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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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weitläuftige Gelände dauerte, da er nur im lang-
samen Schritt vorrückte, mehrere Stunden, und
schon hatte sich der Haarrauch herbeigemacht, der
bald Alles in seine Nebel hüllte. Die Bauern
waren über den alten Bekannten durchaus nicht ver-
drießlich, vielmehr steigerte der Schwaden, Qualm
und Geruch ihre Lust. Wie nun so die Gestalten
grau durch den Nebel zogen, das Jauchzen aus
dem Schwaden hervorbrach und die Blitze von den
Schüssen gelbröthlich in dem Qualme zuckten, be-
kam das Ganze etwas Schattenhaftes, und es
war, als ob Götze Krodo mit seinem Koboldsge-
folge emporgestiegen sei und unter Knall und Ge-
prassel von seiner alten Domaine Besitz nehme.

Auf diese Weise wurde der jungen Frau ihr
Eigenthum gezeigt. Die Fahne kam, kaum noch
aus Fetzen bestehend, in das Haus des Schwie-
gersohnes und Alles hatte sonach einen guten An-
schein. Es war über dem Zuge zwei Uhr Nach-
mittags geworden und die ganze Hochzeitgenossen-
schaft setzte sich nun im Hause der neuen Gatten
abermals zu einem derben Schmause nieder, man
kann denken, mit welcher Eßlust. Dießmal wurde
das Essen durch keine vornehmen und sonstigen fremd-

weitläuftige Gelände dauerte, da er nur im lang-
ſamen Schritt vorrückte, mehrere Stunden, und
ſchon hatte ſich der Haarrauch herbeigemacht, der
bald Alles in ſeine Nebel hüllte. Die Bauern
waren über den alten Bekannten durchaus nicht ver-
drießlich, vielmehr ſteigerte der Schwaden, Qualm
und Geruch ihre Luſt. Wie nun ſo die Geſtalten
grau durch den Nebel zogen, das Jauchzen aus
dem Schwaden hervorbrach und die Blitze von den
Schüſſen gelbröthlich in dem Qualme zuckten, be-
kam das Ganze etwas Schattenhaftes, und es
war, als ob Götze Krodo mit ſeinem Koboldsge-
folge emporgeſtiegen ſei und unter Knall und Ge-
praſſel von ſeiner alten Domaine Beſitz nehme.

Auf dieſe Weiſe wurde der jungen Frau ihr
Eigenthum gezeigt. Die Fahne kam, kaum noch
aus Fetzen beſtehend, in das Haus des Schwie-
gerſohnes und Alles hatte ſonach einen guten An-
ſchein. Es war über dem Zuge zwei Uhr Nach-
mittags geworden und die ganze Hochzeitgenoſſen-
ſchaft ſetzte ſich nun im Hauſe der neuen Gatten
abermals zu einem derben Schmauſe nieder, man
kann denken, mit welcher Eßluſt. Dießmal wurde
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[32/0044] weitläuftige Gelände dauerte, da er nur im lang- ſamen Schritt vorrückte, mehrere Stunden, und ſchon hatte ſich der Haarrauch herbeigemacht, der bald Alles in ſeine Nebel hüllte. Die Bauern waren über den alten Bekannten durchaus nicht ver- drießlich, vielmehr ſteigerte der Schwaden, Qualm und Geruch ihre Luſt. Wie nun ſo die Geſtalten grau durch den Nebel zogen, das Jauchzen aus dem Schwaden hervorbrach und die Blitze von den Schüſſen gelbröthlich in dem Qualme zuckten, be- kam das Ganze etwas Schattenhaftes, und es war, als ob Götze Krodo mit ſeinem Koboldsge- folge emporgeſtiegen ſei und unter Knall und Ge- praſſel von ſeiner alten Domaine Beſitz nehme. Auf dieſe Weiſe wurde der jungen Frau ihr Eigenthum gezeigt. Die Fahne kam, kaum noch aus Fetzen beſtehend, in das Haus des Schwie- gerſohnes und Alles hatte ſonach einen guten An- ſchein. Es war über dem Zuge zwei Uhr Nach- mittags geworden und die ganze Hochzeitgenoſſen- ſchaft ſetzte ſich nun im Hauſe der neuen Gatten abermals zu einem derben Schmauſe nieder, man kann denken, mit welcher Eßluſt. Dießmal wurde das Eſſen durch keine vornehmen und ſonſtigen fremd-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/44>, abgerufen am 23.04.2024.