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Humboldt, Alexander von: Briefe aus Paraguay. In: Hertha, Bd. 2 (1825), S. 696-707.

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Briefe aus Paraguay,
ternehmenden Manne, Herrn Grandsire geschrieben. Dieser
wurde mir in dem Jahre 1823 von dem gelehrten Botaniker
Herrn Mirbel (der unter der Staatsverwaltung des Duc de
Cazes eine wichtige Stelle im Ministerium des Jnnern be-
kleidete) als ein Reisender vorgestellt, der den Entschluß ge-
faßt hätte, nach Paraguay über Corrientes vorzudringen, um
meinem Freunde, Herrn Bonpland, den er ehemals in Bue-
nos-Ayres sehr genau gekannt, zu seiner endlichen Befreiung
nützlich zu sein. Eine solche Gelegenheit war nicht zu ver-
nachlässigen, und so wenig Hoffnung ich auch hatte, daß die-
ser Versuch gelingen würde, so bot ich doch alles auf, was
Herrn Grandsire's rühmliches Unternehmen begünstigen konnte.
Jch verschaffte ihm, gemeinschaftlich mit Herrn Cuvier, Briefe
des Jnstituts, welche den Wunsch für Bonpland's Rückkunft
aufs lebhafteste ausdrückten. Der damalige Minister der
auswärtigen Angelegenheiten, Vicomte de Chateaubriand,
empfahl auf meine Bitte Herrn Grandsire an den französischen
General-Konsul in Rio Janeiro. Jch schrieb selbst einen
langen spanischen Brief an den Diktator Doktor Francia.
Herr Grandsire meldete mir seine Ankunft in Brasilien im
März 1824. Es hat gewiß nicht an seinem guten Willen
und an seiner Thätigkeit gelegen, wenn sein Wunsch, Bon-
pland zu befreien, unerfüllt geblieben ist.




Sie haben aus meinem letzten Briefe aus Montevideo
gesehen, daß ich die Hoffnung hatte, unmittelbar von Bue-
nos-Ayres den Rio Paraguay aufwärts und dann durch
den Parana nach Candelaria zu gelangen; aber ein unge-
gründeter Verdacht, daß meine Reise politische Zwecke habe,
hat mich gehindert, diesen Plan auszuführen. Jch bin ge-
zwungen worden Buenos-Ayres zu verlassen und habe in
Montevideo bei dem brasilischen General-Gouverneur Le
Coc, der Jhnen und Herrn Bonpland sehr ergeben ist, die
freundlichste Aufnahme gefunden. Von dort aus habe ich

Briefe aus Paraguay,
ternehmenden Manne, Herrn Grandſire geſchrieben. Dieſer
wurde mir in dem Jahre 1823 von dem gelehrten Botaniker
Herrn Mirbel (der unter der Staatsverwaltung des Duc de
Cazes eine wichtige Stelle im Miniſterium des Jnnern be-
kleidete) als ein Reiſender vorgeſtellt, der den Entſchluß ge-
faßt hätte, nach Paraguay über Corrientes vorzudringen, um
meinem Freunde, Herrn Bonpland, den er ehemals in Bue-
nos-Ayres ſehr genau gekannt, zu ſeiner endlichen Befreiung
nützlich zu ſein. Eine ſolche Gelegenheit war nicht zu ver-
nachläſſigen, und ſo wenig Hoffnung ich auch hatte, daß die-
ſer Verſuch gelingen würde, ſo bot ich doch alles auf, was
Herrn Grandſire's rühmliches Unternehmen begünſtigen konnte.
Jch verſchaffte ihm, gemeinſchaftlich mit Herrn Cuvier, Briefe
des Jnſtituts, welche den Wunſch für Bonpland's Rückkunft
aufs lebhafteſte ausdrückten. Der damalige Miniſter der
auswärtigen Angelegenheiten, Vicomte de Chateaubriand,
empfahl auf meine Bitte Herrn Grandſire an den franzöſiſchen
General-Konſul in Rio Janeiro. Jch ſchrieb ſelbſt einen
langen ſpaniſchen Brief an den Diktator Doktor Francia.
Herr Grandſire meldete mir ſeine Ankunft in Braſilien im
März 1824. Es hat gewiß nicht an ſeinem guten Willen
und an ſeiner Thätigkeit gelegen, wenn ſein Wunſch, Bon-
pland zu befreien, unerfüllt geblieben iſt.




Sie haben aus meinem letzten Briefe aus Montevideo
geſehen, daß ich die Hoffnung hatte, unmittelbar von Bue-
nos-Ayres den Rio Paraguay aufwärts und dann durch
den Parana nach Candelaria zu gelangen; aber ein unge-
gründeter Verdacht, daß meine Reiſe politiſche Zwecke habe,
hat mich gehindert, dieſen Plan auszuführen. Jch bin ge-
zwungen worden Buenos-Ayres zu verlaſſen und habe in
Montevideo bei dem braſiliſchen General-Gouverneur Le
Coc, der Jhnen und Herrn Bonpland ſehr ergeben iſt, die
freundlichſte Aufnahme gefunden. Von dort aus habe ich

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[700/0006] Briefe aus Paraguay, ternehmenden Manne, Herrn Grandſire geſchrieben. Dieſer wurde mir in dem Jahre 1823 von dem gelehrten Botaniker Herrn Mirbel (der unter der Staatsverwaltung des Duc de Cazes eine wichtige Stelle im Miniſterium des Jnnern be- kleidete) als ein Reiſender vorgeſtellt, der den Entſchluß ge- faßt hätte, nach Paraguay über Corrientes vorzudringen, um meinem Freunde, Herrn Bonpland, den er ehemals in Bue- nos-Ayres ſehr genau gekannt, zu ſeiner endlichen Befreiung nützlich zu ſein. Eine ſolche Gelegenheit war nicht zu ver- nachläſſigen, und ſo wenig Hoffnung ich auch hatte, daß die- ſer Verſuch gelingen würde, ſo bot ich doch alles auf, was Herrn Grandſire's rühmliches Unternehmen begünſtigen konnte. Jch verſchaffte ihm, gemeinſchaftlich mit Herrn Cuvier, Briefe des Jnſtituts, welche den Wunſch für Bonpland's Rückkunft aufs lebhafteſte ausdrückten. Der damalige Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten, Vicomte de Chateaubriand, empfahl auf meine Bitte Herrn Grandſire an den franzöſiſchen General-Konſul in Rio Janeiro. Jch ſchrieb ſelbſt einen langen ſpaniſchen Brief an den Diktator Doktor Francia. Herr Grandſire meldete mir ſeine Ankunft in Braſilien im März 1824. Es hat gewiß nicht an ſeinem guten Willen und an ſeiner Thätigkeit gelegen, wenn ſein Wunſch, Bon- pland zu befreien, unerfüllt geblieben iſt. Jtapua in Paraguay, 18. Auguſt 1824. Sie haben aus meinem letzten Briefe aus Montevideo geſehen, daß ich die Hoffnung hatte, unmittelbar von Bue- nos-Ayres den Rio Paraguay aufwärts und dann durch den Parana nach Candelaria zu gelangen; aber ein unge- gründeter Verdacht, daß meine Reiſe politiſche Zwecke habe, hat mich gehindert, dieſen Plan auszuführen. Jch bin ge- zwungen worden Buenos-Ayres zu verlaſſen und habe in Montevideo bei dem braſiliſchen General-Gouverneur Le Coc, der Jhnen und Herrn Bonpland ſehr ergeben iſt, die freundlichſte Aufnahme gefunden. Von dort aus habe ich

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Briefe aus Paraguay. In: Hertha, Bd. 2 (1825), S. 696-707, hier S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_paraguay_1825/6>, abgerufen am 25.04.2024.