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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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als Frau in dem Reigen mit, der nun zum Schlusse
der Hochzeit im Baumgarten begann.

Während des Tanzes sprach der Hofschulze leise
und eifrig mit einigen Bauern. Es waren die Besitzer
der reichsten Nachbarhöfe. Sie nickten und sagten:
Es bleibt dabei, wir kommen Alle. -- Hierauf nahm
er den Schwiegersohn bei Seite und flüsterte ihm
zu: Vergiß nicht ... zu morgen ... die Loosung ...
-- Ich werde es wahrhaftig nicht vergessen, denn
ich trage das größte Begehren danach; der Haar-
rauch kommt wie gerufen, so bleibt Alles in der
Heimlichkeit, versetzte der Schwiegersohn.

Der alte Schmitz hatte ungeduldig in der Nähe
gewartet. Sobald der Hofschulze von seinem Ei-
dam zurücktrat, ging der Sammler auf ihn zu und
sagte ihm mit einer zugleich mürrischen und ver-
legenen Miene, daß es nun wohl endlich an der
Zeit sei, ihr Geschäft abzumachen.

Allerdings kann nun das Geschäft vor sich
gehen, denn der Tanz ist nur noch ein Plaisir für
die jungen Leute, erwiederte der Hofschulze. Was
ist es denn, Herr Schmitz?

Nicht hier, versetzte der Sammler. Zwar möchte
ich gern von hier abgehen, denn ich muß doch

als Frau in dem Reigen mit, der nun zum Schluſſe
der Hochzeit im Baumgarten begann.

Während des Tanzes ſprach der Hofſchulze leiſe
und eifrig mit einigen Bauern. Es waren die Beſitzer
der reichſten Nachbarhöfe. Sie nickten und ſagten:
Es bleibt dabei, wir kommen Alle. — Hierauf nahm
er den Schwiegerſohn bei Seite und flüſterte ihm
zu: Vergiß nicht … zu morgen … die Looſung …
— Ich werde es wahrhaftig nicht vergeſſen, denn
ich trage das größte Begehren danach; der Haar-
rauch kommt wie gerufen, ſo bleibt Alles in der
Heimlichkeit, verſetzte der Schwiegerſohn.

Der alte Schmitz hatte ungeduldig in der Nähe
gewartet. Sobald der Hofſchulze von ſeinem Ei-
dam zurücktrat, ging der Sammler auf ihn zu und
ſagte ihm mit einer zugleich mürriſchen und ver-
legenen Miene, daß es nun wohl endlich an der
Zeit ſei, ihr Geſchäft abzumachen.

Allerdings kann nun das Geſchäft vor ſich
gehen, denn der Tanz iſt nur noch ein Plaiſir für
die jungen Leute, erwiederte der Hofſchulze. Was
iſt es denn, Herr Schmitz?

Nicht hier, verſetzte der Sammler. Zwar möchte
ich gern von hier abgehen, denn ich muß doch

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[34/0046] als Frau in dem Reigen mit, der nun zum Schluſſe der Hochzeit im Baumgarten begann. Während des Tanzes ſprach der Hofſchulze leiſe und eifrig mit einigen Bauern. Es waren die Beſitzer der reichſten Nachbarhöfe. Sie nickten und ſagten: Es bleibt dabei, wir kommen Alle. — Hierauf nahm er den Schwiegerſohn bei Seite und flüſterte ihm zu: Vergiß nicht … zu morgen … die Looſung … — Ich werde es wahrhaftig nicht vergeſſen, denn ich trage das größte Begehren danach; der Haar- rauch kommt wie gerufen, ſo bleibt Alles in der Heimlichkeit, verſetzte der Schwiegerſohn. Der alte Schmitz hatte ungeduldig in der Nähe gewartet. Sobald der Hofſchulze von ſeinem Ei- dam zurücktrat, ging der Sammler auf ihn zu und ſagte ihm mit einer zugleich mürriſchen und ver- legenen Miene, daß es nun wohl endlich an der Zeit ſei, ihr Geſchäft abzumachen. Allerdings kann nun das Geſchäft vor ſich gehen, denn der Tanz iſt nur noch ein Plaiſir für die jungen Leute, erwiederte der Hofſchulze. Was iſt es denn, Herr Schmitz? Nicht hier, verſetzte der Sammler. Zwar möchte ich gern von hier abgehen, denn ich muß doch

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/46>, abgerufen am 28.03.2024.