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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219.

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chincha) ausstiess. Gomara (fol. LXIX, b) versichert:
"der Aschenregen habe sie schon in 80 Leguas Entfer-
nung erreicht, dabei seyen Flammen nebst vielem Don-
ner aus dem siedenden Berge (monte que hierve) aus-
gebrochen." (Herrera, Dec. V lib. VI cap. 2.) Wie
viel älter mögen die Ausbrüche seyn, die eine Bimstein-
schicht hervorgebracht haben, welche man, unter dem
Strassenpflaster von Quito, mit Lettenschichten von 15
Fuss bedeckt findet. Die Eruption des Pichincha vom
17ten October 1566 gab wieder einen Aschenregen, der
20 Stunden dauerte, und alle Viehweiden in der Provinz
zerstörte. Einen Monat darauf, am 16. November, fiel noch
mehr Asche. Die Indianer flohen vor Schrecken auf die
Berge, und man musste mit Karren die Strassen von der
Asche reinigen. (Herera, Dec. V Lib. X cap. 10). Im
ganzen 16ten Jahrhunderte war die Andeskette von Chili,
Quito und Guatemale in furchtbarer vulkanischer Aufre-
gung. Zwei überaus seltene, von den Jesuiten Jacinto
Moran de Butron
und Thomas de Gijon 1721 und
1754 herausgegebenen Biographien 1) der wunderthä-
tigen Nonne Beata Mariana de Jesus, unter dem
mystischen Namen la Azucena (Lilie) de Quito be-
kannt, beschäftigen sich im Allgemeinen viel mit dem Pi-
chincha, enthalten aber bloss die besondere und sichere
Angabe 2) des Ausbruches von 1660. "Seit der Schrek-

1) Die Titel sind: La Azucena de Quito que broto el florido campo
de la Iglesia en las Indias occidentales, por
Jacinto Moran de
Butron
, Soc. Jesu (Madrid 1721); und Compendio historico
de la prodigiosa vida, virtudes y milagros de
Mariana Jesus
Flores y Paredes
, escrito por Thomas de Gijon 1754. Die
Beata ward 1618 geboren, und da sie nur 26 Jahr alt wurde, er-
lebte sie nicht den grossen Ausbruch von 1660, ja nicht einmal die
erste Zerstörung von Riobamba (1654), während welcher auch die Stadt
Quito viel durch Erdbeben litt. Gijon behauptet fälschlich (p. 38),
dass Pichincha zum ersten Male 1580 Feuer gespien habe.
2) Butron, p. 67. An dem Fronton des Klosters des heiligen Au-
gustinus las ich folgende Inschrift: "Anno de 1660 a 27 de Octubre

chincha) ausstieſs. Gomara (fol. LXIX, b) versichert:
»der Aschenregen habe sie schon in 80 Leguas Entfer-
nung erreicht, dabei seyen Flammen nebst vielem Don-
ner aus dem siedenden Berge (monte que hierve) aus-
gebrochen.« (Herrera, Dec. V lib. VI cap. 2.) Wie
viel älter mögen die Ausbrüche seyn, die eine Bimstein-
schicht hervorgebracht haben, welche man, unter dem
Straſsenpflaster von Quito, mit Lettenschichten von 15
Fuſs bedeckt findet. Die Eruption des Pichincha vom
17ten October 1566 gab wieder einen Aschenregen, der
20 Stunden dauerte, und alle Viehweiden in der Provinz
zerstörte. Einen Monat darauf, am 16. November, fiel noch
mehr Asche. Die Indianer flohen vor Schrecken auf die
Berge, und man muſste mit Karren die Straſsen von der
Asche reinigen. (Herera, Dec. V Lib. X cap. 10). Im
ganzen 16ten Jahrhunderte war die Andeskette von Chili,
Quito und Guatemale in furchtbarer vulkanischer Aufre-
gung. Zwei überaus seltene, von den Jesuiten Jacinto
Moran de Butron
und Thomas de Gijon 1721 und
1754 herausgegebenen Biographien 1) der wunderthä-
tigen Nonne Beata Mariana de Jesus, unter dem
mystischen Namen la Azucena (Lilie) de Quito be-
kannt, beschäftigen sich im Allgemeinen viel mit dem Pi-
chincha, enthalten aber bloſs die besondere und sichere
Angabe 2) des Ausbruches von 1660. »Seit der Schrek-

1) Die Titel sind: La Azucena de Quito que broto el florido campo
de la Iglesia en las Indias occidentales, por
Jacinto Moran de
Butron
, Soc. Jesu (Madrid 1721); und Compendio historico
de la prodigiosa vida, virtudes y milagros de
Mariana Jesus
Flores y Paredes
, escrito por Thomas de Gijon 1754. Die
Beata ward 1618 geboren, und da sie nur 26 Jahr alt wurde, er-
lebte sie nicht den groſsen Ausbruch von 1660, ja nicht einmal die
erste Zerstörung von Riobamba (1654), während welcher auch die Stadt
Quito viel durch Erdbeben litt. Gijon behauptet fälschlich (p. 38),
daſs Pichincha zum ersten Male 1580 Feuer gespien habe.
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gustinus las ich folgende Inschrift: „Año de 1660 a 27 de Octubre
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[203/0011] chincha) ausstieſs. Gomara (fol. LXIX, b) versichert: »der Aschenregen habe sie schon in 80 Leguas Entfer- nung erreicht, dabei seyen Flammen nebst vielem Don- ner aus dem siedenden Berge (monte que hierve) aus- gebrochen.« (Herrera, Dec. V lib. VI cap. 2.) Wie viel älter mögen die Ausbrüche seyn, die eine Bimstein- schicht hervorgebracht haben, welche man, unter dem Straſsenpflaster von Quito, mit Lettenschichten von 15 Fuſs bedeckt findet. Die Eruption des Pichincha vom 17ten October 1566 gab wieder einen Aschenregen, der 20 Stunden dauerte, und alle Viehweiden in der Provinz zerstörte. Einen Monat darauf, am 16. November, fiel noch mehr Asche. Die Indianer flohen vor Schrecken auf die Berge, und man muſste mit Karren die Straſsen von der Asche reinigen. (Herera, Dec. V Lib. X cap. 10). Im ganzen 16ten Jahrhunderte war die Andeskette von Chili, Quito und Guatemale in furchtbarer vulkanischer Aufre- gung. Zwei überaus seltene, von den Jesuiten Jacinto Moran de Butron und Thomas de Gijon 1721 und 1754 herausgegebenen Biographien 1) der wunderthä- tigen Nonne Beata Mariana de Jesus, unter dem mystischen Namen la Azucena (Lilie) de Quito be- kannt, beschäftigen sich im Allgemeinen viel mit dem Pi- chincha, enthalten aber bloſs die besondere und sichere Angabe 2) des Ausbruches von 1660. »Seit der Schrek- 1) Die Titel sind: La Azucena de Quito que broto el florido campo de la Iglesia en las Indias occidentales, por Jacinto Moran de Butron, Soc. Jesu (Madrid 1721); und Compendio historico de la prodigiosa vida, virtudes y milagros de Mariana Jesus Flores y Paredes, escrito por Thomas de Gijon 1754. Die Beata ward 1618 geboren, und da sie nur 26 Jahr alt wurde, er- lebte sie nicht den groſsen Ausbruch von 1660, ja nicht einmal die erste Zerstörung von Riobamba (1654), während welcher auch die Stadt Quito viel durch Erdbeben litt. Gijon behauptet fälschlich (p. 38), daſs Pichincha zum ersten Male 1580 Feuer gespien habe. 2) Butron, p. 67. An dem Fronton des Klosters des heiligen Au- gustinus las ich folgende Inschrift: „Año de 1660 a 27 de Octubre

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219, hier S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1838/11>, abgerufen am 23.04.2024.