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Jacoby, Johann: Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen. Mannheim, 1841.

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verdanken. Vor allen Staaten Deutschlands war Preu-
ßen in seiner inneren Entwickelung am weitesten vorge-
schritten, vor allen Staaten Deutschlands stellte Preußen
auf dem Wiener Congresse die freisinnigsten Anträge und
drang am eifrigsten auf Volksrepräsentation. In dem
am 13. September 1814 dem Fürsten Metternich von
Hardenberg mitgetheilten Entwurfe einer deutschen
Verfassung heißt es (Art. 7.) von den Landständen: "ihre
Befugnisse sollen zugleich sein ein näher zu bestimmender
Antheil an der Gesetzgebung, Verwilligung der Landes-
abgaben, Vertretung der Verfassung bei den Landesherrn
und bei dem Bunde" (!). --

Und dieses Wort ward in Preußen zur That.
Friedrich Wilhelm der Gerechte, eingedenk seines Verspre-
chens von 1810, eingedenk der Versammlung interemisti-
scher Repräsentanten von 1811, gab
unterm 22. Mai 1815 die allbekannte Ver-
ordnung über die zu bildende Repräsentation
des Volks
.

Sie lautet:

§. 1. Es soll eine Repräsentation des Volkes gebildet
werden.
§. 2. Zu diesem Zwecke sind die Provinzialstände u. s. w.
§. 3. Aus den Provinzialständen wird die Versamm-
lung der Landesrepräsentanten
gewählt, die in
Berlin ihren Sitz haben soll
.
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verdanken. Vor allen Staaten Deutſchlands war Preu-
ßen in ſeiner inneren Entwickelung am weiteſten vorge-
ſchritten, vor allen Staaten Deutſchlands ſtellte Preußen
auf dem Wiener Congreſſe die freiſinnigſten Antraͤge und
drang am eifrigſten auf Volksrepraͤſentation. In dem
am 13. September 1814 dem Fuͤrſten Metternich von
Hardenberg mitgetheilten Entwurfe einer deutſchen
Verfaſſung heißt es (Art. 7.) von den Landſtaͤnden: „ihre
Befugniſſe ſollen zugleich ſein ein naͤher zu beſtimmender
Antheil an der Geſetzgebung, Verwilligung der Landes-
abgaben, Vertretung der Verfaſſung bei den Landesherrn
und bei dem Bunde“ (!). —

Und dieſes Wort ward in Preußen zur That.
Friedrich Wilhelm der Gerechte, eingedenk ſeines Verſpre-
chens von 1810, eingedenk der Verſammlung interemiſti-
ſcher Repraͤſentanten von 1811, gab
unterm 22. Mai 1815 die allbekannte Ver-
ordnung uͤber die zu bildende Repraͤſentation
des Volks
.

Sie lautet:

§. 1. Es ſoll eine Repraͤſentation des Volkes gebildet
werden.
§. 2. Zu dieſem Zwecke ſind die Provinzialſtaͤnde u. ſ. w.
§. 3. Aus den Provinzialſtaͤnden wird die Verſamm-
lung der Landesrepraͤſentanten
gewaͤhlt, die in
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[33/0039] verdanken. Vor allen Staaten Deutſchlands war Preu- ßen in ſeiner inneren Entwickelung am weiteſten vorge- ſchritten, vor allen Staaten Deutſchlands ſtellte Preußen auf dem Wiener Congreſſe die freiſinnigſten Antraͤge und drang am eifrigſten auf Volksrepraͤſentation. In dem am 13. September 1814 dem Fuͤrſten Metternich von Hardenberg mitgetheilten Entwurfe einer deutſchen Verfaſſung heißt es (Art. 7.) von den Landſtaͤnden: „ihre Befugniſſe ſollen zugleich ſein ein naͤher zu beſtimmender Antheil an der Geſetzgebung, Verwilligung der Landes- abgaben, Vertretung der Verfaſſung bei den Landesherrn und bei dem Bunde“ (!). — Und dieſes Wort ward in Preußen zur That. Friedrich Wilhelm der Gerechte, eingedenk ſeines Verſpre- chens von 1810, eingedenk der Verſammlung interemiſti- ſcher Repraͤſentanten von 1811, gab unterm 22. Mai 1815 die allbekannte Ver- ordnung uͤber die zu bildende Repraͤſentation des Volks. Sie lautet: §. 1. Es ſoll eine Repraͤſentation des Volkes gebildet werden. §. 2. Zu dieſem Zwecke ſind die Provinzialſtaͤnde u. ſ. w. §. 3. Aus den Provinzialſtaͤnden wird die Verſamm- lung der Landesrepraͤſentanten gewaͤhlt, die in Berlin ihren Sitz haben ſoll. 3

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Zitationshilfe: Jacoby, Johann: Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen. Mannheim, 1841, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacoby_fragen_1841/39>, abgerufen am 25.04.2024.