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Humboldt, Alexander von: Ueber einige wichtige Punkte der Geographie Guyanas. In: Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde, 5 (1837/1838), S. 35-62.

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Über die Geographie von Guyana.
nometrisch mit Santa Fe de Bogota*) verbunden worden ist,
den Hafen des stillen Meeres, Guayaquil, an die Hauptstadt des
Britischen Guyana's an den Küsten des Atlantischen Oceans ge-
knüpft haben würde. Der Längen-Unterschied dieser beiden Punkte
ist 21° 46'; denn die Hauptstadt des Britischen Guyana's (Georges
Town, an dem rechten Ufer der Mündung des Demerari) liegt,
nach Kapt. Owen, in Long. 60° 31' 54", und ich habe, gestützt
auf meine Beobachtungen im Callao de Lima und auf die neüe
Bestimmung der Lage von Quito, für Guayaquil**) 82° 18' 10"
gefunden.

Bei einem Kontinent, von dem durch Umschiffung und durch
Expeditionen zur See allein die Kontoure festgestellt worden sind,
ist es von großer Wichtigkeit, die Positionen im Jnnern (Fluß-Sy-
steme oder Gebirge) zugleich auf zwei entgegengesetzte Küsten zu
stützen. Die geographische Gesellschaft in London fängt an, die
Früchte der Unterstützung zu ärndten, die sie den Reisenden ange-
deihen läßt. Sie hat in Herrn Schomburgk, dem wir bereits eine
interessante Arbeit über die Virginischen Jnseln verdanken, einen
eben so verständigen als eifrigen Mann gefunden. Die beiden Be-
richte dieses Reisenden sind um so interessanter, als darin zugleich
die Beobachtungen des Dr. Hancock über die Vegetation des Landes

*) Oltmanns, astronom. und hypsometr. Grundlagen der Erdbeschrei-
bung. 1831. T. I. pag. 290.
**) Die großen, in den Jahren 1825 bis 1836 von der Expedition der
Aventure und des Beagle (unter den Kapitainen King, Stokes und
Fitz-Roy) ausgeführten Arbeiten bestätigen diese Longitudo von
Guayaquil, die man neüerlich in Zweifel gezogen, bis auf etwa 4
Meilen (Milles). Das Tagebuch des Beagle (Journ. of the geogr.
Soc. a. a. O. pag
. 339.) giebt 0h 32' 48" westlich von Valparaiso,
folglich, da der Beagle Valparaiso in 74° 1' 39" gefunden, 82° 13' 40"
westlich von Paris; frühere Berechnungen von Oltmanns hatten
74° 2' 0" und von Lartigue 74° 3' 47" ergeben. Dieselbe Englische
Expedition giebt für Callao 5° 18' 15". Der Durchgang des Mer-
kurs durch die Sonnenscheibe (am 9. November 1802) gab mir die
aüßere Berührung, welche die sicherste ist, 5h 18' 18" und das Mittel
aus beiden Berührungen 5h 18' 16". Von dem Grade der Genauig-
keit, den die eben verglichenen Beobachtungen erreichen, hängt die
Configuration Süd-Amerika's ab nach seiner Breiten-Ausdehnung
zwischen dem Demerari und den Küsten von Quito. Diese allgemei-
nen Grundzüge der Configuration eines Kontinents müssen vor Allem
genau bestimmt werden.

Über die Geographie von Guyana.
nometriſch mit Santa Fe de Bogota*) verbunden worden iſt,
den Hafen des ſtillen Meeres, Guayaquil, an die Hauptſtadt des
Britiſchen Guyana's an den Kuͤſten des Atlantiſchen Oceans ge-
knuͤpft haben wuͤrde. Der Laͤngen-Unterſchied dieſer beiden Punkte
iſt 21° 46′; denn die Hauptſtadt des Britiſchen Guyana's (Georges
Town, an dem rechten Ufer der Muͤndung des Demerari) liegt,
nach Kapt. Owen, in Long. 60° 31′ 54″, und ich habe, geſtuͤtzt
auf meine Beobachtungen im Callao de Lima und auf die neuͤe
Beſtimmung der Lage von Quito, fuͤr Guayaquil**) 82° 18′ 10″
gefunden.

Bei einem Kontinent, von dem durch Umſchiffung und durch
Expeditionen zur See allein die Kontoure feſtgeſtellt worden ſind,
iſt es von großer Wichtigkeit, die Poſitionen im Jnnern (Fluß-Sy-
ſteme oder Gebirge) zugleich auf zwei entgegengeſetzte Kuͤſten zu
ſtuͤtzen. Die geographiſche Geſellſchaft in London faͤngt an, die
Fruͤchte der Unterſtuͤtzung zu aͤrndten, die ſie den Reiſenden ange-
deihen laͤßt. Sie hat in Herrn Schomburgk, dem wir bereits eine
intereſſante Arbeit uͤber die Virginiſchen Jnſeln verdanken, einen
eben ſo verſtaͤndigen als eifrigen Mann gefunden. Die beiden Be-
richte dieſes Reiſenden ſind um ſo intereſſanter, als darin zugleich
die Beobachtungen des Dr. Hancock uͤber die Vegetation des Landes

*) Oltmanns, aſtronom. und hypſometr. Grundlagen der Erdbeſchrei-
bung. 1831. T. I. pag. 290.
**) Die großen, in den Jahren 1825 bis 1836 von der Expedition der
Aventure und des Beagle (unter den Kapitainen King, Stokes und
Fitz-Roy) ausgefuͤhrten Arbeiten beſtaͤtigen dieſe Longitudo von
Guayaquil, die man neuͤerlich in Zweifel gezogen, bis auf etwa 4
Meilen (Milles). Das Tagebuch des Beagle (Journ. of the geogr.
Soc. a. a. O. pag
. 339.) giebt 0h 32′ 48″ weſtlich von Valparaiſo,
folglich, da der Beagle Valparaiſo in 74° 1′ 39″ gefunden, 82° 13′ 40″
weſtlich von Paris; fruͤhere Berechnungen von Oltmanns hatten
74° 2′ 0″ und von Lartigue 74° 3′ 47″ ergeben. Dieſelbe Engliſche
Expedition giebt fuͤr Callao 5° 18′ 15″. Der Durchgang des Mer-
kurs durch die Sonnenſcheibe (am 9. November 1802) gab mir die
auͤßere Beruͤhrung, welche die ſicherſte iſt, 5h 18′ 18″ und das Mittel
aus beiden Beruͤhrungen 5h 18′ 16″. Von dem Grade der Genauig-
keit, den die eben verglichenen Beobachtungen erreichen, haͤngt die
Configuration Suͤd-Amerika's ab nach ſeiner Breiten-Ausdehnung
zwiſchen dem Demerari und den Kuͤſten von Quito. Dieſe allgemei-
nen Grundzuͤge der Configuration eines Kontinents muͤſſen vor Allem
genau beſtimmt werden.
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[37/0003] Über die Geographie von Guyana. nometriſch mit Santa Fe de Bogota *) verbunden worden iſt, den Hafen des ſtillen Meeres, Guayaquil, an die Hauptſtadt des Britiſchen Guyana's an den Kuͤſten des Atlantiſchen Oceans ge- knuͤpft haben wuͤrde. Der Laͤngen-Unterſchied dieſer beiden Punkte iſt 21° 46′; denn die Hauptſtadt des Britiſchen Guyana's (Georges Town, an dem rechten Ufer der Muͤndung des Demerari) liegt, nach Kapt. Owen, in Long. 60° 31′ 54″, und ich habe, geſtuͤtzt auf meine Beobachtungen im Callao de Lima und auf die neuͤe Beſtimmung der Lage von Quito, fuͤr Guayaquil **) 82° 18′ 10″ gefunden. Bei einem Kontinent, von dem durch Umſchiffung und durch Expeditionen zur See allein die Kontoure feſtgeſtellt worden ſind, iſt es von großer Wichtigkeit, die Poſitionen im Jnnern (Fluß-Sy- ſteme oder Gebirge) zugleich auf zwei entgegengeſetzte Kuͤſten zu ſtuͤtzen. Die geographiſche Geſellſchaft in London faͤngt an, die Fruͤchte der Unterſtuͤtzung zu aͤrndten, die ſie den Reiſenden ange- deihen laͤßt. Sie hat in Herrn Schomburgk, dem wir bereits eine intereſſante Arbeit uͤber die Virginiſchen Jnſeln verdanken, einen eben ſo verſtaͤndigen als eifrigen Mann gefunden. Die beiden Be- richte dieſes Reiſenden ſind um ſo intereſſanter, als darin zugleich die Beobachtungen des Dr. Hancock uͤber die Vegetation des Landes *) Oltmanns, aſtronom. und hypſometr. Grundlagen der Erdbeſchrei- bung. 1831. T. I. pag. 290. **) Die großen, in den Jahren 1825 bis 1836 von der Expedition der Aventure und des Beagle (unter den Kapitainen King, Stokes und Fitz-Roy) ausgefuͤhrten Arbeiten beſtaͤtigen dieſe Longitudo von Guayaquil, die man neuͤerlich in Zweifel gezogen, bis auf etwa 4 Meilen (Milles). Das Tagebuch des Beagle (Journ. of the geogr. Soc. a. a. O. pag. 339.) giebt 0h 32′ 48″ weſtlich von Valparaiſo, folglich, da der Beagle Valparaiſo in 74° 1′ 39″ gefunden, 82° 13′ 40″ weſtlich von Paris; fruͤhere Berechnungen von Oltmanns hatten 74° 2′ 0″ und von Lartigue 74° 3′ 47″ ergeben. Dieſelbe Engliſche Expedition giebt fuͤr Callao 5° 18′ 15″. Der Durchgang des Mer- kurs durch die Sonnenſcheibe (am 9. November 1802) gab mir die auͤßere Beruͤhrung, welche die ſicherſte iſt, 5h 18′ 18″ und das Mittel aus beiden Beruͤhrungen 5h 18′ 16″. Von dem Grade der Genauig- keit, den die eben verglichenen Beobachtungen erreichen, haͤngt die Configuration Suͤd-Amerika's ab nach ſeiner Breiten-Ausdehnung zwiſchen dem Demerari und den Kuͤſten von Quito. Dieſe allgemei- nen Grundzuͤge der Configuration eines Kontinents muͤſſen vor Allem genau beſtimmt werden.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber einige wichtige Punkte der Geographie Guyanas. In: Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde, 5 (1837/1838), S. 35-62, hier S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_punkte_1837/3>, abgerufen am 29.03.2024.