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Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851.

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men. Das Originalmanuscript befand sich, wie aus diesem
Briefe hervorgeht, bereits in seinen Händen und Humboldt bat
ihn, bei Göschen in Leipzig anzufragen: "ob er den Verlag zur
Ostermesse 1793 übernehmen wolle."

Es ergiebt sich aber aus dem vorliegenden Briefe zugleich,
dass Humboldt Schiller'n noch eine ganz andre Betheiligung
als diese blos äusserliche an seinem literarischen Unternehmen
zugedacht hatte. Es heisst in demselben: "Caroline 1) schreibt
"uns noch, dass einige Ideen meiner Abhandlung Sie nicht ohne
"Interesse gelassen haben, und dass Sie selbst sich jetzt mehr
"mit diesen Gegenständen beschäftigen. Sie selbst versprachen
"mir schon einmal halb und halb die Mittheilung einiger Ihrer
"Ideen. Welch ein angenehmes Geschenk würden Sie mir da-
"mit machen! Wie wäre es aber, wenn Sie sie in Gestalt einer
"Vorrede, oder eines Anhangs, oder wie Sie sonst wollten, mit
"oder ohne Ihren Namen, meiner Abhandlung beifügten. Es
"versteht sich, dass dies nur ein hingeworfner Einfall ist. Aber
"es scheint mir zu interessant, wenn ein Mann von Ihrem Geiste,
"ohne vorhergehendes eigentliches Studium dieser Materien,
"und also von ganz anderen, neuen und originelleren Gesichts-
"punkten ausgehend, diesen Gegenstand behandelte; und der
"Kreis Ihrer schriftstellerischen Arbeiten bietet Ihnen sonst
"nicht leicht, wenn Sie nicht Lust hätten, Ihre Ideen zu einer
"eignen Schrift auszuspinnen, eine bequemere Gelegenheit dar,
"sie gelegentlich einzuweben."

Wir erfahren nicht, welche Aufnahme dieser Vorschlag bei
Schiller fand. Indessen darf angenommen werden, dass dieser
schon desshalb nicht daran denken konnte, auf ihn einzugehn,
weil die politischen Ideen, mit denen ihn Humboldt beschäftigt
wusste, in ihm bereits den Plan zu einer eignen selbständigen

1) Schiller's treffliche und geistvolle Schwägerin, die nachherige Frau von
Wolzogen, die in dieser ganzen Angelegenheit zwischen Schiller und Humboldt
die Mittelsperson gebildet zu haben scheint.

men. Das Originalmanuscript befand sich, wie aus diesem
Briefe hervorgeht, bereits in seinen Händen und Humboldt bat
ihn, bei Göschen in Leipzig anzufragen: „ob er den Verlag zur
Ostermesse 1793 übernehmen wolle.“

Es ergiebt sich aber aus dem vorliegenden Briefe zugleich,
dass Humboldt Schiller’n noch eine ganz andre Betheiligung
als diese blos äusserliche an seinem literarischen Unternehmen
zugedacht hatte. Es heisst in demselben: „Caroline 1) schreibt
„uns noch, dass einige Ideen meiner Abhandlung Sie nicht ohne
„Interesse gelassen haben, und dass Sie selbst sich jetzt mehr
„mit diesen Gegenständen beschäftigen. Sie selbst versprachen
„mir schon einmal halb und halb die Mittheilung einiger Ihrer
„Ideen. Welch ein angenehmes Geschenk würden Sie mir da-
„mit machen! Wie wäre es aber, wenn Sie sie in Gestalt einer
„Vorrede, oder eines Anhangs, oder wie Sie sonst wollten, mit
„oder ohne Ihren Namen, meiner Abhandlung beifügten. Es
„versteht sich, dass dies nur ein hingeworfner Einfall ist. Aber
„es scheint mir zu interessant, wenn ein Mann von Ihrem Geiste,
„ohne vorhergehendes eigentliches Studium dieser Materien,
„und also von ganz anderen, neuen und originelleren Gesichts-
„punkten ausgehend, diesen Gegenstand behandelte; und der
„Kreis Ihrer schriftstellerischen Arbeiten bietet Ihnen sonst
„nicht leicht, wenn Sie nicht Lust hätten, Ihre Ideen zu einer
„eignen Schrift auszuspinnen, eine bequemere Gelegenheit dar,
„sie gelegentlich einzuweben.“

Wir erfahren nicht, welche Aufnahme dieser Vorschlag bei
Schiller fand. Indessen darf angenommen werden, dass dieser
schon desshalb nicht daran denken konnte, auf ihn einzugehn,
weil die politischen Ideen, mit denen ihn Humboldt beschäftigt
wusste, in ihm bereits den Plan zu einer eignen selbständigen

1) Schiller’s treffliche und geistvolle Schwägerin, die nachherige Frau von
Wolzogen, die in dieser ganzen Angelegenheit zwischen Schiller und Humboldt
die Mittelsperson gebildet zu haben scheint.
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[VI/0014] men. Das Originalmanuscript befand sich, wie aus diesem Briefe hervorgeht, bereits in seinen Händen und Humboldt bat ihn, bei Göschen in Leipzig anzufragen: „ob er den Verlag zur Ostermesse 1793 übernehmen wolle.“ Es ergiebt sich aber aus dem vorliegenden Briefe zugleich, dass Humboldt Schiller’n noch eine ganz andre Betheiligung als diese blos äusserliche an seinem literarischen Unternehmen zugedacht hatte. Es heisst in demselben: „Caroline 1) schreibt „uns noch, dass einige Ideen meiner Abhandlung Sie nicht ohne „Interesse gelassen haben, und dass Sie selbst sich jetzt mehr „mit diesen Gegenständen beschäftigen. Sie selbst versprachen „mir schon einmal halb und halb die Mittheilung einiger Ihrer „Ideen. Welch ein angenehmes Geschenk würden Sie mir da- „mit machen! Wie wäre es aber, wenn Sie sie in Gestalt einer „Vorrede, oder eines Anhangs, oder wie Sie sonst wollten, mit „oder ohne Ihren Namen, meiner Abhandlung beifügten. Es „versteht sich, dass dies nur ein hingeworfner Einfall ist. Aber „es scheint mir zu interessant, wenn ein Mann von Ihrem Geiste, „ohne vorhergehendes eigentliches Studium dieser Materien, „und also von ganz anderen, neuen und originelleren Gesichts- „punkten ausgehend, diesen Gegenstand behandelte; und der „Kreis Ihrer schriftstellerischen Arbeiten bietet Ihnen sonst „nicht leicht, wenn Sie nicht Lust hätten, Ihre Ideen zu einer „eignen Schrift auszuspinnen, eine bequemere Gelegenheit dar, „sie gelegentlich einzuweben.“ Wir erfahren nicht, welche Aufnahme dieser Vorschlag bei Schiller fand. Indessen darf angenommen werden, dass dieser schon desshalb nicht daran denken konnte, auf ihn einzugehn, weil die politischen Ideen, mit denen ihn Humboldt beschäftigt wusste, in ihm bereits den Plan zu einer eignen selbständigen 1) Schiller’s treffliche und geistvolle Schwägerin, die nachherige Frau von Wolzogen, die in dieser ganzen Angelegenheit zwischen Schiller und Humboldt die Mittelsperson gebildet zu haben scheint.

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Zitationshilfe: Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_grenzen_1851/14>, abgerufen am 28.03.2024.