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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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der Wichtigkeit der göttlichen Wahrheiten
begreifen lassen. Die Wahrheiten der
göttlichen Offenbarung sind die allerwich-
tigsten. Sie zeigen den Weg zu einem
ewigen Glücke, folglich verdienen selbige,
daß das Vermögen Wahrheiten einzusehen
vor allen Dingen auf sie gerichtet werde,
und daß man sie anstrenge mit dem grösten
Eyfer die göttlichen Wahrheiten zu suchen,
zu fassen, zu überlegen und durch selbige
die wahre Weisheit zu erlangen.

§. IV.
Nach der
zweyten
Bedeu-
tung.

Wir fragen zweytens, ob und wie weit
die Vernunft bey der Offenbarung zu ge-
brauchen, in so ferne darunter eine wahre
Einsicht in den Zusammenhang der Wahr-
heiten, die man ohne Offenbarung erken-
net, begriffen wird. Auch diese Frage, wenn
sie so, wie wir gethan, bestimmet wird, ist
leicht zu beantworten. Alle Wahrheiten
stehen in einer gewissen Ubereinstimmung
mit einander, eine führt zu der andern, und
eine macht die andere begreiflich. Es ist
unnöthig, daß wir dieses hier beweisen, wir
können solches mit Recht als bekannt und
ausgemacht zum Voraus setzen. Wer

aber



der Wichtigkeit der goͤttlichen Wahrheiten
begreifen laſſen. Die Wahrheiten der
goͤttlichen Offenbarung ſind die allerwich-
tigſten. Sie zeigen den Weg zu einem
ewigen Gluͤcke, folglich verdienen ſelbige,
daß das Vermoͤgen Wahrheiten einzuſehen
vor allen Dingen auf ſie gerichtet werde,
und daß man ſie anſtrenge mit dem groͤſten
Eyfer die goͤttlichen Wahrheiten zu ſuchen,
zu faſſen, zu uͤberlegen und durch ſelbige
die wahre Weisheit zu erlangen.

§. IV.
Nach der
zweyten
Bedeu-
tung.

Wir fragen zweytens, ob und wie weit
die Vernunft bey der Offenbarung zu ge-
brauchen, in ſo ferne darunter eine wahre
Einſicht in den Zuſammenhang der Wahr-
heiten, die man ohne Offenbarung erken-
net, begriffen wird. Auch dieſe Frage, wenn
ſie ſo, wie wir gethan, beſtimmet wird, iſt
leicht zu beantworten. Alle Wahrheiten
ſtehen in einer gewiſſen Ubereinſtimmung
mit einander, eine fuͤhrt zu der andern, und
eine macht die andere begreiflich. Es iſt
unnoͤthig, daß wir dieſes hier beweiſen, wir
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ausgemacht zum Voraus ſetzen. Wer

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[8/0026] der Wichtigkeit der goͤttlichen Wahrheiten begreifen laſſen. Die Wahrheiten der goͤttlichen Offenbarung ſind die allerwich- tigſten. Sie zeigen den Weg zu einem ewigen Gluͤcke, folglich verdienen ſelbige, daß das Vermoͤgen Wahrheiten einzuſehen vor allen Dingen auf ſie gerichtet werde, und daß man ſie anſtrenge mit dem groͤſten Eyfer die goͤttlichen Wahrheiten zu ſuchen, zu faſſen, zu uͤberlegen und durch ſelbige die wahre Weisheit zu erlangen. §. IV. Wir fragen zweytens, ob und wie weit die Vernunft bey der Offenbarung zu ge- brauchen, in ſo ferne darunter eine wahre Einſicht in den Zuſammenhang der Wahr- heiten, die man ohne Offenbarung erken- net, begriffen wird. Auch dieſe Frage, wenn ſie ſo, wie wir gethan, beſtimmet wird, iſt leicht zu beantworten. Alle Wahrheiten ſtehen in einer gewiſſen Ubereinſtimmung mit einander, eine fuͤhrt zu der andern, und eine macht die andere begreiflich. Es iſt unnoͤthig, daß wir dieſes hier beweiſen, wir koͤnnen ſolches mit Recht als bekannt und ausgemacht zum Voraus ſetzen. Wer aber

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/26>, abgerufen am 29.03.2024.