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Humboldt, Alexander von: Alexander von Humboldt an den Herausgeber aus Corunna am 5. Jun[i] 1799. In: Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde, Bd. 4 (1799), S. 399-401.

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Alexander von Humboldt an den Herausgeber aus
Corunna am 5. Jun. 1799.
*)


Von Marseille aus nahm ich Abschied von Ihnen, weil ich nach
Alger abzugehen, das Atlasgebirg zu studiren, und mit
der Caravane von Mecha den Landweg nach Cairo ein-
zuschlagen gedachte. Dasselbe ungünstige Schiksal, wel-
ches meine Reise um die Welt mit Cap. Baudin verei-
telte, verfolgte mich auch dort. Der zwischen Alger
und der Republik ausbrechende Krieg machte Africa
unzugänglich für mich, und meinem Plane, eine grosse
naturhistorische Reise zu unternehmen, getreu, lief ich
bis an's Ende von Europa. Ich rechnete damals, als
ich nach Spanien kam, nur auf eine sichere Ueberkunft
nach Marocco. Aber die liberale Art, mit der mich der
neue, und junge Staatsminister D. Mariano de Urquijo
aufnahm, die ausgezeichnete Gnade, mit der mir der
König und die Königin persönlich begegneten, ließ
mich bald mehr hoffen. Der Sächsische Gesandte, Baron
v. Forell
, ein vortreflicher Mineraloge, und Besizer ei-
nes sehr interessanten geognostischen Cabinets, ver-
schaffte mir die Erlaubniß, mit allen meinen Instrumen-
ten die spanischen Colonien zu besuchen. Der König äus-
serte mir noch, als ich mich ihm zum Abschiede am
Hofe zu Aranjuez zeigte, wie gern er zu nüzlichen
wissenschaftlichen Zweken behilflich sey. Ich trete dem-

nach
*) Die Stellen S. 373 u. 78 und S. 392 waren schon
abgedrukt, als dieser Brief eingieng.     d. H.
Alexander von Humboldt an den Herausgeber aus
Corunna am 5. Jun. 1799.
*)


Von Marſeille aus nahm ich Abſchied von Ihnen, weil ich nach
Alger abzugehen, das Atlasgebirg zu ſtudiren, und mit
der Caravane von Mecha den Landweg nach Cairo ein-
zuſchlagen gedachte. Daſſelbe ungünſtige Schikſal, wel-
ches meine Reiſe um die Welt mit Cap. Baudin verei-
telte, verfolgte mich auch dort. Der zwiſchen Alger
und der Republik ausbrechende Krieg machte Africa
unzugänglich für mich, und meinem Plane, eine groſſe
naturhiſtoriſche Reiſe zu unternehmen, getreu, lief ich
bis an's Ende von Europa. Ich rechnete damals, als
ich nach Spanien kam, nur auf eine ſichere Ueberkunft
nach Marocco. Aber die liberale Art, mit der mich der
neue, und junge Staatsminiſter D. Mariano de Urquijo
aufnahm, die ausgezeichnete Gnade, mit der mir der
König und die Königin perſönlich begegneten, ließ
mich bald mehr hoffen. Der Sächſiſche Geſandte, Baron
v. Forell
, ein vortreflicher Mineraloge, und Beſizer ei-
nes ſehr intereſſanten geognoſtiſchen Cabinets, ver-
ſchaffte mir die Erlaubniß, mit allen meinen Inſtrumen-
ten die ſpaniſchen Colonien zu beſuchen. Der König äuſ-
ſerte mir noch, als ich mich ihm zum Abſchiede am
Hofe zu Aranjuez zeigte, wie gern er zu nüzlichen
wiſſenſchaftlichen Zweken behilflich ſey. Ich trete dem-

nach
*) Die Stellen S. 373 u. 78 und S. 392 waren ſchon
abgedrukt, als dieſer Brief eingieng.     d. H.
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[399/0002] Alexander von Humboldt an den Herausgeber aus Corunna am 5. Jun. 1799. *) Von Marſeille aus nahm ich Abſchied von Ihnen, weil ich nach Alger abzugehen, das Atlasgebirg zu ſtudiren, und mit der Caravane von Mecha den Landweg nach Cairo ein- zuſchlagen gedachte. Daſſelbe ungünſtige Schikſal, wel- ches meine Reiſe um die Welt mit Cap. Baudin verei- telte, verfolgte mich auch dort. Der zwiſchen Alger und der Republik ausbrechende Krieg machte Africa unzugänglich für mich, und meinem Plane, eine groſſe naturhiſtoriſche Reiſe zu unternehmen, getreu, lief ich bis an's Ende von Europa. Ich rechnete damals, als ich nach Spanien kam, nur auf eine ſichere Ueberkunft nach Marocco. Aber die liberale Art, mit der mich der neue, und junge Staatsminiſter D. Mariano de Urquijo aufnahm, die ausgezeichnete Gnade, mit der mir der König und die Königin perſönlich begegneten, ließ mich bald mehr hoffen. Der Sächſiſche Geſandte, Baron v. Forell, ein vortreflicher Mineraloge, und Beſizer ei- nes ſehr intereſſanten geognoſtiſchen Cabinets, ver- ſchaffte mir die Erlaubniß, mit allen meinen Inſtrumen- ten die ſpaniſchen Colonien zu beſuchen. Der König äuſ- ſerte mir noch, als ich mich ihm zum Abſchiede am Hofe zu Aranjuez zeigte, wie gern er zu nüzlichen wiſſenſchaftlichen Zweken behilflich ſey. Ich trete dem- nach *) Die Stellen S. 373 u. 78 und S. 392 waren ſchon abgedrukt, als dieſer Brief eingieng. d. H.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Alexander von Humboldt an den Herausgeber aus Corunna am 5. Jun[i] 1799. In: Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde, Bd. 4 (1799), S. 399-401, hier S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_moll_1799/2>, abgerufen am 29.03.2024.