Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161.

Bild:
<< vorherige Seite

des Freistaats Guatemala.
für die Omissionen in der Zählung von 1778 an, so wird in dem
Zuwachs, der besonders in den indischen Dörfern so groß ist,
überaus wahrscheinlich, daß gegenwärtig (1826) die Bevölkerung
von Centro-Amerika zwischen 1,800,000 und 2,000,000 sei. Die
Zahl der kupferfarbenen Eingebornen beträgt wenigstens 3/5 des
Ganzen, und Hrn. Poinsett's Angabe*), 1,291,000 für die Zahl
aller Menschenracen im Freistaate von Guatemala im Jahr 1823,
ist gewiß zu niedrig. Wenn man wegen der alten Länderverbin-
dung und wegen Aehnlichkeit der Abstammung der Eingeborenen der
beiden Föderativstaaten, Mexiko und Centro-Amerika, als eine Masse
betrachtet, so findet man jetzt in ihren fast 9 Millionen Menschen,
also bei dem ersten Aufkeimen der politischen Freiheit und Unab-
hängigkeit schon zwei Mal so viel als die vereinigten Staaten von
Nordamerika, vierzehn Jahre nach dem ersten Ausbruch ihres Revo-
lutionskrieges, zählten.

Mittel-Amerika oder Guatemala ist, wie Mexiko, ein
Gebirgsland zu nennen, doch erstrecken sich warme Ebenen vom
beträchtlichen Umfange in den Provinzen Vera-Paz, Honduras
und Poyais gegen den atlantischen Ozean. Nachdem die Andes-
Kette, zwischen der Mündung des Atrato, den Quellen des kleinen

II. Jnsular-Amerika     2,826,000
Haiti     820,000
Antillen der Briten     777,000
Cuba und Portorico     925,000
Antillen der Franzosen     219,000
Antillen holl. dän.     85,000
III. Kontinental-Amerika südlich von Jsthmus     12,161,000
Colombia (ohne Ver. und Panama)     2,705,000
Peru     1,400,000
Chili     1,100,000
La Plata     2,300,000
Die drei Guianen     236,000
Brasilien     4,000,000
Unabhängige Eingeborne     420,000
34,942,000
(Voy. aux regions equin. T. III. p. 72.)
*) Notes en Mexico. Phil. 1824. p. 245. Jch glaube, die Bevölkerung
bestehe jetzt aus 3/5 Jndianern, 2/5 Mestizen und 1/8 Weißen.

des Freiſtaats Guatemala.
fuͤr die Omiſſionen in der Zaͤhlung von 1778 an, ſo wird in dem
Zuwachs, der beſonders in den indiſchen Doͤrfern ſo groß iſt,
uͤberaus wahrſcheinlich, daß gegenwaͤrtig (1826) die Bevoͤlkerung
von Centro-Amerika zwiſchen 1,800,000 und 2,000,000 ſei. Die
Zahl der kupferfarbenen Eingebornen betraͤgt wenigſtens ⅗ des
Ganzen, und Hrn. Poinſett's Angabe*), 1,291,000 fuͤr die Zahl
aller Menſchenraçen im Freiſtaate von Guatemala im Jahr 1823,
iſt gewiß zu niedrig. Wenn man wegen der alten Laͤnderverbin-
dung und wegen Aehnlichkeit der Abſtammung der Eingeborenen der
beiden Foͤderativſtaaten, Mexiko und Centro-Amerika, als eine Maſſe
betrachtet, ſo findet man jetzt in ihren faſt 9 Millionen Menſchen,
alſo bei dem erſten Aufkeimen der politiſchen Freiheit und Unab-
haͤngigkeit ſchon zwei Mal ſo viel als die vereinigten Staaten von
Nordamerika, vierzehn Jahre nach dem erſten Ausbruch ihres Revo-
lutionskrieges, zaͤhlten.

Mittel-Amerika oder Guatemala iſt, wie Mexiko, ein
Gebirgsland zu nennen, doch erſtrecken ſich warme Ebenen vom
betraͤchtlichen Umfange in den Provinzen Vera-Paz, Honduras
und Poyais gegen den atlantiſchen Ozean. Nachdem die Andes-
Kette, zwiſchen der Muͤndung des Atrato, den Quellen des kleinen

II. Jnſular-Amerika     2,826,000
Haiti     820,000
Antillen der Briten     777,000
Cuba und Portorico     925,000
Antillen der Franzoſen     219,000
Antillen holl. daͤn.     85,000
III. Kontinental-Amerika ſuͤdlich von Jſthmus     12,161,000
Colombia (ohne Ver. und Panama)     2,705,000
Peru     1,400,000
Chili     1,100,000
La Plata     2,300,000
Die drei Guianen     236,000
Braſilien     4,000,000
Unabhaͤngige Eingeborne     420,000
34,942,000
(Voy. aux regions équin. T. III. p. 72.)
*) Notes en Mexico. Phil. 1824. p. 245. Jch glaube, die Bevoͤlkerung
beſtehe jetzt aus ⅗ Jndianern, ⅖ Meſtizen und ⅛ Weißen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0009" n="137"/><fw place="top" type="header">des Frei&#x017F;taats Guatemala.</fw><lb/>
fu&#x0364;r die Omi&#x017F;&#x017F;ionen in der Za&#x0364;hlung von 1778 an, &#x017F;o wird in dem<lb/>
Zuwachs, der be&#x017F;onders in den indi&#x017F;chen Do&#x0364;rfern &#x017F;o groß i&#x017F;t,<lb/>
u&#x0364;beraus wahr&#x017F;cheinlich, daß gegenwa&#x0364;rtig (1826) die Bevo&#x0364;lkerung<lb/>
von Centro-Amerika zwi&#x017F;chen 1,800,000 und 2,000,000 &#x017F;ei. Die<lb/>
Zahl der kupferfarbenen Eingebornen betra&#x0364;gt wenig&#x017F;tens &#x2157; des<lb/>
Ganzen, und Hrn. Poin&#x017F;ett's Angabe<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Notes en Mexico. Phil. 1824. p. 245.</hi> Jch glaube, die Bevo&#x0364;lkerung<lb/>
be&#x017F;tehe jetzt aus &#x2157; Jndianern, &#x2156; Me&#x017F;tizen und &#x215B; Weißen.</note>, 1,291,000 fu&#x0364;r die Zahl<lb/>
aller Men&#x017F;chenraçen im Frei&#x017F;taate von Guatemala im Jahr 1823,<lb/>
i&#x017F;t gewiß zu niedrig. Wenn man wegen der alten La&#x0364;nderverbin-<lb/>
dung und wegen Aehnlichkeit der Ab&#x017F;tammung der Eingeborenen der<lb/>
beiden Fo&#x0364;derativ&#x017F;taaten, Mexiko und Centro-Amerika, als eine Ma&#x017F;&#x017F;e<lb/>
betrachtet, &#x017F;o findet man jetzt in ihren fa&#x017F;t 9 Millionen Men&#x017F;chen,<lb/>
al&#x017F;o bei dem er&#x017F;ten Aufkeimen der politi&#x017F;chen Freiheit und Unab-<lb/>
ha&#x0364;ngigkeit &#x017F;chon zwei Mal &#x017F;o viel als die vereinigten Staaten von<lb/>
Nordamerika, vierzehn Jahre nach dem er&#x017F;ten Ausbruch ihres Revo-<lb/>
lutionskrieges, za&#x0364;hlten.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Mittel-Amerika</hi> oder Guatemala i&#x017F;t, wie Mexiko, ein<lb/>
Gebirgsland zu nennen, doch er&#x017F;trecken &#x017F;ich warme Ebenen vom<lb/>
betra&#x0364;chtlichen Umfange in den Provinzen Vera-Paz, Honduras<lb/>
und Poyais gegen den atlanti&#x017F;chen Ozean. Nachdem die Andes-<lb/>
Kette, zwi&#x017F;chen der Mu&#x0364;ndung des Atrato, den Quellen des kleinen<lb/><note xml:id="fn1.1" prev="#fn1" place="foot" n="**)"><list><item><hi rendition="#aq">II</hi>. Jn&#x017F;ular-Amerika <space dim="horizontal"/> 2,826,000</item><lb/><item>Haiti <space dim="horizontal"/> 820,000</item><lb/><item>Antillen der Briten <space dim="horizontal"/> 777,000</item><lb/><item>Cuba und Portorico <space dim="horizontal"/> 925,000</item><lb/><item>Antillen der Franzo&#x017F;en <space dim="horizontal"/> 219,000</item><lb/><item>Antillen holl. da&#x0364;n. <space dim="horizontal"/> 85,000</item><lb/><item><hi rendition="#aq">III</hi>. Kontinental-Amerika &#x017F;u&#x0364;dlich von J&#x017F;thmus <space dim="horizontal"/> 12,161,000</item><lb/><item>Colombia (ohne Ver. und Panama) <space dim="horizontal"/> 2,705,000</item><lb/><item>Peru <space dim="horizontal"/> 1,400,000</item><lb/><item>Chili <space dim="horizontal"/> 1,100,000</item><lb/><item>La Plata <space dim="horizontal"/> 2,300,000</item><lb/><item>Die drei Guianen <space dim="horizontal"/> 236,000</item><lb/><item>Bra&#x017F;ilien <space dim="horizontal"/> 4,000,000</item><lb/><item>Unabha&#x0364;ngige Eingeborne <space dim="horizontal"/> 420,000</item><lb/><item><hi rendition="#et">34,942,000</hi></item></list><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">(Voy. aux regions équin. T. III. p. 72.)</hi></hi></note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0009] des Freiſtaats Guatemala. fuͤr die Omiſſionen in der Zaͤhlung von 1778 an, ſo wird in dem Zuwachs, der beſonders in den indiſchen Doͤrfern ſo groß iſt, uͤberaus wahrſcheinlich, daß gegenwaͤrtig (1826) die Bevoͤlkerung von Centro-Amerika zwiſchen 1,800,000 und 2,000,000 ſei. Die Zahl der kupferfarbenen Eingebornen betraͤgt wenigſtens ⅗ des Ganzen, und Hrn. Poinſett's Angabe *), 1,291,000 fuͤr die Zahl aller Menſchenraçen im Freiſtaate von Guatemala im Jahr 1823, iſt gewiß zu niedrig. Wenn man wegen der alten Laͤnderverbin- dung und wegen Aehnlichkeit der Abſtammung der Eingeborenen der beiden Foͤderativſtaaten, Mexiko und Centro-Amerika, als eine Maſſe betrachtet, ſo findet man jetzt in ihren faſt 9 Millionen Menſchen, alſo bei dem erſten Aufkeimen der politiſchen Freiheit und Unab- haͤngigkeit ſchon zwei Mal ſo viel als die vereinigten Staaten von Nordamerika, vierzehn Jahre nach dem erſten Ausbruch ihres Revo- lutionskrieges, zaͤhlten. Mittel-Amerika oder Guatemala iſt, wie Mexiko, ein Gebirgsland zu nennen, doch erſtrecken ſich warme Ebenen vom betraͤchtlichen Umfange in den Provinzen Vera-Paz, Honduras und Poyais gegen den atlantiſchen Ozean. Nachdem die Andes- Kette, zwiſchen der Muͤndung des Atrato, den Quellen des kleinen **) *) Notes en Mexico. Phil. 1824. p. 245. Jch glaube, die Bevoͤlkerung beſtehe jetzt aus ⅗ Jndianern, ⅖ Meſtizen und ⅛ Weißen. **) II. Jnſular-Amerika 2,826,000 Haiti 820,000 Antillen der Briten 777,000 Cuba und Portorico 925,000 Antillen der Franzoſen 219,000 Antillen holl. daͤn. 85,000 III. Kontinental-Amerika ſuͤdlich von Jſthmus 12,161,000 Colombia (ohne Ver. und Panama) 2,705,000 Peru 1,400,000 Chili 1,100,000 La Plata 2,300,000 Die drei Guianen 236,000 Braſilien 4,000,000 Unabhaͤngige Eingeborne 420,000 34,942,000 (Voy. aux regions équin. T. III. p. 72.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zustand_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zustand_1826/9
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161, hier S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zustand_1826/9>, abgerufen am 25.04.2024.