Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49.

Bild:
<< vorherige Seite

liams und Pownall untersuchte Golf-Strom,
welcher die warmen Wasser des mexikanischen
Meerbusens
über die Bank von Neufoundland führt,
sondern auch ein Strom kalter Gewässer, den wir
in der Südsee gefunden haben, soll darauf verzeich-
net werden; ein Strom, welcher an der Küste von
Chili und Peru hinfliesst, und sich beim Cap Parinna
gegen Westen wendet. Ausserhalb dieser Strö-
mungen finde ich das Meer in der dem Aequator
nahen Zone zwischen 20°,6 und 22°,5.

Das Endresultat aller dieser Beobachtungen
ist, dass man die mittlere Wärme der Ebene des
Meeres zwischen den Parallelen 10° nördlich und
südlich von der Linie, auf 21°,5 und zwischen
10° und den Wendekreisen auf 20°,8 anschlagen
kann. Kirwan's Annahme von 23° für den Ae-
quator* ist demnach zu hoch.

Mit ihr vergleicht nun Hr. von Hum-
boldt
die mittlern Temperaturen der oben ge-
nannten in grossen und hohen Gebirgsebenen gele-
genen Städte. Die Höhe der Stadt Quito, (0°,13'
17"; s. Br.,) ist nicht, wie sie La Condamine und
Bouguer bei Berechnung der Berghöhen anneh-
men, 1462t, sondern barometrisch gemessen und
nach La Place's Formel berechnet 1500t. Das
Thermometer sah Hr. von Humboldt bei seinem
sechsmonatlichen Aufenthalte daselbst oft den gan-

* Phys. chem. Schriften, nach Crell's Uebersetzung,
B. 3, S. 132.

liams und Pownall unterſuchte Golf-Strom,
welcher die warmen Waſſer des mexikaniſchen
Meerbuſens
über die Bank von Neufoundland führt,
ſondern auch ein Strom kalter Gewäſſer, den wir
in der Südſee gefunden haben, ſoll darauf verzeich-
net werden; ein Strom, welcher an der Küſte von
Chili und Peru hinflieſst, und ſich beim Cap Pariña
gegen Weſten wendet. Auſserhalb dieſer Strö-
mungen finde ich das Meer in der dem Aequator
nahen Zone zwiſchen 20°,6 und 22°,5.

Das Endreſultat aller dieſer Beobachtungen
iſt, daſs man die mittlere Wärme der Ebene des
Meeres zwiſchen den Parallelen 10° nördlich und
ſüdlich von der Linie, auf 21°,5 und zwiſchen
10° und den Wendekreiſen auf 20°,8 anſchlagen
kann. Kirwan's Annahme von 23° für den Ae-
quator* iſt demnach zu hoch.

Mit ihr vergleicht nun Hr. von Hum-
boldt
die mittlern Temperaturen der oben ge-
nannten in groſsen und hohen Gebirgsebenen gele-
genen Städte. Die Höhe der Stadt Quito, (0°,13′
17″; ſ. Br.,) iſt nicht, wie ſie La Condamine und
Bouguer bei Berechnung der Berghöhen anneh-
men, 1462t, ſondern barometriſch gemeſſen und
nach La Place's Formel berechnet 1500t. Das
Thermometer ſah Hr. von Humboldt bei ſeinem
ſechsmonatlichen Aufenthalte daſelbſt oft den gan-

* Phyſ. chem. Schriften, nach Crell's Ueberſetzung,
B. 3, S. 132.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/128569379"><pb facs="#f0043" n="43"/>
liams</persName></hi> und <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/105527023X">Pownall</persName></hi> unter&#x017F;uchte <placeName>Golf-Strom</placeName>,<lb/>
welcher die warmen Wa&#x017F;&#x017F;er des <placeName>mexikani&#x017F;chen<lb/>
Meerbu&#x017F;ens</placeName> über die Bank von <placeName>Neufoundland</placeName> führt,<lb/>
&#x017F;ondern auch ein Strom kalter Gewä&#x017F;&#x017F;er, den wir<lb/>
in der <placeName>Süd&#x017F;ee</placeName> gefunden haben, &#x017F;oll darauf verzeich-<lb/>
net werden; ein Strom, welcher an der Kü&#x017F;te von<lb/><placeName>Chili</placeName> und <placeName>Peru</placeName> hinflie&#x017F;st, und &#x017F;ich beim <placeName>Cap Parin&#x0303;a</placeName><lb/>
gegen We&#x017F;ten wendet. Au&#x017F;serhalb die&#x017F;er Strö-<lb/>
mungen finde ich das Meer in der dem Aequator<lb/>
nahen Zone zwi&#x017F;chen 20°,6 und 22°,5.</p><lb/>
            <p>Das Endre&#x017F;ultat aller die&#x017F;er Beobachtungen<lb/>
i&#x017F;t, da&#x017F;s man die mittlere Wärme der Ebene des<lb/>
Meeres zwi&#x017F;chen den Parallelen 10° nördlich und<lb/>
&#x017F;üdlich von der Linie, auf 21°,5 und zwi&#x017F;chen<lb/>
10° und den Wendekrei&#x017F;en auf 20°,8 an&#x017F;chlagen<lb/>
kann. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11922139X">Kirwan</persName>'s</hi> Annahme von 23° für den Ae-<lb/>
quator<note place="foot" n="*"><hi rendition="#i">Phy&#x017F;. chem. Schriften</hi>, nach <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116725346">Crell</persName>'s</hi> Ueber&#x017F;etzung,<lb/>
B. 3, S. 132.</note> i&#x017F;t demnach zu hoch.</p><lb/>
            <p>Mit ihr vergleicht nun Hr. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">von Hum-<lb/>
boldt</persName></hi> die mittlern Temperaturen der oben ge-<lb/>
nannten in gro&#x017F;sen und hohen Gebirgsebenen gele-<lb/>
genen Städte. Die Höhe der Stadt <hi rendition="#i"><placeName>Quito</placeName></hi>, (0°,13&#x2032;<lb/>
17&#x2033;; &#x017F;. Br.,) i&#x017F;t nicht, wie &#x017F;ie <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118778390">La Condamine</persName></hi> und<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117622974">Bouguer</persName></hi> bei Berechnung der Berghöhen anneh-<lb/>
men, 1462<hi rendition="#sup">t</hi>, &#x017F;ondern barometri&#x017F;ch geme&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
nach <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118726536">La Place</persName>'s</hi> Formel berechnet 1500<hi rendition="#sup">t</hi>. Das<lb/>
Thermometer &#x017F;ah Hr. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">von Humboldt</persName></hi> bei &#x017F;einem<lb/>
&#x017F;echsmonatlichen Aufenthalte da&#x017F;elb&#x017F;t oft den gan-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0043] liams und Pownall unterſuchte Golf-Strom, welcher die warmen Waſſer des mexikaniſchen Meerbuſens über die Bank von Neufoundland führt, ſondern auch ein Strom kalter Gewäſſer, den wir in der Südſee gefunden haben, ſoll darauf verzeich- net werden; ein Strom, welcher an der Küſte von Chili und Peru hinflieſst, und ſich beim Cap Pariña gegen Weſten wendet. Auſserhalb dieſer Strö- mungen finde ich das Meer in der dem Aequator nahen Zone zwiſchen 20°,6 und 22°,5. Das Endreſultat aller dieſer Beobachtungen iſt, daſs man die mittlere Wärme der Ebene des Meeres zwiſchen den Parallelen 10° nördlich und ſüdlich von der Linie, auf 21°,5 und zwiſchen 10° und den Wendekreiſen auf 20°,8 anſchlagen kann. Kirwan's Annahme von 23° für den Ae- quator * iſt demnach zu hoch. Mit ihr vergleicht nun Hr. von Hum- boldt die mittlern Temperaturen der oben ge- nannten in groſsen und hohen Gebirgsebenen gele- genen Städte. Die Höhe der Stadt Quito, (0°,13′ 17″; ſ. Br.,) iſt nicht, wie ſie La Condamine und Bouguer bei Berechnung der Berghöhen anneh- men, 1462t, ſondern barometriſch gemeſſen und nach La Place's Formel berechnet 1500t. Das Thermometer ſah Hr. von Humboldt bei ſeinem ſechsmonatlichen Aufenthalte daſelbſt oft den gan- * Phyſ. chem. Schriften, nach Crell's Ueberſetzung, B. 3, S. 132.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806/43
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49, hier S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806/43>, abgerufen am 28.03.2024.