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Humboldt, Alexander von: Von der in verschiedenen Theilen der heissen Zone am Spiegel des Meeres Statt findenden Temperatur. In: Annalen der Physik und Chemie 8. (1826) St. 2, S. 165-175.

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Luft. Es ist zu bedauern, daß die Reisenden, selbst
die thätigsten, so wenig im Stande sind, durch Erwei-
terung unserer Kenntnisse über die mittleren Tempe-
raturen, die Fortschritte der Meteorologie zu beschleu-
nigen. Sie verweilen nicht lange genug in den Län-
dern, deren Clima man zu kennen wünscht; sie kön-
nen für das jährliche Mittel nur Beobachtungen sam-
meln, die von Anderen gemacht sind und meistens an
Stunden und mittelst Instrumente, die weit entfernt
sind, genaue Resultate zu geben. Wegen der Unver-
änderlichkeit der meteorologischen Erscheinungen in
der dem Aequator zunächst liegenden Zone ist ohne
Zweifel daselbst ein kurzer Zeitraum hinlänglich, um
die mittlere Temperatur in verschiedenen Höhen über
der Meeresfläche zu erhalten. Ich habe mich überall
mit diesen Untersuchungen beschäftigt; aber das ein-
zige recht genaue Resultat, welches ich habe erhalten
können und aus zwei Mal am Tage gemachten Beob-
achtungen abgeleitet worden, ist das über Cumana *).
Die wahren numerischen Elemente der Climatologie
können nur von unterrichteten Personen bestimmt
werden, die auf eine große Anzahl von Jahren an
verschiedenen Orten der Erde ansässig sind. In die-
ser Hinsicht wird die geistige Wiedergeburt, welche
sich in dem freien mittleren Amerika, von dem Kü-
stenlande bis zu einer Höhe von zwei tausend Toisen
auf dem Rücken und am Abhange der Cordilleren,
von dem Parallelkreise der Insel Chiloe bis zu dem von

*) Hinsichtlich des Grades von Vertrauen, den diese mittleren
Temperaturen verdienen, vergleiche man Relat. histor. Tom. I.
p. 411, 547, 631-637, 584; Tom. II. p. 73, 418, 463; Tom.
III. p. 314-320, 371-382.


Luft. Es iſt zu bedauern, daß die Reiſenden, ſelbſt
die thätigſten, ſo wenig im Stande ſind, durch Erwei-
terung unſerer Kenntniſſe über die mittleren Tempe-
raturen, die Fortſchritte der Meteorologie zu beſchleu-
nigen. Sie verweilen nicht lange genug in den Län-
dern, deren Clima man zu kennen wünſcht; ſie kön-
nen für das jährliche Mittel nur Beobachtungen ſam-
meln, die von Anderen gemacht ſind und meiſtens an
Stunden und mittelſt Inſtrumente, die weit entfernt
ſind, genaue Reſultate zu geben. Wegen der Unver-
änderlichkeit der meteorologiſchen Erſcheinungen in
der dem Aequator zunächſt liegenden Zone iſt ohne
Zweifel daſelbſt ein kurzer Zeitraum hinlänglich, um
die mittlere Temperatur in verſchiedenen Höhen über
der Meeresfläche zu erhalten. Ich habe mich überall
mit dieſen Unterſuchungen beſchäftigt; aber das ein-
zige recht genaue Reſultat, welches ich habe erhalten
können und aus zwei Mal am Tage gemachten Beob-
achtungen abgeleitet worden, iſt das über Cumana *).
Die wahren numeriſchen Elemente der Climatologie
können nur von unterrichteten Perſonen beſtimmt
werden, die auf eine große Anzahl von Jahren an
verſchiedenen Orten der Erde anſäſſig ſind. In die-
ſer Hinſicht wird die geiſtige Wiedergeburt, welche
ſich in dem freien mittleren Amerika, von dem Kü-
ſtenlande bis zu einer Höhe von zwei tauſend Toiſen
auf dem Rücken und am Abhange der Cordilleren,
von dem Parallelkreiſe der Inſel Chiloe bis zu dem von

*) Hinſichtlich des Grades von Vertrauen, den dieſe mittleren
Temperaturen verdienen, vergleiche man Relat. histor. Tom. I.
p. 411, 547, 631‒637, 584; Tom. II. p. 73, 418, 463; Tom.
III. p. 314‒320, 371‒382.
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[170/0006] Luft. Es iſt zu bedauern, daß die Reiſenden, ſelbſt die thätigſten, ſo wenig im Stande ſind, durch Erwei- terung unſerer Kenntniſſe über die mittleren Tempe- raturen, die Fortſchritte der Meteorologie zu beſchleu- nigen. Sie verweilen nicht lange genug in den Län- dern, deren Clima man zu kennen wünſcht; ſie kön- nen für das jährliche Mittel nur Beobachtungen ſam- meln, die von Anderen gemacht ſind und meiſtens an Stunden und mittelſt Inſtrumente, die weit entfernt ſind, genaue Reſultate zu geben. Wegen der Unver- änderlichkeit der meteorologiſchen Erſcheinungen in der dem Aequator zunächſt liegenden Zone iſt ohne Zweifel daſelbſt ein kurzer Zeitraum hinlänglich, um die mittlere Temperatur in verſchiedenen Höhen über der Meeresfläche zu erhalten. Ich habe mich überall mit dieſen Unterſuchungen beſchäftigt; aber das ein- zige recht genaue Reſultat, welches ich habe erhalten können und aus zwei Mal am Tage gemachten Beob- achtungen abgeleitet worden, iſt das über Cumana *). Die wahren numeriſchen Elemente der Climatologie können nur von unterrichteten Perſonen beſtimmt werden, die auf eine große Anzahl von Jahren an verſchiedenen Orten der Erde anſäſſig ſind. In die- ſer Hinſicht wird die geiſtige Wiedergeburt, welche ſich in dem freien mittleren Amerika, von dem Kü- ſtenlande bis zu einer Höhe von zwei tauſend Toiſen auf dem Rücken und am Abhange der Cordilleren, von dem Parallelkreiſe der Inſel Chiloe bis zu dem von *) Hinſichtlich des Grades von Vertrauen, den dieſe mittleren Temperaturen verdienen, vergleiche man Relat. histor. Tom. I. p. 411, 547, 631‒637, 584; Tom. II. p. 73, 418, 463; Tom. III. p. 314‒320, 371‒382.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Von der in verschiedenen Theilen der heissen Zone am Spiegel des Meeres Statt findenden Temperatur. In: Annalen der Physik und Chemie 8. (1826) St. 2, S. 165-175, hier S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_theilen_1826/6>, abgerufen am 28.03.2024.