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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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cke sich jemand die Kennzeichen der Glaub-
würdigkeit eines fremden Zeugnisses, so der
gelehrte Ditton in seinen mathema-
tischen Beweise der Auferstehung
JEsu
angegeben, und untersuche, ob ein
einiges Zeugniß, dadurch jemand in der
Welt hintergangen worden, alle diese
Merckmale der Glaubwürdigkeit zugleich
an sich gehabt, er wird solches nie finden.
Und dieses macht mich völlig gewiß von
den Zeugnissen der heiligen Schriftsteller.
Es ist aber nicht genug, daß die Richtigkeit
eines Zeugnisses ihre völlige Gewißheit
hat; sondern man muß auch von der rech-
ten Erklärung desselben gewiß seyn. Es
ist nicht zu leugnen, daß die Erklärung man-
ches Zeugnisses vielen Schwürigkeiten un-
terworfen und es ist dieses von sehr vielen
Zeugnissen, wenn sie alt werden, untrenn-
bar. Alte Gebräuche und Begebenheiten
und Sprüchwörter werden unbekannt, und
alles das wird zugleich dunckel, was sich
darauf beziehet. Jedoch giebt es einige
Ausdrücke die allezeit denen klar bleiben,
welche die Wörter verstehen, nemlich die-
jenigen, in welchen die Wörter in ihrer ei-
gentlichen Bedeutung ohne eine künstliche

Ver-



cke ſich jemand die Kennzeichen der Glaub-
wuͤrdigkeit eines fremden Zeugniſſes, ſo der
gelehrte Ditton in ſeinen mathema-
tiſchen Beweiſe der Auferſtehung
JEſu
angegeben, und unterſuche, ob ein
einiges Zeugniß, dadurch jemand in der
Welt hintergangen worden, alle dieſe
Merckmale der Glaubwuͤrdigkeit zugleich
an ſich gehabt, er wird ſolches nie finden.
Und dieſes macht mich voͤllig gewiß von
den Zeugniſſen der heiligen Schriftſteller.
Es iſt aber nicht genug, daß die Richtigkeit
eines Zeugniſſes ihre voͤllige Gewißheit
hat; ſondern man muß auch von der rech-
ten Erklaͤrung deſſelben gewiß ſeyn. Es
iſt nicht zu leugnen, daß die Erklaͤrung man-
ches Zeugniſſes vielen Schwuͤrigkeiten un-
terworfen und es iſt dieſes von ſehr vielen
Zeugniſſen, wenn ſie alt werden, untrenn-
bar. Alte Gebraͤuche und Begebenheiten
und Spruͤchwoͤrter werden unbekannt, und
alles das wird zugleich dunckel, was ſich
darauf beziehet. Jedoch giebt es einige
Ausdruͤcke die allezeit denen klar bleiben,
welche die Woͤrter verſtehen, nemlich die-
jenigen, in welchen die Woͤrter in ihrer ei-
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[27/0045] cke ſich jemand die Kennzeichen der Glaub- wuͤrdigkeit eines fremden Zeugniſſes, ſo der gelehrte Ditton in ſeinen mathema- tiſchen Beweiſe der Auferſtehung JEſu angegeben, und unterſuche, ob ein einiges Zeugniß, dadurch jemand in der Welt hintergangen worden, alle dieſe Merckmale der Glaubwuͤrdigkeit zugleich an ſich gehabt, er wird ſolches nie finden. Und dieſes macht mich voͤllig gewiß von den Zeugniſſen der heiligen Schriftſteller. Es iſt aber nicht genug, daß die Richtigkeit eines Zeugniſſes ihre voͤllige Gewißheit hat; ſondern man muß auch von der rech- ten Erklaͤrung deſſelben gewiß ſeyn. Es iſt nicht zu leugnen, daß die Erklaͤrung man- ches Zeugniſſes vielen Schwuͤrigkeiten un- terworfen und es iſt dieſes von ſehr vielen Zeugniſſen, wenn ſie alt werden, untrenn- bar. Alte Gebraͤuche und Begebenheiten und Spruͤchwoͤrter werden unbekannt, und alles das wird zugleich dunckel, was ſich darauf beziehet. Jedoch giebt es einige Ausdruͤcke die allezeit denen klar bleiben, welche die Woͤrter verſtehen, nemlich die- jenigen, in welchen die Woͤrter in ihrer ei- gentlichen Bedeutung ohne eine kuͤnſtliche Ver-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/45>, abgerufen am 29.03.2024.