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Humboldt, Alexander von: Von der in verschiedenen Theilen der heissen Zone am Spiegel des Meeres Statt findenden Temperatur. In: Annalen der Physik und Chemie 8. (1826) St. 2, S. 165-175.

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wird. Zu Cumana steht die Sonne 109 Tage, oder
genauer 1275 Stunden lang (vom 28. Oct. bis zum 14.
Febr. des folgenden Jahres) niedriger als der Aequator;
aber in diesem Zeitraume geht das Maximum ihres
Zenithabstandes nicht über 33°55'. Die Verlangsa-
mung des Ganges der Sonne bei ihrer Annäherung
zu den Tropen erhöht die Wärme der Orte, die ent-
fernter vom Aequator liegen, vor allem der an der
Gränze der gemäßigten und heißen Zone. Nahe an
den Wendekreisen, z. B. Zu Havannah (23°9' Br.), ge-
braucht die Sonne 24 Tage, um einen Grad auf jeder
Seite des Zeniths zu durchlaufen; unter dem Aequa-
tor gebraucht sie dazu nur fünf Tage. Zu Paris (48°
50' Br.), wo die Sonne im Winter-Solstitium bis
zu 17°42' hinabsinkt, ist die Höhe derselben im Som-
mer-Solstitium 64°38'. Das wärmende Gestirn steht
folglich zu Paris, vom 1. Mai bis zum 22. August,
während eines Zeitraums von 103 Tagen oder 1422
Stunden, eben so hoch, wie zu Cumana in einer an-
dern Jahreszeit. Vergleicht man Paris mit Havannah,
so findet man, daß am erstern Orte, vom 26. März bis
zum 17. September, 175 Tage oder 2407 Stunden lang,
die Sonne eben so hoch steht, wie zu einer andern
Jahreszeit unter dem Wendekreise des Krebses. Nun
hat, in diesem Zeitraume von 175 Tagen, der wärm-
ste Monat (Juli), zufolge der Register im K. Observa-
torio zu Paris von 1806 bis 1820, eine mittlere Tem-
peratur von 18°,6, während zu Cumana und zu Ha-
vannah, wenn die Sonne sich am ersten Orte bis zu
56°5' und am zweiten bis zu 43°23' gesenkt hat, der
kälteste Monat, ungeachtet der längeren Nächte,
zu Cumana noch 26°,2 und zu Havannah noch 21°,2


wird. Zu Cumana ſteht die Sonne 109 Tage, oder
genauer 1275 Stunden lang (vom 28. Oct. bis zum 14.
Febr. des folgenden Jahres) niedriger als der Aequator;
aber in dieſem Zeitraume geht das Maximum ihres
Zenithabſtandes nicht über 33°55′. Die Verlangſa-
mung des Ganges der Sonne bei ihrer Annäherung
zu den Tropen erhöht die Wärme der Orte, die ent-
fernter vom Aequator liegen, vor allem der an der
Gränze der gemäßigten und heißen Zone. Nahe an
den Wendekreiſen, z. B. Zu Havannah (23°9′ Br.), ge-
braucht die Sonne 24 Tage, um einen Grad auf jeder
Seite des Zeniths zu durchlaufen; unter dem Aequa-
tor gebraucht ſie dazu nur fünf Tage. Zu Paris (48°
50′ Br.), wo die Sonne im Winter-Solſtitium bis
zu 17°42′ hinabſinkt, iſt die Höhe derſelben im Som-
mer-Solſtitium 64°38′. Das wärmende Geſtirn ſteht
folglich zu Paris, vom 1. Mai bis zum 22. Auguſt,
während eines Zeitraums von 103 Tagen oder 1422
Stunden, eben ſo hoch, wie zu Cumana in einer an-
dern Jahreszeit. Vergleicht man Paris mit Havannah,
ſo findet man, daß am erſtern Orte, vom 26. März bis
zum 17. September, 175 Tage oder 2407 Stunden lang,
die Sonne eben ſo hoch ſteht, wie zu einer andern
Jahreszeit unter dem Wendekreiſe des Krebſes. Nun
hat, in dieſem Zeitraume von 175 Tagen, der wärm-
ſte Monat (Juli), zufolge der Regiſter im K. Obſerva-
torio zu Paris von 1806 bis 1820, eine mittlere Tem-
peratur von 18°,6, während zu Cumana und zu Ha-
vannah, wenn die Sonne ſich am erſten Orte bis zu
56°5′ und am zweiten bis zu 43°23′ geſenkt hat, der
kälteſte Monat, ungeachtet der längeren Nächte,
zu Cumana noch 26°,2 und zu Havannah noch 21°,2

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[174/0010] wird. Zu Cumana ſteht die Sonne 109 Tage, oder genauer 1275 Stunden lang (vom 28. Oct. bis zum 14. Febr. des folgenden Jahres) niedriger als der Aequator; aber in dieſem Zeitraume geht das Maximum ihres Zenithabſtandes nicht über 33°55′. Die Verlangſa- mung des Ganges der Sonne bei ihrer Annäherung zu den Tropen erhöht die Wärme der Orte, die ent- fernter vom Aequator liegen, vor allem der an der Gränze der gemäßigten und heißen Zone. Nahe an den Wendekreiſen, z. B. Zu Havannah (23°9′ Br.), ge- braucht die Sonne 24 Tage, um einen Grad auf jeder Seite des Zeniths zu durchlaufen; unter dem Aequa- tor gebraucht ſie dazu nur fünf Tage. Zu Paris (48° 50′ Br.), wo die Sonne im Winter-Solſtitium bis zu 17°42′ hinabſinkt, iſt die Höhe derſelben im Som- mer-Solſtitium 64°38′. Das wärmende Geſtirn ſteht folglich zu Paris, vom 1. Mai bis zum 22. Auguſt, während eines Zeitraums von 103 Tagen oder 1422 Stunden, eben ſo hoch, wie zu Cumana in einer an- dern Jahreszeit. Vergleicht man Paris mit Havannah, ſo findet man, daß am erſtern Orte, vom 26. März bis zum 17. September, 175 Tage oder 2407 Stunden lang, die Sonne eben ſo hoch ſteht, wie zu einer andern Jahreszeit unter dem Wendekreiſe des Krebſes. Nun hat, in dieſem Zeitraume von 175 Tagen, der wärm- ſte Monat (Juli), zufolge der Regiſter im K. Obſerva- torio zu Paris von 1806 bis 1820, eine mittlere Tem- peratur von 18°,6, während zu Cumana und zu Ha- vannah, wenn die Sonne ſich am erſten Orte bis zu 56°5′ und am zweiten bis zu 43°23′ geſenkt hat, der kälteſte Monat, ungeachtet der längeren Nächte, zu Cumana noch 26°,2 und zu Havannah noch 21°,2

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Von der in verschiedenen Theilen der heissen Zone am Spiegel des Meeres Statt findenden Temperatur. In: Annalen der Physik und Chemie 8. (1826) St. 2, S. 165-175, hier S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_theilen_1826/10>, abgerufen am 19.04.2024.