Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

Bild:
<< vorherige Seite
228. An Hermann in Erlangen.
[Kopie]

Möge dir der Traum das geben, was dir die Menschen versagen.
Fliehe mit deiner Phantasie in die Kindheitsauen zurük und vergis
über dem Mondschein der Vergangenheit und vor dem Sternen-5
himmel der Zukunft die schlagenden Esel in der Stadt ... warum wilst
du das Zukünftige besser errathen als das Vergangne? -- Da sie
[die Ottos] dein Fortgehen, mit dem du sie verwundest, mehr schmerzen
mus als iede Unbequemlichkeit, in die sie deine Unterstüzung ver-
wikkelt .. gleiche nicht einem Kaufman, der auf dem Höferiahrmarkte10
seine Bude zuschlösse und im Finstern mit seiner Ware feilstände ..

229. An Stadtsyndikus Ruß in Wunsiedel.
[Kopie]

Die Ordens- und Nazionalkleidung für eine Rathsbibliothek wird
der Buchbinder dem Buch schon anlegen. Man lieset die grön-15
[260]ländischen Prozesse wie die andern gleich Referenten am besten von
hinten. Ludwig lies ums Quartanfieber bitten und ich hoffe seine
Bitte wurde erhört: ich möchte nicht die Maria sondern einen Doktor
um ein wenig Hypochondrie ansprechen, damit [ich] eine Reise zur
Zerstreuung thäte und 3 Vergnügen hätte. Erstlich .. Zweitens Ihre20
musikalische Geselschaft, die eine gelehrte ist wie die Minerva zugleich
Flöte und Wissenschaften erfand. Das 3te, Sie zu sehen, rechn' ich
nicht, da es mir durch Schreiben ersezt wird. Denn ich wil soviel
schreiben, daß ich iede Messe Ihnen ein Buch und einen Brief schikken
kan. Ich wil Sie nicht durch den Brief einschläfern, da ich deswegen25
das Buch mit schikke, das es besser kan. Ich bin ohne Guirlande etc.

230. An Buchhändler Beckmann in Gera.
[Nicht abgeschickt]
Hochedelgeborner,
Hochgeehrter Herr,
30

Schon vor einigen Jahren gaben Sie mir Katalogen Ihrer Lese-
geselschaft: iezt wünscht' ich nicht blos -- da ich nun einmal im Ernste
nähern Antheil daran nehmen möchte -- die neuen [?], sondern auch
zugleich ein kleines Pak Bücher m[Lücke] damit es nur einmal zu

228. An Hermann in Erlangen.
[Kopie]

Möge dir der Traum das geben, was dir die Menſchen verſagen.
Fliehe mit deiner Phantaſie in die Kindheitsauen zurük und vergis
über dem Mondſchein der Vergangenheit und vor dem Sternen-5
himmel der Zukunft die ſchlagenden Eſel in der Stadt … warum wilſt
du das Zukünftige beſſer errathen als das Vergangne? — Da ſie
[die Ottos] dein Fortgehen, mit dem du ſie verwundeſt, mehr ſchmerzen
mus als iede Unbequemlichkeit, in die ſie deine Unterſtüzung ver-
wikkelt .. gleiche nicht einem Kaufman, der auf dem Höferiahrmarkte10
ſeine Bude zuſchlöſſe und im Finſtern mit ſeiner Ware feilſtände ..

229. An Stadtſyndikus Ruß in Wunſiedel.
[Kopie]

Die Ordens- und Nazionalkleidung für eine Rathsbibliothek wird
der Buchbinder dem Buch ſchon anlegen. Man lieſet die grön-15
[260]ländiſchen Prozeſſe wie die andern gleich Referenten am beſten von
hinten. Ludwig lies ums Quartanfieber bitten und ich hoffe ſeine
Bitte wurde erhört: ich möchte nicht die Maria ſondern einen Doktor
um ein wenig Hypochondrie anſprechen, damit [ich] eine Reiſe zur
Zerſtreuung thäte und 3 Vergnügen hätte. Erſtlich .. Zweitens Ihre20
muſikaliſche Geſelſchaft, die eine gelehrte iſt wie die Minerva zugleich
Flöte und Wiſſenſchaften erfand. Das 3te, Sie zu ſehen, rechn’ ich
nicht, da es mir durch Schreiben erſezt wird. Denn ich wil ſoviel
ſchreiben, daß ich iede Meſſe Ihnen ein Buch und einen Brief ſchikken
kan. Ich wil Sie nicht durch den Brief einſchläfern, da ich deswegen25
das Buch mit ſchikke, das es beſſer kan. Ich bin ohne Guirlande ꝛc.

230. An Buchhändler Beckmann in Gera.
[Nicht abgeſchickt]
Hochedelgeborner,
Hochgeehrter Herr,
30

Schon vor einigen Jahren gaben Sie mir Katalogen Ihrer Leſe-
geſelſchaft: iezt wünſcht’ ich nicht blos — da ich nun einmal im Ernſte
nähern Antheil daran nehmen möchte — die neuen [?], ſondern auch
zugleich ein kleines Pak Bücher m[Lücke] damit es nur einmal zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0271" n="246"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>228. An <hi rendition="#g">Hermann in Erlangen.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note>
        <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Töpen, 1. Aug. 1788<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/>
        <p>Möge dir der Traum das geben, was dir die Men&#x017F;chen ver&#x017F;agen.<lb/>
Fliehe mit deiner Phanta&#x017F;ie in die Kindheitsauen zurük und vergis<lb/>
über dem Mond&#x017F;chein der Vergangenheit und vor dem Sternen-<lb n="5"/>
himmel der Zukunft die &#x017F;chlagenden E&#x017F;el in der Stadt &#x2026; warum wil&#x017F;t<lb/>
du das Zukünftige be&#x017F;&#x017F;er errathen als das Vergangne? &#x2014; Da &#x017F;ie<lb/><metamark>[</metamark>die Ottos<metamark>]</metamark> dein Fortgehen, mit dem du &#x017F;ie verwunde&#x017F;t, mehr &#x017F;chmerzen<lb/>
mus als iede Unbequemlichkeit, in die &#x017F;ie deine Unter&#x017F;tüzung ver-<lb/>
wikkelt .. gleiche nicht einem Kaufman, der auf dem Höferiahrmarkte<lb n="10"/>
&#x017F;eine Bude zu&#x017F;chlö&#x017F;&#x017F;e und im Fin&#x017F;tern mit &#x017F;einer Ware feil&#x017F;tände ..</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>229. An <hi rendition="#g">Stadt&#x017F;yndikus Ruß in Wun&#x017F;iedel.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note>
        <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Töpen, 6. Aug. 1788<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/>
        <p>Die Ordens- und Nazionalkleidung für eine Rathsbibliothek wird<lb/>
der Buchbinder dem Buch &#x017F;chon anlegen. Man lie&#x017F;et die grön-<lb n="15"/>
<note place="left"><ref target="1922_Bd#_260">[260]</ref></note>ländi&#x017F;chen Proze&#x017F;&#x017F;e wie die andern gleich Referenten am be&#x017F;ten von<lb/>
hinten. Ludwig lies ums Quartanfieber bitten und ich hoffe &#x017F;eine<lb/>
Bitte wurde erhört: ich möchte nicht die Maria &#x017F;ondern einen Doktor<lb/>
um ein wenig Hypochondrie an&#x017F;prechen, damit <metamark>[</metamark>ich<metamark>]</metamark> eine Rei&#x017F;e zur<lb/>
Zer&#x017F;treuung thäte und 3 Vergnügen hätte. Er&#x017F;tlich .. Zweitens Ihre<lb n="20"/>
mu&#x017F;ikali&#x017F;che Ge&#x017F;el&#x017F;chaft, die eine gelehrte i&#x017F;t wie die Minerva zugleich<lb/>
Flöte und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften erfand. Das 3<hi rendition="#sup">te</hi>, Sie zu &#x017F;ehen, rechn&#x2019; ich<lb/>
nicht, da es mir durch Schreiben er&#x017F;ezt wird. Denn ich wil &#x017F;oviel<lb/>
&#x017F;chreiben, daß ich iede Me&#x017F;&#x017F;e Ihnen ein Buch und einen Brief &#x017F;chikken<lb/>
kan. Ich wil Sie nicht durch den Brief ein&#x017F;chläfern, da ich deswegen<lb n="25"/>
das Buch mit &#x017F;chikke, das es be&#x017F;&#x017F;er kan. Ich bin ohne Guirlande &#xA75B;c.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>230. An <hi rendition="#g">Buchhändler Beckmann in Gera.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Nicht abge&#x017F;chickt<metamark>]</metamark></note>
        <dateline> <hi rendition="#right">Hof den 8 Augu&#x017F;t 1788.</hi> </dateline><lb/>
        <opener>
          <salute> <hi rendition="#et">Hochedelgeborner,<lb/>
Hochgeehrter Herr,</hi> </salute>
        </opener>
        <lb n="30"/>
        <p>Schon vor einigen Jahren gaben Sie mir Katalogen Ihrer Le&#x017F;e-<lb/>
ge&#x017F;el&#x017F;chaft: iezt wün&#x017F;cht&#x2019; ich nicht blos &#x2014; da ich nun einmal im Ern&#x017F;te<lb/>
nähern Antheil daran nehmen möchte &#x2014; die neuen <metamark>[?]</metamark>, &#x017F;ondern auch<lb/>
zugleich ein kleines Pak Bücher m<metamark>[</metamark><hi rendition="#i">Lücke</hi><metamark>]</metamark> damit es nur einmal zu<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0271] 228. An Hermann in Erlangen. [Töpen, 1. Aug. 1788] Möge dir der Traum das geben, was dir die Menſchen verſagen. Fliehe mit deiner Phantaſie in die Kindheitsauen zurük und vergis über dem Mondſchein der Vergangenheit und vor dem Sternen- 5 himmel der Zukunft die ſchlagenden Eſel in der Stadt … warum wilſt du das Zukünftige beſſer errathen als das Vergangne? — Da ſie [die Ottos] dein Fortgehen, mit dem du ſie verwundeſt, mehr ſchmerzen mus als iede Unbequemlichkeit, in die ſie deine Unterſtüzung ver- wikkelt .. gleiche nicht einem Kaufman, der auf dem Höferiahrmarkte 10 ſeine Bude zuſchlöſſe und im Finſtern mit ſeiner Ware feilſtände .. 229. An Stadtſyndikus Ruß in Wunſiedel. [Töpen, 6. Aug. 1788] Die Ordens- und Nazionalkleidung für eine Rathsbibliothek wird der Buchbinder dem Buch ſchon anlegen. Man lieſet die grön- 15 ländiſchen Prozeſſe wie die andern gleich Referenten am beſten von hinten. Ludwig lies ums Quartanfieber bitten und ich hoffe ſeine Bitte wurde erhört: ich möchte nicht die Maria ſondern einen Doktor um ein wenig Hypochondrie anſprechen, damit [ich] eine Reiſe zur Zerſtreuung thäte und 3 Vergnügen hätte. Erſtlich .. Zweitens Ihre 20 muſikaliſche Geſelſchaft, die eine gelehrte iſt wie die Minerva zugleich Flöte und Wiſſenſchaften erfand. Das 3te, Sie zu ſehen, rechn’ ich nicht, da es mir durch Schreiben erſezt wird. Denn ich wil ſoviel ſchreiben, daß ich iede Meſſe Ihnen ein Buch und einen Brief ſchikken kan. Ich wil Sie nicht durch den Brief einſchläfern, da ich deswegen 25 das Buch mit ſchikke, das es beſſer kan. Ich bin ohne Guirlande ꝛc. [260] 230. An Buchhändler Beckmann in Gera. Hof den 8 Auguſt 1788. Hochedelgeborner, Hochgeehrter Herr, 30 Schon vor einigen Jahren gaben Sie mir Katalogen Ihrer Leſe- geſelſchaft: iezt wünſcht’ ich nicht blos — da ich nun einmal im Ernſte nähern Antheil daran nehmen möchte — die neuen [?], ſondern auch zugleich ein kleines Pak Bücher m[Lücke] damit es nur einmal zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/271
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/271>, abgerufen am 29.03.2024.