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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander v. Humboldt. In: Humboldt, Wilhelm von: Sonette. Berlin, 1853, S. [III]-XVI.

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Vorwort
von Alexander
v. Humboldt.


Die Sonette meines Bruders, von ihm selbst
nicht zur Veröffentlichung bestimmt, ja den nächsten
Angehörigen bis zu seinem Tode (am 8 April 1835)
unbekannt geblieben, sind, wie ich schon an einem an-
deren Orte gesagt, als ein Tagebuch zu betrachten,
in dem ein edles, still bewegtes Seelenleben sich ab-
spiegelt. Aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, ge-
währt ihre Sammlung ein eigenthümliches Jnteresse.
Wenn sie einen Reichthum von Jdeen offenbart über
den erhabenen Einklang in den Kräften der Natur,
wie über das ungleiche Wechselspiel in den Schick-
salen der Menschheit; so bezeugt sie auch zugleich
Ruhe und milde Stimmung des Gemüths am Ende
einer Laufbahn in vielbewegter Zeit. Bei einem
Staatsmanne, der nach langer und angestrengter

Vorwort
von Alexander
v. Humboldt.


Die Sonette meines Bruders, von ihm ſelbſt
nicht zur Veröffentlichung beſtimmt, ja den nächſten
Angehörigen bis zu ſeinem Tode (am 8 April 1835)
unbekannt geblieben, ſind, wie ich ſchon an einem an-
deren Orte geſagt, als ein Tagebuch zu betrachten,
in dem ein edles, ſtill bewegtes Seelenleben ſich ab-
ſpiegelt. Aus dieſem Geſichtspunkte betrachtet, ge-
währt ihre Sammlung ein eigenthümliches Jntereſſe.
Wenn ſie einen Reichthum von Jdeen offenbart über
den erhabenen Einklang in den Kräften der Natur,
wie über das ungleiche Wechſelſpiel in den Schick-
ſalen der Menſchheit; ſo bezeugt ſie auch zugleich
Ruhe und milde Stimmung des Gemüths am Ende
einer Laufbahn in vielbewegter Zeit. Bei einem
Staatsmanne, der nach langer und angeſtrengter

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[[III]/0004] Vorwort von Alexander v. Humboldt. Die Sonette meines Bruders, von ihm ſelbſt nicht zur Veröffentlichung beſtimmt, ja den nächſten Angehörigen bis zu ſeinem Tode (am 8 April 1835) unbekannt geblieben, ſind, wie ich ſchon an einem an- deren Orte geſagt, als ein Tagebuch zu betrachten, in dem ein edles, ſtill bewegtes Seelenleben ſich ab- ſpiegelt. Aus dieſem Geſichtspunkte betrachtet, ge- währt ihre Sammlung ein eigenthümliches Jntereſſe. Wenn ſie einen Reichthum von Jdeen offenbart über den erhabenen Einklang in den Kräften der Natur, wie über das ungleiche Wechſelſpiel in den Schick- ſalen der Menſchheit; ſo bezeugt ſie auch zugleich Ruhe und milde Stimmung des Gemüths am Ende einer Laufbahn in vielbewegter Zeit. Bei einem Staatsmanne, der nach langer und angeſtrengter

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander v. Humboldt. In: Humboldt, Wilhelm von: Sonette. Berlin, 1853, S. [III]-XVI, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1853/4>, abgerufen am 29.03.2024.