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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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die ungegliederte, massenartige Ausdehnung des Continents und mit ihr eine veränderte Richtung (die allmälig concav werdende Inflexion) der Isothermen zu; desto schwächer wird der wohlthätige Einfluß des atlantischen Meeres und der (wie schon oben berührt) auf zwiefache Weise erwärmenden Westwinde (durch Mittheilung der, im Contact mit der Meeresfläche empfangenen Temperatur, und in weit höherem Maaße durch Niederschlag oder Tropfbar-Werden der mitgeführten Dämpfe); desto mehr geht, um mich des glücklichen Ausdrucks von Leopold von Buch zu bedienen, das Littoral-Klima in ein Continental-Klima mit heißen, dürren Sommern und übermäßig strengen Wintern über. Dieser östlichste Theil des nördlichen Europa's schließt sich in Klima, Beschaffenheit des Bodens und Vegetations-Armuth so sehr dem nördlichen Asien an, daß ein Reisender, welcher von den Heideländern am Ausfluß der Schelde ununterbrochen gegen Osten (den Ural überschreitend) bis zur Barabinskischen Salzsteppe und zum Obi-Strome wandert, geneigt sein wird, wie der ehrwürdige Vater der Geschichte unter den Hellenen, Herodot1, das nördliche Asien jenseits des caspischen Meeres und jenseits Herodots Arares (des Jarartes oder Sihun), nördlich vom Himmelsgebirge, für eine Fortsetzung des europäischen Continents zu halten und es mit gleichem Namen zu bezeichnen.

Ich habe bis hierher die Elemente der Wärme-Vertheilung so geschildert, wie ich sie in den Sitzungen unserer Akademie in den Jahren 1827 und 1833 vorgetragen. Es sind diese Elemente zu meiner Freude von einem Manne, der in großen und geistreichen Arbeiten die ganze Lehre der

1 Herod. III, 116; IV, 42 und 45 (Schweigh. ad Herod. T. V. p. 114 und 204).

die ungegliederte, massenartige Ausdehnung des Continents und mit ihr eine veränderte Richtung (die allmälig concav werdende Inflexion) der Isothermen zu; desto schwächer wird der wohlthätige Einfluß des atlantischen Meeres und der (wie schon oben berührt) auf zwiefache Weise erwärmenden Westwinde (durch Mittheilung der, im Contact mit der Meeresfläche empfangenen Temperatur, und in weit höherem Maaße durch Niederschlag oder Tropfbar-Werden der mitgeführten Dämpfe); desto mehr geht, um mich des glücklichen Ausdrucks von Leopold von Buch zu bedienen, das Littoral-Klima in ein Continental-Klima mit heißen, dürren Sommern und übermäßig strengen Wintern über. Dieser östlichste Theil des nördlichen Europa's schließt sich in Klima, Beschaffenheit des Bodens und Vegetations-Armuth so sehr dem nördlichen Asien an, daß ein Reisender, welcher von den Heideländern am Ausfluß der Schelde ununterbrochen gegen Osten (den Ural überschreitend) bis zur Barabinskischen Salzsteppe und zum Obi-Strome wandert, geneigt sein wird, wie der ehrwürdige Vater der Geschichte unter den Hellenen, Herodot1, das nördliche Asien jenseits des caspischen Meeres und jenseits Herodots Arares (des Jarartes oder Sihun), nördlich vom Himmelsgebirge, für eine Fortsetzung des europäischen Continents zu halten und es mit gleichem Namen zu bezeichnen.

Ich habe bis hierher die Elemente der Wärme-Vertheilung so geschildert, wie ich sie in den Sitzungen unserer Akademie in den Jahren 1827 und 1833 vorgetragen. Es sind diese Elemente zu meiner Freude von einem Manne, der in großen und geistreichen Arbeiten die ganze Lehre der

1 Herod. III, 116; IV, 42 und 45 (Schweigh. ad Herod. T. V. p. 114 und 204).
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[69/0039] die ungegliederte, massenartige Ausdehnung des Continents und mit ihr eine veränderte Richtung (die allmälig concav werdende Inflexion) der Isothermen zu; desto schwächer wird der wohlthätige Einfluß des atlantischen Meeres und der (wie schon oben berührt) auf zwiefache Weise erwärmenden Westwinde (durch Mittheilung der, im Contact mit der Meeresfläche empfangenen Temperatur, und in weit höherem Maaße durch Niederschlag oder Tropfbar-Werden der mitgeführten Dämpfe); desto mehr geht, um mich des glücklichen Ausdrucks von Leopold von Buch zu bedienen, das Littoral-Klima in ein Continental-Klima mit heißen, dürren Sommern und übermäßig strengen Wintern über. Dieser östlichste Theil des nördlichen Europa's schließt sich in Klima, Beschaffenheit des Bodens und Vegetations-Armuth so sehr dem nördlichen Asien an, daß ein Reisender, welcher von den Heideländern am Ausfluß der Schelde ununterbrochen gegen Osten (den Ural überschreitend) bis zur Barabinskischen Salzsteppe und zum Obi-Strome wandert, geneigt sein wird, wie der ehrwürdige Vater der Geschichte unter den Hellenen, Herodot 1, das nördliche Asien jenseits des caspischen Meeres und jenseits Herodots Arares (des Jarartes oder Sihun), nördlich vom Himmelsgebirge, für eine Fortsetzung des europäischen Continents zu halten und es mit gleichem Namen zu bezeichnen. Ich habe bis hierher die Elemente der Wärme-Vertheilung so geschildert, wie ich sie in den Sitzungen unserer Akademie in den Jahren 1827 und 1833 vorgetragen. Es sind diese Elemente zu meiner Freude von einem Manne, der in großen und geistreichen Arbeiten die ganze Lehre der 1 Herod. III, 116; IV, 42 und 45 (Schweigh. ad Herod. T. V. p. 114 und 204).

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/39>, abgerufen am 16.04.2024.