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Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.

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Eliza Ichenhaeuser.
Menschenrechte die Hälfte der Menschheit vergessen
habe, Worte verlieh. Er widerlegte alle Behauptungen
über die Inferiorität der Frauen auf's Glänzendste, er
deckte rücksichtslos den vollständigen Mangel jeder
wissenschaftlichen Basis derselben auf und preist die
Frauen als das Licht, das die ganze Welt erleuchtet, als
das einzig Schöne auf Erden. Durch ihre vortrefflichen
Eigenschaften, durch ihre Einfachheit, ihre Güte, ihr
Gottvertrauen, ihre Gerechtigkeitsliebe könnten sie dem
Staate neues Leben einflössen. Es müsse ihnen daher
ihre Freiheit wiedergegeben werden. So lange sie nur
Privilegien und keine Rechte besitzen, so lange sie nur
als Parasitinnen auf Kosten der Männer leben werden,
werden sie ihre wahre Mission als Gefährtinnen des
Mannes, als Mutter ihrer Kinder, als Bürgerinnen statt
als Mündel des Staats nie erfüllen können. Der philo-
sophische Denker verlangt daher volle Freiheit für die
Frau auf allen Gebieten, er verlangt aber hauptsächlich
ihre Theilnahme am politischen Leben, er hält sie für
hervorragend befähigt dazu, weil sie sich nicht so wie die
Männer vom Parteigeist leiten lassen und besser als diese das
Richtige zu treffen wissen würden; sie lieben die Freiheit, sind,
wie sie es in England und Frankreich bewiesen haben, von
patriotischem Geiste erfüllt und würden die Politik reinigen.

Zu gleicher Zeit erregte in England eine glühende
"Vertheidigung der Frauenrechte"*)kolossales Aufsehen.

*) London 1792 "Vindication of the Rights of Women", mit einer
Einleitung von Mrs. Fawcett neu herausgegeben London 1890.

Eliza Ichenhaeuser.
Menschenrechte die Hälfte der Menschheit vergessen
habe, Worte verlieh. Er widerlegte alle Behauptungen
über die Inferiorität der Frauen auf's Glänzendste, er
deckte rücksichtslos den vollständigen Mangel jeder
wissenschaftlichen Basis derselben auf und preist die
Frauen als das Licht, das die ganze Welt erleuchtet, als
das einzig Schöne auf Erden. Durch ihre vortrefflichen
Eigenschaften, durch ihre Einfachheit, ihre Güte, ihr
Gottvertrauen, ihre Gerechtigkeitsliebe könnten sie dem
Staate neues Leben einflössen. Es müsse ihnen daher
ihre Freiheit wiedergegeben werden. So lange sie nur
Privilegien und keine Rechte besitzen, so lange sie nur
als Parasitinnen auf Kosten der Männer leben werden,
werden sie ihre wahre Mission als Gefährtinnen des
Mannes, als Mutter ihrer Kinder, als Bürgerinnen statt
als Mündel des Staats nie erfüllen können. Der philo-
sophische Denker verlangt daher volle Freiheit für die
Frau auf allen Gebieten, er verlangt aber hauptsächlich
ihre Theilnahme am politischen Leben, er hält sie für
hervorragend befähigt dazu, weil sie sich nicht so wie die
Männer vom Parteigeist leiten lassen und besser als diese das
Richtige zu treffen wissen würden; sie lieben die Freiheit, sind,
wie sie es in England und Frankreich bewiesen haben, von
patriotischem Geiste erfüllt und würden die Politik reinigen.

Zu gleicher Zeit erregte in England eine glühende
»Vertheidigung der Frauenrechte«*)kolossales Aufsehen.

*) London 1792 »Vindication of the Rights of Women«, mit einer
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[32/0045] Eliza Ichenhaeuser. Menschenrechte die Hälfte der Menschheit vergessen habe, Worte verlieh. Er widerlegte alle Behauptungen über die Inferiorität der Frauen auf's Glänzendste, er deckte rücksichtslos den vollständigen Mangel jeder wissenschaftlichen Basis derselben auf und preist die Frauen als das Licht, das die ganze Welt erleuchtet, als das einzig Schöne auf Erden. Durch ihre vortrefflichen Eigenschaften, durch ihre Einfachheit, ihre Güte, ihr Gottvertrauen, ihre Gerechtigkeitsliebe könnten sie dem Staate neues Leben einflössen. Es müsse ihnen daher ihre Freiheit wiedergegeben werden. So lange sie nur Privilegien und keine Rechte besitzen, so lange sie nur als Parasitinnen auf Kosten der Männer leben werden, werden sie ihre wahre Mission als Gefährtinnen des Mannes, als Mutter ihrer Kinder, als Bürgerinnen statt als Mündel des Staats nie erfüllen können. Der philo- sophische Denker verlangt daher volle Freiheit für die Frau auf allen Gebieten, er verlangt aber hauptsächlich ihre Theilnahme am politischen Leben, er hält sie für hervorragend befähigt dazu, weil sie sich nicht so wie die Männer vom Parteigeist leiten lassen und besser als diese das Richtige zu treffen wissen würden; sie lieben die Freiheit, sind, wie sie es in England und Frankreich bewiesen haben, von patriotischem Geiste erfüllt und würden die Politik reinigen. Zu gleicher Zeit erregte in England eine glühende »Vertheidigung der Frauenrechte« *)kolossales Aufsehen.   *) London 1792 »Vindication of the Rights of Women«, mit einer Einleitung von Mrs. Fawcett neu herausgegeben London 1890.

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/45>, abgerufen am 25.04.2024.