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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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und umgekehrt. Daß nun ein kalt von Amerika abgehender Westwind in Europa wärmer ankommen soll als ein in Amerika bereits erwärmter, wird wohl Niemand mit Ernst behaupten wollen. Der von Luftströmen abhängige Grund der Erwärmung der Westküsten liegt vielmehr darin, daß eben diese südwestlichen Winde ursprünglich südliche sind, welche durch die veränderte Drehung der Erde eine westliche Ablenkung erlitten haben. Kommen diese südlichen Winde von einem Meere, so werden sie in der niederen Breite viel Wasserdampf aufgenommen haben, der sich in der höheren Breite niederschlägt, und dadurch die Wärme in nördlicheren Gegenden frei macht, welche in südlichen gebunden wurde. Dringt, wie im atlantischen Meere, ein wärmerer Meeresstrom nach Norden, so werden die westlichen Winde auch zur Erwärmung der Küsten beitragen. Die über dem tropischen Afrika aufsteigenden Ströme werden, wo sie nördliche Breiten berühren, diese ebenfalls erwärmen; aber ihnen fehlt die, bei dem Niederschlag beleitender Dämpfe frei werdende Wärme, welche die vom Meere aufsteigenden Luftströme auszeichnet."

Noch bestimmter drückt sich Dove in einem 1852 erschienenen, gehaltvollen Werke: Die Verbreitung der Wärme auf der Oberfläche der Erde erläutert durch Isothermen, thermische Isanomalen und Temperaturcurven (S. 17), über den Einfluß von Afrika aus: "Bei den Jahres-Isothermen zeigt sich, daß, wo die tropische Zone fest ist, die darüber liegende gemäßigte oder kalte Luft eine erhöhte Temperatur erhält. In diesem Sinne entsprechen der festen Grundfläche des tropischen Afrika's die convexen Scheitel der europäischen Isothermen, der überwiegend flüssigen in West- und Ostindien die concaven Scheitel Amerika's und Asiens. Man

und umgekehrt. Daß nun ein kalt von Amerika abgehender Westwind in Europa wärmer ankommen soll als ein in Amerika bereits erwärmter, wird wohl Niemand mit Ernst behaupten wollen. Der von Luftströmen abhängige Grund der Erwärmung der Westküsten liegt vielmehr darin, daß eben diese südwestlichen Winde ursprünglich südliche sind, welche durch die veränderte Drehung der Erde eine westliche Ablenkung erlitten haben. Kommen diese südlichen Winde von einem Meere, so werden sie in der niederen Breite viel Wasserdampf aufgenommen haben, der sich in der höheren Breite niederschlägt, und dadurch die Wärme in nördlicheren Gegenden frei macht, welche in südlichen gebunden wurde. Dringt, wie im atlantischen Meere, ein wärmerer Meeresstrom nach Norden, so werden die westlichen Winde auch zur Erwärmung der Küsten beitragen. Die über dem tropischen Afrika aufsteigenden Ströme werden, wo sie nördliche Breiten berühren, diese ebenfalls erwärmen; aber ihnen fehlt die, bei dem Niederschlag beleitender Dämpfe frei werdende Wärme, welche die vom Meere aufsteigenden Luftströme auszeichnet.“

Noch bestimmter drückt sich Dove in einem 1852 erschienenen, gehaltvollen Werke: Die Verbreitung der Wärme auf der Oberfläche der Erde erläutert durch Isothermen, thermische Isanomalen und Temperaturcurven (S. 17), über den Einfluß von Afrika aus: „Bei den Jahres-Isothermen zeigt sich, daß, wo die tropische Zone fest ist, die darüber liegende gemäßigte oder kalte Luft eine erhöhte Temperatur erhält. In diesem Sinne entsprechen der festen Grundfläche des tropischen Afrika's die convexen Scheitel der europäischen Isothermen, der überwiegend flüssigen in West- und Ostindien die concaven Scheitel Amerika's und Asiens. Man

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[71/0041] und umgekehrt. Daß nun ein kalt von Amerika abgehender Westwind in Europa wärmer ankommen soll als ein in Amerika bereits erwärmter, wird wohl Niemand mit Ernst behaupten wollen. Der von Luftströmen abhängige Grund der Erwärmung der Westküsten liegt vielmehr darin, daß eben diese südwestlichen Winde ursprünglich südliche sind, welche durch die veränderte Drehung der Erde eine westliche Ablenkung erlitten haben. Kommen diese südlichen Winde von einem Meere, so werden sie in der niederen Breite viel Wasserdampf aufgenommen haben, der sich in der höheren Breite niederschlägt, und dadurch die Wärme in nördlicheren Gegenden frei macht, welche in südlichen gebunden wurde. Dringt, wie im atlantischen Meere, ein wärmerer Meeresstrom nach Norden, so werden die westlichen Winde auch zur Erwärmung der Küsten beitragen. Die über dem tropischen Afrika aufsteigenden Ströme werden, wo sie nördliche Breiten berühren, diese ebenfalls erwärmen; aber ihnen fehlt die, bei dem Niederschlag beleitender Dämpfe frei werdende Wärme, welche die vom Meere aufsteigenden Luftströme auszeichnet.“ Noch bestimmter drückt sich Dove in einem 1852 erschienenen, gehaltvollen Werke: Die Verbreitung der Wärme auf der Oberfläche der Erde erläutert durch Isothermen, thermische Isanomalen und Temperaturcurven (S. 17), über den Einfluß von Afrika aus: „Bei den Jahres-Isothermen zeigt sich, daß, wo die tropische Zone fest ist, die darüber liegende gemäßigte oder kalte Luft eine erhöhte Temperatur erhält. In diesem Sinne entsprechen der festen Grundfläche des tropischen Afrika's die convexen Scheitel der europäischen Isothermen, der überwiegend flüssigen in West- und Ostindien die concaven Scheitel Amerika's und Asiens. Man

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/41>, abgerufen am 20.04.2024.