd’ ich Ihrer ſanften Seele nicht alles
wünſchen? Sie könten mich noch dazu nicht unterbrechen, wenn ich10
anfienge und fortführe und ſagte: „das Leben geb’ Ihnen im ſanften
„Echo ſchöner Tage alle die holden Laute wieder, die Ihre Stimme
„einmal wie Blumenguirlanden um den meinigen zog! — Möge
„keine Glocke in der Harmonika Ihrer Tage zerbrechen! Mögen Sie
„Ihre Zufriedenheit nie auſſerhalb Ihres Herzens ſuchen, da es nur15
„Einen Himmel ohne Wolken giebt, den in unſerer Bruſt! Und möge
„um Ihre Seele immer eine ſein, die ihr gleicht!“ —

Aber ich wil lieber dieſen Wunſch jährlich 365mal als nur 1 mal an
Ihrem Geburtstag, thun — und er iſt ſchon gethan.

Der, den ich für mich ſelber thue, iſt daß Ihre liebe Hand, die20
meinetwegen die Bleifeder genommen, auch einmal für mich die
Schreibfeder nehme und mir ein Blätgen ſchicke. — Leben Sie wohl,
das Geſchik ſei Ihnen immer ſo günſtig wie die 2 Schweſtern, an
deren Händen Sie gehen, Erato und Polyhymnia! —

Jean Paul Fr. Richter25
[225]364. An Chriſtian Otto.

Mein Bruder holet heut einige Papier-Ladungen: wilſt du keine?
Nicht wahr, das feine, wovon du mir geliehen, heiſſet Harfen- und
das gewöhnliche Adler-Papier? — Schicke mir die Portraits.30

365. An Geheimrätin von Koppenfels in Weimar.
[Kopie]

Ich unterſchiebe meiner Phantaſie die Bildergallerien ſtat des
Roſenparterres. — Engel am Garten, nicht wie am erſten, um fort-

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[226/0240] 362. An Chriſtian Otto. [Hof, 25. Juli 1796] Ich ſende die Briefe vermehrt zurük durch die Oſtheim[iſchen]. — Magſt du mir nicht die L[itteratur] Zeitung ſchicken? 363. An Corona Schröter in Weimar. 5 Hof im Voigtland d. 28 Jul. 1796. Ich gäbe, ſanfte Freundin, viel darum — nur Ihre Arien nicht —, wenn heute gerade Ihr Geburtstag oder doch der der Zeit, nämlich der Neujahrstag wäre. Was würd’ ich Ihrer ſanften Seele nicht alles wünſchen? Sie könten mich noch dazu nicht unterbrechen, wenn ich 10 anfienge und fortführe und ſagte: „das Leben geb’ Ihnen im ſanften „Echo ſchöner Tage alle die holden Laute wieder, die Ihre Stimme „einmal wie Blumenguirlanden um den meinigen zog! — Möge „keine Glocke in der Harmonika Ihrer Tage zerbrechen! Mögen Sie „Ihre Zufriedenheit nie auſſerhalb Ihres Herzens ſuchen, da es nur 15 „Einen Himmel ohne Wolken giebt, den in unſerer Bruſt! Und möge „um Ihre Seele immer eine ſein, die ihr gleicht!“ — Aber ich wil lieber dieſen Wunſch jährlich 365mal als nur 1 mal an Ihrem Geburtstag, thun — und er iſt ſchon gethan. Der, den ich für mich ſelber thue, iſt daß Ihre liebe Hand, die 20 meinetwegen die Bleifeder genommen, auch einmal für mich die Schreibfeder nehme und mir ein Blätgen ſchicke. — Leben Sie wohl, das Geſchik ſei Ihnen immer ſo günſtig wie die 2 Schweſtern, an deren Händen Sie gehen, Erato und Polyhymnia! — Jean Paul Fr. Richter 25 364. An Chriſtian Otto. [Hof, 29. Juli 1796] Mein Bruder holet heut einige Papier-Ladungen: wilſt du keine? Nicht wahr, das feine, wovon du mir geliehen, heiſſet Harfen- und das gewöhnliche Adler-Papier? — Schicke mir die Portraits. 30 365. An Geheimrätin von Koppenfels in Weimar. [Hof, 2. Aug. 1796] Ich unterſchiebe meiner Phantaſie die Bildergallerien ſtat des Roſenparterres. — Engel am Garten, nicht wie am erſten, um fort-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/240>, abgerufen am 18.04.2024.