Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite

ist, weils heute fortmus. Die Geschichte mit dem Nachtwächterpaar
muste in einem andern Sin fort.

[103]*158. An Emanuel.

Mein theuerer Emanuel,5

Nur ein Wort! Wenn Sie endlich einmal zugleich mit diesen schönen
Nachsommertagen Hof besuchen, wozu unser gute Genius endlich den
Ihrigen bereden möge, so bringen Sie mir etwas mit: weissen, feinen
Bewer, die Elle a 32 gr. oder so ungefähr. Ich ziehe schon lange mit
einem Sommerbalg herum, der eben so viel Oefnungen und Poren ge-10
wint als ich selber; ich mus mich auf den Winter in einen Ueberrok ver-
puppen. Sie werden schon ungefähr den Quadratinhalt einer Knochen-
baute wie der meinigen wissen; ich glaube vier Ellen brauch' ich.

Vergeben Sie mir meine Bitte von so körperlichem Inhalt, und das
gute Schiksal mache Ihnen den Weg nach Hof sanfter, ebener und15
leichter als es den Ihres Lebens gemacht hat. Ihr

Richter
159. An Renate und Christoph Otto in Hof.
[Kopie]

Ich schlief gestern im Ururgrosvaterstuhl ein, um heute recht viel zu20
arbeiten. Da ichs nun gethan und da ich Schweinfleisch verdient hätte
-- das ich nicht kriegen konte [?] -- und da ich heute nichts habhaft
werden [kan] als dummes Rindviehfleisch und da ein Autor etwas
bessers verdient: so wil ers auch essen. etc. Nehmen Sie eine andere Ver-
mehrung als die des Stuhls und Tellers vor: so kömt nicht [Ihr etc.]25

160. An Christian Otto.

Wenns dich nicht geniert: so werfe mir Goethe's "Meisterjahre" etc.
den 2 Th. zu. Ich hab' ihn gar noch nicht -- zweimal gelesen.

161. An Christian Otto.30

Thue mir den Gefallen und gucke jezt zum Fenster heraus -- ich
[104]wils jezt auch thun und ein vernünftiges Wort mit dir reden wegen
Morgen. -- Sende die phys[iognomischen] Reisen, wenn sie durch sind.

iſt, weils heute fortmus. Die Geſchichte mit dem Nachtwächterpaar
muſte in einem andern Sin fort.

[103]*158. An Emanuel.

Mein theuerer Emanuel,5

Nur ein Wort! Wenn Sie endlich einmal zugleich mit dieſen ſchönen
Nachſommertagen Hof beſuchen, wozu unſer gute Genius endlich den
Ihrigen bereden möge, ſo bringen Sie mir etwas mit: weiſſen, feinen
Bewer, die Elle à 32 gr. oder ſo ungefähr. Ich ziehe ſchon lange mit
einem Sommerbalg herum, der eben ſo viel Oefnungen und Poren ge-10
wint als ich ſelber; ich mus mich auf den Winter in einen Ueberrok ver-
puppen. Sie werden ſchon ungefähr den Quadratinhalt einer Knochen-
baute wie der meinigen wiſſen; ich glaube vier Ellen brauch’ ich.

Vergeben Sie mir meine Bitte von ſo körperlichem Inhalt, und das
gute Schikſal mache Ihnen den Weg nach Hof ſanfter, ebener und15
leichter als es den Ihres Lebens gemacht hat. Ihr

Richter
159. An Renate und Chriſtoph Otto in Hof.
[Kopie]

Ich ſchlief geſtern im Ururgrosvaterſtuhl ein, um heute recht viel zu20
arbeiten. Da ichs nun gethan und da ich Schweinfleiſch verdient hätte
— das ich nicht kriegen konte [?] — und da ich heute nichts habhaft
werden [kan] als dummes Rindviehfleiſch und da ein Autor etwas
beſſers verdient: ſo wil ers auch eſſen. ꝛc. Nehmen Sie eine andere Ver-
mehrung als die des Stuhls und Tellers vor: ſo kömt nicht [Ihr ꝛc.]25

160. An Chriſtian Otto.

Wenns dich nicht geniert: ſo werfe mir Goethe’s „Meiſterjahre“ ꝛc.
den 2 Th. zu. Ich hab’ ihn gar noch nicht — zweimal geleſen.

161. An Chriſtian Otto.30

Thue mir den Gefallen und gucke jezt zum Fenſter heraus — ich
[104]wils jezt auch thun und ein vernünftiges Wort mit dir reden wegen
Morgen. — Sende die phyſ[iognomiſchen] Reiſen, wenn ſie durch ſind.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0119" n="108"/>
i&#x017F;t, weils heute fortmus. Die Ge&#x017F;chichte mit dem Nachtwächterpaar<lb/>
mu&#x017F;te in einem andern Sin fort.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head><note place="left"><ref target="1922_Bd2_103">[103]</ref></note>*158. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof</hi> d. 3 Sept. 1795.</hi> </dateline><lb/>
        <opener>
          <salute> <hi rendition="#et">Mein theuerer Emanuel,<lb n="5"/>
</hi> </salute>
        </opener>
        <p>Nur ein Wort! Wenn Sie endlich einmal zugleich mit die&#x017F;en &#x017F;chönen<lb/>
Nach&#x017F;ommertagen Hof be&#x017F;uchen, wozu un&#x017F;er gute Genius endlich den<lb/>
Ihrigen bereden möge, &#x017F;o bringen Sie mir etwas mit: wei&#x017F;&#x017F;en, feinen<lb/>
Bewer, die Elle <hi rendition="#aq">à</hi> 32 gr. oder &#x017F;o ungefähr. Ich ziehe &#x017F;chon lange mit<lb/>
einem Sommerbalg herum, der eben &#x017F;o viel Oefnungen und Poren ge-<lb n="10"/>
wint als ich &#x017F;elber; ich mus mich auf den Winter in einen Ueberrok ver-<lb/>
puppen. Sie werden &#x017F;chon ungefähr den Quadratinhalt einer Knochen-<lb/>
baute wie der meinigen wi&#x017F;&#x017F;en; ich glaube vier Ellen brauch&#x2019; ich.</p><lb/>
        <p>Vergeben Sie mir meine Bitte von &#x017F;o körperlichem Inhalt, und das<lb/>
gute Schik&#x017F;al mache Ihnen den Weg nach Hof &#x017F;anfter, ebener und<lb n="15"/>
leichter als es den Ihres Lebens gemacht hat. Ihr</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>159. An <hi rendition="#g">Renate und Chri&#x017F;toph Otto in Hof.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 4. Sept. 1795]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich &#x017F;chlief ge&#x017F;tern im Ururgrosvater&#x017F;tuhl ein, um heute recht viel zu<lb n="20"/>
arbeiten. Da ichs nun gethan und da ich Schweinflei&#x017F;ch verdient hätte<lb/>
&#x2014; das ich nicht kriegen konte [?] &#x2014; und da ich heute nichts habhaft<lb/>
werden [kan] als dummes Rindviehflei&#x017F;ch und da ein Autor etwas<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ers verdient: &#x017F;o wil ers auch e&#x017F;&#x017F;en. &#xA75B;c. Nehmen Sie eine andere Ver-<lb/>
mehrung als die des Stuhls und Tellers vor: &#x017F;o kömt nicht [Ihr &#xA75B;c.]<lb n="25"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>160. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 10. Sept. 1795]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Wenns dich nicht geniert: &#x017F;o werfe mir Goethe&#x2019;s &#x201E;Mei&#x017F;terjahre&#x201C; &#xA75B;c.<lb/>
den 2 Th. zu. Ich hab&#x2019; ihn gar noch nicht &#x2014; zweimal gele&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>161. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi><lb n="30"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 11. Sept. 1795. Freitag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Thue mir den Gefallen und gucke jezt zum Fen&#x017F;ter heraus &#x2014; ich<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd2_104">[104]</ref></note>wils jezt auch thun und ein vernünftiges Wort mit dir reden wegen<lb/>
Morgen. &#x2014; Sende die phy&#x017F;[iognomi&#x017F;chen] Rei&#x017F;en, wenn &#x017F;ie durch &#x017F;ind.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0119] iſt, weils heute fortmus. Die Geſchichte mit dem Nachtwächterpaar muſte in einem andern Sin fort. *158. An Emanuel. Hof d. 3 Sept. 1795. Mein theuerer Emanuel, 5 Nur ein Wort! Wenn Sie endlich einmal zugleich mit dieſen ſchönen Nachſommertagen Hof beſuchen, wozu unſer gute Genius endlich den Ihrigen bereden möge, ſo bringen Sie mir etwas mit: weiſſen, feinen Bewer, die Elle à 32 gr. oder ſo ungefähr. Ich ziehe ſchon lange mit einem Sommerbalg herum, der eben ſo viel Oefnungen und Poren ge- 10 wint als ich ſelber; ich mus mich auf den Winter in einen Ueberrok ver- puppen. Sie werden ſchon ungefähr den Quadratinhalt einer Knochen- baute wie der meinigen wiſſen; ich glaube vier Ellen brauch’ ich. Vergeben Sie mir meine Bitte von ſo körperlichem Inhalt, und das gute Schikſal mache Ihnen den Weg nach Hof ſanfter, ebener und 15 leichter als es den Ihres Lebens gemacht hat. Ihr Richter 159. An Renate und Chriſtoph Otto in Hof. [Hof, 4. Sept. 1795] Ich ſchlief geſtern im Ururgrosvaterſtuhl ein, um heute recht viel zu 20 arbeiten. Da ichs nun gethan und da ich Schweinfleiſch verdient hätte — das ich nicht kriegen konte [?] — und da ich heute nichts habhaft werden [kan] als dummes Rindviehfleiſch und da ein Autor etwas beſſers verdient: ſo wil ers auch eſſen. ꝛc. Nehmen Sie eine andere Ver- mehrung als die des Stuhls und Tellers vor: ſo kömt nicht [Ihr ꝛc.] 25 160. An Chriſtian Otto. [Hof, 10. Sept. 1795] Wenns dich nicht geniert: ſo werfe mir Goethe’s „Meiſterjahre“ ꝛc. den 2 Th. zu. Ich hab’ ihn gar noch nicht — zweimal geleſen. 161. An Chriſtian Otto. 30 [Hof, 11. Sept. 1795. Freitag] Thue mir den Gefallen und gucke jezt zum Fenſter heraus — ich wils jezt auch thun und ein vernünftiges Wort mit dir reden wegen Morgen. — Sende die phyſ[iognomiſchen] Reiſen, wenn ſie durch ſind. [104]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/119
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/119>, abgerufen am 20.04.2024.