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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

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auf das Schlos, [die] Chaussee, auf den Sonabend und auf das, was
wir gesprochen -- der gute Himmel gebe Ihnen Freude und Hof-
nungen und Ruhe und versage mir die Bitte nicht, Sie zum 2ten mal
zu sehen.

395. An Karl Philipp Moritz in Berlin.5
[Kopie]

Ich überfalle Sie recht oft -- hier bring' ich schon wieder etwas
getragen, eine exzentrische Idylle, ein dessein a la plume von einem
Geschöpf, dem der sinliche Freudendünger die höhere Sonne vergütet.
Auf Ihr Urtheil über seinen Werth oder seine Bogenzahl kömt es an,10
ob es dem Buch sol beigeleimt werden; aber die "7 Worte" werden
sich in jedem Falle dazu schicken. Ich werde selten eine Stunde haben,
wo mein Herz so hoch schlug, wo mir fast alle Sinnen so vergiengen
[wie] in der Geburtsstunde jener 7 Worte. Ich brenne nach einer
Antwort von meinem Freund und bin ewig der Seinige.15

396. An Albrecht Otto in Hof.
[Kopie]

Ich denke, ich werde heute Kopfschmerz und den Nathan und der
Himmel ein Gewitter bekommen. Der regierende Monsieur.

397. An Christian Otto.20

Mein lieber Christian

Gerade da ich deinem Bruder geschrieben: fället mir die bestelte
Arbeit ein, die Titelfabrikatur. Ich bin des Wählens mehr als des
Schaffens müde und seze daher dir als Wahlman eine Menge zur25
Untersuchung her: die, die mir am liebsten sind, bekreuze ich: (NB.
gleichwol sol unter jedem Titel das Wort Biographie stehen, damit
der Leser nicht ganz betrogen werde sondern nur halb.)

+ Marggrafenpulver. Biograph[ie] von Jean Paul -- Hohe Oper[379]
etc. -- Aeolsharfe -- + die Urnen -- + die Mumien -- Mikro-30
kosmus -- Orion -- Sirius -- Abendstern -- Sternbilder -- (und
was noch am Himmel ist) -- + Galgenpater -- Der beste bleibt
folgender: "die unsichtbare Loge oder die grüne Nachtleiche ohne
den 9ten Nusknaker".

auf das Schlos, [die] Chauſſee, auf den Sonabend und auf das, was
wir geſprochen — der gute Himmel gebe Ihnen Freude und Hof-
nungen und Ruhe und verſage mir die Bitte nicht, Sie zum 2ten mal
zu ſehen.

395. An Karl Philipp Moritz in Berlin.5
[Kopie]

Ich überfalle Sie recht oft — hier bring’ ich ſchon wieder etwas
getragen, eine exzentriſche Idylle, ein dessein à la plume von einem
Geſchöpf, dem der ſinliche Freudendünger die höhere Sonne vergütet.
Auf Ihr Urtheil über ſeinen Werth oder ſeine Bogenzahl kömt es an,10
ob es dem Buch ſol beigeleimt werden; aber die „7 Worte“ werden
ſich in jedem Falle dazu ſchicken. Ich werde ſelten eine Stunde haben,
wo mein Herz ſo hoch ſchlug, wo mir faſt alle Sinnen ſo vergiengen
[wie] in der Geburtsſtunde jener 7 Worte. Ich brenne nach einer
Antwort von meinem Freund und bin ewig der Seinige.15

396. An Albrecht Otto in Hof.
[Kopie]

Ich denke, ich werde heute Kopfſchmerz und den Nathan und der
Himmel ein Gewitter bekommen. Der regierende Monsieur.

397. An Chriſtian Otto.20

Mein lieber Chriſtian

Gerade da ich deinem Bruder geſchrieben: fället mir die beſtelte
Arbeit ein, die Titelfabrikatur. Ich bin des Wählens mehr als des
Schaffens müde und ſeze daher dir als Wahlman eine Menge zur25
Unterſuchung her: die, die mir am liebſten ſind, bekreuze ich: (NB.
gleichwol ſol unter jedem Titel das Wort Biographie ſtehen, damit
der Leſer nicht ganz betrogen werde ſondern nur halb.)

† Marggrafenpulver. Biograph[ie] von Jean Paul — Hohe Oper[379]
ꝛc. — Aeolsharfe — † die Urnen — † die Mumien — Mikro-30
koſmus — Orion — Sirius — Abendſtern — Sternbilder — (und
was noch am Himmel iſt) — † Galgenpater — Der beſte bleibt
folgender: „die unſichtbare Loge oder die grüne Nachtleiche ohne
den 9ten Nusknaker“.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/386>, abgerufen am 28.03.2024.