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Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49.

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die mittlere Temperatur der Länder zwischen den
Wendekreisen zwischen 21° und 22°,7 R. La Con-
damine
bestimmt sie für die Ufer der Südsee nur
auf 20°. Allerdings ist die südliche Hemisphäre un-
sers Erdballs etwas kühler, oder vielmehr gleich-
mässig milder, als die nördliche. Doch liegt die-
ser Unterschied mehr in den Extremen, als in der
mittlern Wärme. Die Länder südlich vom Aequa-
tor, besonders die der gemässigten südlichen Zone,
sind wegen der grossen Wassermenge der südlichen
Halbkugel weder so übermässig kalt, noch so
übermässig warm, als die nördlichen Regionen der
Erde unter gleichen Breiten. Nach meinen Beob-
achtungen zu Guayaquil, einem Hafen an der Südsee,
scheint die mittlere Temperatur dieser Küstenlän-
der gegen 21°,3 zu betragen. Natürlich muss hier-
von der Erdstrich zwischen Amotape und Coquim-
bo
ausgeschlossen werden, der westlichste und san-
dige Theil von Peru, in dem es nie regnet und
donnert, und in welchem fünfmonatliche Verhül-
lung der Sonne durch dicke Nebel eine dort em-
pfindliche Kälte von 9 bis 10° R. erregt.* In

* Im Jahre 1801 sank an den kältesten Tagen in
Lima, den 28. Julius, den 30. August und den 27.
September, das Thermometer auf 11° herab.
Die wärmsten Tage waren der 25. Febr. und 25.
März zu 22° R. Die mittlere Temperatur von
Lima scheint gegen 17°, also 4° weniger zu seyn,
als an der Küste gelegenen Orten dieser geogr.
Breite zukömmt.

die mittlere Temperatur der Länder zwiſchen den
Wendekreiſen zwiſchen 21° und 22°,7 R. La Con-
damine
beſtimmt ſie für die Ufer der Südſee nur
auf 20°. Allerdings iſt die ſüdliche Hemiſphäre un-
ſers Erdballs etwas kühler, oder vielmehr gleich-
mäſsig milder, als die nördliche. Doch liegt die-
ſer Unterſchied mehr in den Extremen, als in der
mittlern Wärme. Die Länder ſüdlich vom Aequa-
tor, beſonders die der gemäſsigten ſüdlichen Zone,
ſind wegen der groſsen Waſſermenge der ſüdlichen
Halbkugel weder ſo übermäſsig kalt, noch ſo
übermäſsig warm, als die nördlichen Regionen der
Erde unter gleichen Breiten. Nach meinen Beob-
achtungen zu Guayaquil, einem Hafen an der Südſee,
ſcheint die mittlere Temperatur dieſer Küſtenlän-
der gegen 21°,3 zu betragen. Natürlich muſs hier-
von der Erdſtrich zwiſchen Amotape und Coquim-
bo
ausgeſchloſſen werden, der weſtlichſte und ſan-
dige Theil von Peru, in dem es nie regnet und
donnert, und in welchem fünfmonatliche Verhül-
lung der Sonne durch dicke Nebel eine dort em-
pfindliche Kälte von 9 bis 10° R. erregt.* In

* Im Jahre 1801 ſank an den kälteſten Tagen in
Lima, den 28. Julius, den 30. Auguſt und den 27.
September, das Thermometer auf 11° herab.
Die wärmſten Tage waren der 25. Febr. und 25.
März zu 22° R. Die mittlere Temperatur von
Lima ſcheint gegen 17°, alſo 4° weniger zu ſeyn,
als an der Küſte gelegenen Orten dieſer geogr.
Breite zukömmt.
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[41/0041] die mittlere Temperatur der Länder zwiſchen den Wendekreiſen zwiſchen 21° und 22°,7 R. La Con- damine beſtimmt ſie für die Ufer der Südſee nur auf 20°. Allerdings iſt die ſüdliche Hemiſphäre un- ſers Erdballs etwas kühler, oder vielmehr gleich- mäſsig milder, als die nördliche. Doch liegt die- ſer Unterſchied mehr in den Extremen, als in der mittlern Wärme. Die Länder ſüdlich vom Aequa- tor, beſonders die der gemäſsigten ſüdlichen Zone, ſind wegen der groſsen Waſſermenge der ſüdlichen Halbkugel weder ſo übermäſsig kalt, noch ſo übermäſsig warm, als die nördlichen Regionen der Erde unter gleichen Breiten. Nach meinen Beob- achtungen zu Guayaquil, einem Hafen an der Südſee, ſcheint die mittlere Temperatur dieſer Küſtenlän- der gegen 21°,3 zu betragen. Natürlich muſs hier- von der Erdſtrich zwiſchen Amotape und Coquim- bo ausgeſchloſſen werden, der weſtlichſte und ſan- dige Theil von Peru, in dem es nie regnet und donnert, und in welchem fünfmonatliche Verhül- lung der Sonne durch dicke Nebel eine dort em- pfindliche Kälte von 9 bis 10° R. erregt. * In * Im Jahre 1801 ſank an den kälteſten Tagen in Lima, den 28. Julius, den 30. Auguſt und den 27. September, das Thermometer auf 11° herab. Die wärmſten Tage waren der 25. Febr. und 25. März zu 22° R. Die mittlere Temperatur von Lima ſcheint gegen 17°, alſo 4° weniger zu ſeyn, als an der Küſte gelegenen Orten dieſer geogr. Breite zukömmt.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49, hier S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806/41>, abgerufen am 29.03.2024.