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Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420.

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Abhandlungen.
am Eingang in das große Thal des Orinoco, jener
merkwürdige und in Europa seltene Stein, den W.
unter dem Nahmen Porphyrschiefer kennen lehrte.
Der Hornschiefer von Charpentier, eine den Basalt
begleitende Gebirgsart, bildet Gruppen von unregel-
mäßigen Säulen, und beweißt durch die Farren-
kräutereindrücke, die er im Mittelgebirge (wie Hr.
Reuß entdeckt hat) enthält, seinen nicht vulkani-
schen Ursprung. Der Porphyrschiefer von Parapara
ist eine grüne Masse von Klingstein, der sehr hart
ist, scharfeckige und an den Kanten durchscheinen-
de Bruchstücke hat, Feuer giebt und glasigen Feld-
spath enthält. Ich war gar nicht darauf gefaßt,
diesen Stein im südlichen Amerika wieder zu fin-
den; er bildet indessen hier keine solche Gruppen
von grotesken Gestalten, wie in Böhmen und auf
dem Mont Eugoneide im Venetianischen, wo ich
ihn auch gesehen habe.

III. Flözgebirge.

Diese secondäre Formationen, welche spätern
Ursprungs als die organischen Geschöpfe der Erde
sind, folgen in der Ordnung ihres relativen Alters
auf einander, eben so, wie in den Ebenen von Eu-
ropa; und wie der vortreffliche Geologe Hr. von
Buch
, in seiner mineralogischen Beschreibung der
Grafschaft Glaz in Schlesien, einem kleinen Werke
voll großer Ansichten und interessanter Beobach-
tungen, aufgezählt hat.

Ich fand hier zwey Formationen des dichten
Kalksteins
; die eine macht den Uebergang in den
kleinkörnigen und unmerklich blättrigen Kalkstein

und

Abhandlungen.
am Eingang in das große Thal des Orinoco, jener
merkwürdige und in Europa ſeltene Stein, den W.
unter dem Nahmen Porphyrſchiefer kennen lehrte.
Der Hornſchiefer von Charpentier, eine den Baſalt
begleitende Gebirgsart, bildet Gruppen von unregel-
mäßigen Säulen, und beweißt durch die Farren-
kräutereindrücke, die er im Mittelgebirge (wie Hr.
Reuß entdeckt hat) enthält, ſeinen nicht vulkani-
ſchen Urſprung. Der Porphyrſchiefer von Parapara
iſt eine grüne Maſſe von Klingſtein, der ſehr hart
iſt, ſcharfeckige und an den Kanten durchſcheinen-
de Bruchſtücke hat, Feuer giebt und glaſigen Feld-
ſpath enthält. Ich war gar nicht darauf gefaßt,
dieſen Stein im ſüdlichen Amerika wieder zu fin-
den; er bildet indeſſen hier keine ſolche Gruppen
von grotesken Geſtalten, wie in Böhmen und auf
dem Mont Eugoneide im Venetianiſchen, wo ich
ihn auch geſehen habe.

III. Flözgebirge.

Dieſe ſecondäre Formationen, welche ſpätern
Urſprungs als die organiſchen Geſchöpfe der Erde
ſind, folgen in der Ordnung ihres relativen Alters
auf einander, eben ſo, wie in den Ebenen von Eu-
ropa; und wie der vortreffliche Geologe Hr. von
Buch
, in ſeiner mineralogiſchen Beſchreibung der
Grafſchaft Glaz in Schleſien, einem kleinen Werke
voll großer Anſichten und intereſſanter Beobach-
tungen, aufgezählt hat.

Ich fand hier zwey Formationen des dichten
Kalkſteins
; die eine macht den Uebergang in den
kleinkörnigen und unmerklich blättrigen Kalkſtein

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[415/0027] Abhandlungen. am Eingang in das große Thal des Orinoco, jener merkwürdige und in Europa ſeltene Stein, den W. unter dem Nahmen Porphyrſchiefer kennen lehrte. Der Hornſchiefer von Charpentier, eine den Baſalt begleitende Gebirgsart, bildet Gruppen von unregel- mäßigen Säulen, und beweißt durch die Farren- kräutereindrücke, die er im Mittelgebirge (wie Hr. Reuß entdeckt hat) enthält, ſeinen nicht vulkani- ſchen Urſprung. Der Porphyrſchiefer von Parapara iſt eine grüne Maſſe von Klingſtein, der ſehr hart iſt, ſcharfeckige und an den Kanten durchſcheinen- de Bruchſtücke hat, Feuer giebt und glaſigen Feld- ſpath enthält. Ich war gar nicht darauf gefaßt, dieſen Stein im ſüdlichen Amerika wieder zu fin- den; er bildet indeſſen hier keine ſolche Gruppen von grotesken Geſtalten, wie in Böhmen und auf dem Mont Eugoneide im Venetianiſchen, wo ich ihn auch geſehen habe. III. Flözgebirge. Dieſe ſecondäre Formationen, welche ſpätern Urſprungs als die organiſchen Geſchöpfe der Erde ſind, folgen in der Ordnung ihres relativen Alters auf einander, eben ſo, wie in den Ebenen von Eu- ropa; und wie der vortreffliche Geologe Hr. von Buch, in ſeiner mineralogiſchen Beſchreibung der Grafſchaft Glaz in Schleſien, einem kleinen Werke voll großer Anſichten und intereſſanter Beobach- tungen, aufgezählt hat. Ich fand hier zwey Formationen des dichten Kalkſteins; die eine macht den Uebergang in den kleinkörnigen und unmerklich blättrigen Kalkſtein und

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420, hier S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze02_1802/27>, abgerufen am 29.03.2024.