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Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

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(letzteres war einst der Landsitz des Vicekönigs von Neu-Granada), bringt die Pflugschar aus sehr geringer Tiefe riesenmäßige fossile Knochen elephantenartiger Thiere an das Licht. Es ist das Campo de Gigantes, wie es schon die ersten spanischen Ankömmlinge genannt haben. Dagegen wird an dem entgegengesetzten Ende der Hochebene, gegen Norden bei Zipaquira, ein mächtiges Steinsalz-Lager abgebaut. Aus allgemeinen Betrachtungen über den Zusammenhang dieser merkwürdigen geognostischen Verhältnisse folgt, daß Steinsalz- und Kohlenflöze hier nicht Localbildungen, Erzeugnisse aus einem ausgetrockneten Alpensee (dem Funzha der Muysca-Mythe) sind, sondern daß diese Bildungen mit größeren Phänomenen verkettet sind: mit solchen, die sich auf ganze Länderstrecken beziehen. Diese Phänomene erneuern sich, so zu sagen, weit hin über Berg und Thal, und gehören dem tiefen Flußbette des Magdalena-Stromes, wie den Ebenen des Meta und Orinoco (westlich und östlich von der großen Cordillere) gleichmäßig zu. Nach geognostischen Ansichten, die einer längst verflossenen Zeit angehören: einer Zeit, in der die noch wenig ausgebildete Wissenschaft alle Formationen fast nur nach ihrer Auflagerung und äußeren Gestaltung, oder nach einer scheinbaren Analogie mit gewissen Typen benannte; schienen mir in der Hochebene von Bogota drei Flözformationen auf einander zu folgen: von unten nach oben gezählt, Sandstein, Gyps und Kalkstein.

Die Sandstein-Formation wird überall sichtbar in der östlichen Gebirgswand hinter der Stadt Bogota, wie gegen den nördlichen Ausgang der Bergebene hin, wo hoch am Gebirge der kleine Alpensee Guatavita liegt. Der Kalkstein scheint sich weniger hoch zu erheben. Der Fels, auf

(letzteres war einst der Landsitz des Vicekönigs von Neu-Granada), bringt die Pflugschar aus sehr geringer Tiefe riesenmäßige fossile Knochen elephantenartiger Thiere an das Licht. Es ist das Campo de Gigantes, wie es schon die ersten spanischen Ankömmlinge genannt haben. Dagegen wird an dem entgegengesetzten Ende der Hochebene, gegen Norden bei Zipaquira, ein mächtiges Steinsalz-Lager abgebaut. Aus allgemeinen Betrachtungen über den Zusammenhang dieser merkwürdigen geognostischen Verhältnisse folgt, daß Steinsalz- und Kohlenflöze hier nicht Localbildungen, Erzeugnisse aus einem ausgetrockneten Alpensee (dem Funzha der Muysca-Mythe) sind, sondern daß diese Bildungen mit größeren Phänomenen verkettet sind: mit solchen, die sich auf ganze Länderstrecken beziehen. Diese Phänomene erneuern sich, so zu sagen, weit hin über Berg und Thal, und gehören dem tiefen Flußbette des Magdalena-Stromes, wie den Ebenen des Meta und Orinoco (westlich und östlich von der großen Cordillere) gleichmäßig zu. Nach geognostischen Ansichten, die einer längst verflossenen Zeit angehören: einer Zeit, in der die noch wenig ausgebildete Wissenschaft alle Formationen fast nur nach ihrer Auflagerung und äußeren Gestaltung, oder nach einer scheinbaren Analogie mit gewissen Typen benannte; schienen mir in der Hochebene von Bogota drei Flözformationen auf einander zu folgen: von unten nach oben gezählt, Sandstein, Gyps und Kalkstein.

Die Sandstein-Formation wird überall sichtbar in der östlichen Gebirgswand hinter der Stadt Bogota, wie gegen den nördlichen Ausgang der Bergebene hin, wo hoch am Gebirge der kleine Alpensee Guatavita liegt. Der Kalkstein scheint sich weniger hoch zu erheben. Der Fels, auf

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[123/0025] (letzteres war einst der Landsitz des Vicekönigs von Neu-Granada), bringt die Pflugschar aus sehr geringer Tiefe riesenmäßige fossile Knochen elephantenartiger Thiere an das Licht. Es ist das Campo de Gigantes, wie es schon die ersten spanischen Ankömmlinge genannt haben. Dagegen wird an dem entgegengesetzten Ende der Hochebene, gegen Norden bei Zipaquira, ein mächtiges Steinsalz-Lager abgebaut. Aus allgemeinen Betrachtungen über den Zusammenhang dieser merkwürdigen geognostischen Verhältnisse folgt, daß Steinsalz- und Kohlenflöze hier nicht Localbildungen, Erzeugnisse aus einem ausgetrockneten Alpensee (dem Funzha der Muysca-Mythe) sind, sondern daß diese Bildungen mit größeren Phänomenen verkettet sind: mit solchen, die sich auf ganze Länderstrecken beziehen. Diese Phänomene erneuern sich, so zu sagen, weit hin über Berg und Thal, und gehören dem tiefen Flußbette des Magdalena-Stromes, wie den Ebenen des Meta und Orinoco (westlich und östlich von der großen Cordillere) gleichmäßig zu. Nach geognostischen Ansichten, die einer längst verflossenen Zeit angehören: einer Zeit, in der die noch wenig ausgebildete Wissenschaft alle Formationen fast nur nach ihrer Auflagerung und äußeren Gestaltung, oder nach einer scheinbaren Analogie mit gewissen Typen benannte; schienen mir in der Hochebene von Bogota drei Flözformationen auf einander zu folgen: von unten nach oben gezählt, Sandstein, Gyps und Kalkstein. Die Sandstein-Formation wird überall sichtbar in der östlichen Gebirgswand hinter der Stadt Bogota, wie gegen den nördlichen Ausgang der Bergebene hin, wo hoch am Gebirge der kleine Alpensee Guatavita liegt. Der Kalkstein scheint sich weniger hoch zu erheben. Der Fels, auf

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/25>, abgerufen am 18.04.2024.