Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

Bild:
<< vorherige Seite

Auf der dritten erfuhr er den doppelten Einfluß der Passatwinde und des Aequinoctial-Stromes sowohl im Süden der Insel Trinidad, längs der Küste von Cumana, bis zum westlichen Vorgebirge der Insel Margarita; als auf der kurzen Ueberfahrt von diesem Vorgebirge (Cabo de Macanao) nach Haiti. Allen Seefahrern ist bekannt, wie ich sie selbst hinlänglich erfahren habe, die Heftigkeit der ost-westlichen Strömung im antillischen Meere zwischen Trinidad, Tabago und Grenada, zwischen St. Vincent und Santa Lucia, zwischen Santa Lucia und Martinique. In SO von der Insel Trinidad strebt der Aequinoctial-Strom nach WNW, weil er durch den Küstenstrom von Nord-Brasilien und der Guyana, welcher von SO nach NW gerichtet ist, verändert wird.1 Die Verfahrungsarten, deren man sich in der vervollkommneten Nautik bedient, um auf dem hohen Meere, fern von allen Küsten oder von Inseln, deren Ortsbestimmung bekannt ist, die Richtung und Geschwindigkeit der Strömungen zu bestimmen, die ihre Wirkung in der Länge, d. h. im Sinne eines Paralleles, äußern (Vergleichung der Schiffsrechnung, point d'estime durch Log und Compaß, mit den partiellen chronometrischen Bestimmungen oder Mond-Distanzen); fehlen fast gänzlich bis zum Anfang der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Columbus, als er mit so vieler Gewißheit die große Meeresbewegung zwischen den Tropen angab, war also nicht durch Berechnung auf diese Bemerkung geführt worden: er hatte die Bewegung erkannt, weil sie dem Auge bei der Durchfahrt zwischen den Küsten bemerkbar wird: an den Küsten vorzugsweise, wenn das Schiff vor Anker oder in Windstille liegt; auf offner See durch die

1 Lartigue in den Annales maritimes de Bajot 1828 p. 313-33[9].

Auf der dritten erfuhr er den doppelten Einfluß der Passatwinde und des Aequinoctial-Stromes sowohl im Süden der Insel Trinidad, längs der Küste von Cumana, bis zum westlichen Vorgebirge der Insel Margarita; als auf der kurzen Ueberfahrt von diesem Vorgebirge (Cabo de Macanao) nach Haiti. Allen Seefahrern ist bekannt, wie ich sie selbst hinlänglich erfahren habe, die Heftigkeit der ost-westlichen Strömung im antillischen Meere zwischen Trinidad, Tabago und Grenada, zwischen St. Vincent und Santa Lucia, zwischen Santa Lucia und Martinique. In SO von der Insel Trinidad strebt der Aequinoctial-Strom nach WNW, weil er durch den Küstenstrom von Nord-Brasilien und der Guyana, welcher von SO nach NW gerichtet ist, verändert wird.1 Die Verfahrungsarten, deren man sich in der vervollkommneten Nautik bedient, um auf dem hohen Meere, fern von allen Küsten oder von Inseln, deren Ortsbestimmung bekannt ist, die Richtung und Geschwindigkeit der Strömungen zu bestimmen, die ihre Wirkung in der Länge, d. h. im Sinne eines Paralleles, äußern (Vergleichung der Schiffsrechnung, point d'estime durch Log und Compaß, mit den partiellen chronometrischen Bestimmungen oder Mond-Distanzen); fehlen fast gänzlich bis zum Anfang der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Columbus, als er mit so vieler Gewißheit die große Meeresbewegung zwischen den Tropen angab, war also nicht durch Berechnung auf diese Bemerkung geführt worden: er hatte die Bewegung erkannt, weil sie dem Auge bei der Durchfahrt zwischen den Küsten bemerkbar wird: an den Küsten vorzugsweise, wenn das Schiff vor Anker oder in Windstille liegt; auf offner See durch die

1 Lartigue in den Annales maritimes de Bajot 1828 p. 313-33[9].
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0021" n="51"/>
Auf der dritten erfuhr er den doppelten Einfluß der Passatwinde und des Aequinoctial-Stromes sowohl im Süden der Insel <placeName>Trinidad</placeName>, längs der Küste von <placeName>Cumana</placeName>, bis zum westlichen Vorgebirge der Insel <placeName>Margarita</placeName>; als auf der kurzen Ueberfahrt von diesem Vorgebirge (<placeName><hi rendition="#aq">Cabo de Macanao</hi></placeName>) nach <placeName>Haiti</placeName>. Allen Seefahrern ist bekannt, wie ich sie selbst hinlänglich erfahren habe, die Heftigkeit der ost-westlichen Strömung im <placeName>antillischen Meere</placeName> zwischen <placeName>Trinidad</placeName>, <placeName>Tabago</placeName> und <placeName>Grenada</placeName>, zwischen <placeName>St. Vincent</placeName> und <placeName>Santa Lucia</placeName>, zwischen <placeName>Santa Lucia</placeName> und <placeName>Martinique</placeName>. In SO von der Insel <placeName>Trinidad</placeName> strebt der Aequinoctial-Strom nach WNW, weil er durch den Küstenstrom von <placeName>Nord-Brasilien</placeName> und der <placeName>Guyana,</placeName> welcher von SO nach NW gerichtet ist, verändert wird.<note place="foot" n="1"><hi rendition="#g">Lartigue</hi> in den <hi rendition="#aq">Annales maritimes de <hi rendition="#g">Bajot 1828</hi> p. 313-33<supplied reason="damage" resp="#AvH-Fsst">9</supplied>.</hi><lb/></note> Die Verfahrungsarten, deren man sich in der vervollkommneten Nautik bedient, um auf dem hohen Meere, fern von allen Küsten oder von Inseln, deren Ortsbestimmung bekannt ist, die Richtung und Geschwindigkeit der Strömungen zu bestimmen, die ihre Wirkung <hi rendition="#g">in der Länge</hi>, d. h. im Sinne eines Paralleles, äußern (Vergleichung der Schiffsrechnung, <hi rendition="#aq">point d'estime</hi> durch Log und Compaß, mit den partiellen chronometrischen Bestimmungen oder Mond-Distanzen); fehlen fast gänzlich bis zum Anfang der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. <persName>Columbus,</persName> als er mit so vieler Gewißheit die große Meeresbewegung zwischen den Tropen angab, war also nicht durch Berechnung auf diese Bemerkung geführt worden: er hatte die Bewegung erkannt, weil sie dem Auge bei der Durchfahrt zwischen den Küsten bemerkbar wird: an den Küsten vorzugsweise, wenn das Schiff vor Anker oder in Windstille liegt; auf offner See durch die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0021] Auf der dritten erfuhr er den doppelten Einfluß der Passatwinde und des Aequinoctial-Stromes sowohl im Süden der Insel Trinidad, längs der Küste von Cumana, bis zum westlichen Vorgebirge der Insel Margarita; als auf der kurzen Ueberfahrt von diesem Vorgebirge (Cabo de Macanao) nach Haiti. Allen Seefahrern ist bekannt, wie ich sie selbst hinlänglich erfahren habe, die Heftigkeit der ost-westlichen Strömung im antillischen Meere zwischen Trinidad, Tabago und Grenada, zwischen St. Vincent und Santa Lucia, zwischen Santa Lucia und Martinique. In SO von der Insel Trinidad strebt der Aequinoctial-Strom nach WNW, weil er durch den Küstenstrom von Nord-Brasilien und der Guyana, welcher von SO nach NW gerichtet ist, verändert wird. 1 Die Verfahrungsarten, deren man sich in der vervollkommneten Nautik bedient, um auf dem hohen Meere, fern von allen Küsten oder von Inseln, deren Ortsbestimmung bekannt ist, die Richtung und Geschwindigkeit der Strömungen zu bestimmen, die ihre Wirkung in der Länge, d. h. im Sinne eines Paralleles, äußern (Vergleichung der Schiffsrechnung, point d'estime durch Log und Compaß, mit den partiellen chronometrischen Bestimmungen oder Mond-Distanzen); fehlen fast gänzlich bis zum Anfang der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Columbus, als er mit so vieler Gewißheit die große Meeresbewegung zwischen den Tropen angab, war also nicht durch Berechnung auf diese Bemerkung geführt worden: er hatte die Bewegung erkannt, weil sie dem Auge bei der Durchfahrt zwischen den Küsten bemerkbar wird: an den Küsten vorzugsweise, wenn das Schiff vor Anker oder in Windstille liegt; auf offner See durch die 1 Lartigue in den Annales maritimes de Bajot 1828 p. 313-339.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/21
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/21>, abgerufen am 20.04.2024.